Ich habe vor kurzem an der Uni Mannheim (noch als Diplomer) abgeschlossen und behaupte, dass neben heißer Luft vor allem eine ganze Menge Substanz vorhanden ist.
Ich denke, dass viel heiße Luft von Außenstehenden gemacht wird, die auf keine eigene Erfahrungen mit der Uni zurückgreifen können sowie von Studis aus den jüngeren Semestern, die noch nicht drüber hinweg gekommen sind, dass sie in Mannheim untergekommen sind und davon ausgehen in Kürze bereits CEO zu werden.
Fakt ist:
In Mannheim wird das Rad nicht neu erfunden! Ein Deckungsbeitrag errechnet sich in MA nicht anders als in München oder an der WHU. Auch die 4P's sind in Mannheim die gleichen wie in Münster. Ebenfalls sind die Steuergesetze, die die Mannheimer lernen keine anderen als die welche man in Köln lernt.
Fakt ist aber auch:
1) ...dass MA einige sehr gute Professoren hat (Homburg, Weber etc.). Diese Profs betreiben intensivste Forschungsarbeit auf sehr hohem internationalen Niveau und genau von diesen Forschungserkenntnissen profitieren die Studis.
2) ...weil die Profs sehr forschungsstark sind, sind sie eben auch an gut ausgebildetem Doktorandennachwuchs bzw. Diplomanten/Master interessiert, die ihrem Lehrstuhl möglicherweise bei Forschungsfragen unterstützen können. Da die BWL-Forschung nunmal sehr quantitativ ist, bringen die Profs den Studis die quantitaitven Aspekte bereits im Studium bei. Daraus resultieren häufig schwere Klausuren und damit verbunden auch schlechte Noten.
3)...bei den Diplomern in BWL waren nahezu alle Leistungsnachweise in Form einer Klausur zu erbringen. Meines Erachtens werden in Hausarbeiten, Präsentationen etc. jedoch tendenziell bessere Noten erzielt. Das könnte ein weiterer Grund für mögliche schlechte Noten sein.
Bezug nehmend auf deinen Thread stellt sich nun aber die Frage, ob schlechte Noten ein Indikator für heiße Luft in der Lehre sind. Ich denke nein! Möglicherweise ist das Gegenteil der Fall und ich behaupte wer in MA sein Diplom erhalten hat, hat eine sehr gute Ausbildung erhalten. Was man aus dieser Ausbildung macht, wie man es versteht das Wissen anzuwenden und für welche Art von Jobs man sich bewirbt steht aber natürlich auf einem anderen Blatt.
Hier kommen deine Bedenken ins Spiel: Richtig ist, dass MA keine so ausgeprägten Unternehmenskontakte wie z.B. die WHU hat und man, wie von dir beschrieben, möglicherweise durch das Raster fällt wenn man nicht zu den Top 10-20% gehört. Das ist Pech für den Mannheimer Studenten! Wenn es jedoch der WHU gelingt, auch Absolventen die keine Top Performer sind in den großen IB/UB unterzubringen spricht das in meinen Augen nicht für eine substanvollere Ausbildung sondern für geschicktes und traditionsreiches Networking.
Wenn du dir also Sorgen um heiße Luft machst, dann solltest du vor allem die Rekrutierungsmethodik jener großen Top IB/UB in Frage stellen, die sich auf die Fahne schreiben nur die besten Absolventen zu rekrutieren.
Wo kommen nun also die restlichen 80-90% der Mannheimer unter, die durch den Raster fallen?
- Konzerne (wer aus seinem Studium wirklich etwas gelernt hat -unabhängig von Noten- kann es hier beweisen und immernoch eine steile Karriere hinlegen)
- Mittelstand
- Spezial/Boutique Beratungen
- Einige gehen in die Forschung (vor allem auch einige der Top 10-20%)
Nicht zuletzt gibt es auch einige, die schlichtweg nicht zur Gattung "Karrierejunky" zählen und mit einer einfachen, lockeren, 9-5 Linienposition zufriend sind. Gerade von denen gibt es an staatlichen Unis sicherlich relativ gesehen mehr als an den Privaten.
Hoffe das hat etwas Licht ins Dunkle gebracht.
Viele Grüße!
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