DAX Einkäufer schrieb:
Es ist nicht legitim, einer ganzen Generation bestimmte
Eigenschaften zu unterstellen. Bestimmte Einstellungen sind
aber erst in den letzten Jahren sichtbar geworden, vorher gab
es sowas einfach nicht in diesem Ausmaß. Es gab eine Zeit, in
der die Menschen einen Job haben wollten, weil dieser ihnen
wirtschaftliche Stabilität ermöglicht und eine
Karriereperspektive bietet. Auch früher gab es Menschen, die
eine Arbeit als nicht befriedigend empfanden. In den ersten
Berufsjahren allerdings war sowas egal, da man stolz auf den
erreichten Berufseinstieg war und in den ersten Jahren halt
Lehrjahre durchlief und keine Herrenjahre. Man wäre gar nicht
auf die Idee gekommen, aufgrund so eines vagen Gefühls wie
"der Job ist nichts für mich" die berufliche
Orientierung in Frage zu stellen. Man hat auch damals nicht
erwartet, dass einen das Arbeitsleben von morgens bis abends
beglückt und entzückt.
Ich lese deine Beiträge immer gerne, aber als mitten in der Generation Y geborener Jungarbeitnehmer tut mir dieser hier in den Augen weh.
Der TE hat als Einsteiger in einer Big 4 doch schon 95% unserer Elterngeneration an Karriere- und Anpassungswillen übertroffen.
Wenn ich die Biografien meiner Eltern und ihrer Bekannter anschaue, haben die meisten sich nach heutigen Maßstäben bis Mitte 30 völlig karriereunkonform verhalten, und trotzdem ist was aus ihnen geworden. Der eine fuhr bis 30 Taxi, um dann doch noch was zu studieren, die andere brach mehrere Ausbildungen ab und ist heute Dr. jur.
Lieber TE, lass dir bitte nicht einreden, dass du mit der einmal getroffenen Entscheidung nun 50 Jahre lang Audit machen musst.
Berufseinsteiger, die erst im zweiten, dritten oder vierten Job (oder sogar nie) ihre Erfüllung finden, gibt es und hat es immer schon gegeben, und es gibt absolut keine Anzeichen dafür, dass das früher weniger Personen gewesen wären als heute.
Inzwischen haben sich einige Dinge verändert, und das ist
keineswegs ausschließlich negativ. Viele junge Menschen
wissen nicht mehr, was sie eigentlich wollen: Die
Möglichkeiten haben sich vermehrt, die Studenten kommen im
Schnitt 4 Jahre früher von der Hochschule, die Eltern
beschützen ihren Nachwuchs vermehrt vor jeder Art von selbst
gemachter Erfahrung (dann lieber ab ins Internat, wo klar
vorgegeben ist, welche Art von Erfahrung die Kinder
vorgespielt bekommen) und durch die enorme Masse an
Geldvermögen sehen viele auch gar keine Motivation mehr,
etwas zu erreichen und aufzubauen.
Jetzt bitte mal ein kurzer Reality-Check:
Die Zahl der Internatsschüler liegt z.B. in Bayern, was kein unelitistisches Bundesland ist, bei unter 1%
http://www.statistik.bayern.de/medien/statistik/bildungsoziales/schu_eckdaten_bayern_2015.pdf
http://www.internate-portal.de/bundesland/bayern, 12 Internate auf 6.133 Schulen)
und ist seit Jahrzehnten einige Ausreißer ausgenommen rückläufig (finde die Stat. gerade nicht, liefere nach).
Das Vermögen der Bundesbürger hat inflationsbereinigt seit den 80ern inflationsbereinigt keine Zunahme erlebt:
https://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Veroeffentlichungen/Monatsberichtsaufsaetze/2013/2013_06_phf_studie.pdf?__blob=publicationFile
Was für ein Szenario möchtest du hier aufbauen?
Natürlich ist bei vielen der vorherigen Generation der
erwartete "Deal" auch gar nicht aufgegangen, denn
man hat viel härter gearbeitet als gedacht und dafür oftmals
zwar viel Geld verdient, aber nicht das gewünschte Maß an
Glück erreicht. Zumindest erzählt diese Generation das
gelegentlich.
Und deine Erwartung ist nun, dass Generation Y diese Stories (die auch ich oft höre, ein Bekannter meiner Eltern, VWLer mitte 40, versucht sich seit neuestem als buddhistischer Mönch) in den Wind schlägt und genau den gleichen Weg geht?
Und das willst du unserem TE dann als allgemeingültigen Weg verkaufen?
Wie soll ich denn die Beobachtung einordnen, dass jemand nach
drei Monaten in einem halbwegs anständigen Beruf feststellt,
dieser Job "ist nichts für mich"; und er könne
"gleich weitersuchen" Es sieht nicht danach aus,
dass dieser User mit Freude für meine Altersvorsorge arbeitet.
Ganz einfach: Vielleicht so, dass der Job nichts für ihn ist? Freuen wir uns doch über die Erkenntnis.
Vielleicht würde er gerne in einem Job für deine Rente arbeiten, der ihm mehr liegt?
Ich glaube es gibt nur sehr wenige Menschen, die immer und überall mit ihrer ersten Entscheidung richtig liegen.
Hier wird aber einfach nur wahllos
vom einen Job in den nächsten gehoppelt, bis dann endlich das
Hähnchen vom Himmel fällt. Wo ist denn der Eigenbeitrag zur
Verbesserung der Situation? Wo ist die Spiegelung der eigenen
Erfahrungen? Wo ist die Selbstkritik? Wo stellt sich der
Threadersteller die Frage, wie es überhaupt dazu kommen konnte?
Vielleicht haben wir unterschiedliche Texte gelesen, aber:
- Hier geht es um den ersten Job, von "Hoppeln" ist hier nichts zu erkennen
- Der Eigenbeitrag ist, sich einen neuen Job suchen zu wollen, der sinnstiftender und in letzter Konsequenz auch erfolgbringender ist
- Selbstkritik drückt der TE darin aus, erkannt zu haben, dass Audit nichts für ihn ist. Das ist doch schon mal ein selbstkritischer Ansatz. Er sagt nicht "ich bin der weltbeste Auditor, aber die blöden Kollegen engen mich ein".
Ich habe volles Verständnis für Menschen, die das Optimum
herausholen und dabei viel für meine Altersvorsorge tun. Hier
haben wir es aber genau mit dem Gegenteil zu tun.
Woher weißt du denn, was für ihn das Optimum ist?
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