Frau Schavan trifft mit dieser Aussage offenbar einen Nerv in der deutschen Gesellschaft, nämlich den "Ich bin besser als Du"-Nerv. Scheint irgendwie eine Krankheit hierzulande zu sein sich ständig in einer unbändigen Arroganz "besser" oder "elitärer" zu fühlen. Dies hat ja leider schon in der Geschichte sehr negative Auswirkungen gehabt wie ja allseits bekannt ist.
Es gibt zur Fragestellung eine Interpretation, die in der Fachbewertung häufig verwendet wird, nämlich dass der Meister dem Bachelor "gleichwertig" aber NICHT "gleichartig" ist. Das dürfte die Interpretation in der Wirtschaft ungefähr treffen, denn man wird weder von heute auf Morgen Meister oder Bachelor. Für beide Errungenschaften bedarf es einer Menge Disziplin und Lernbereitschaft, auch Bereitschaft zum Verzicht auf Freizeit etc.
Zudem ist ein Meisterlehrgang wie auch ein Bachelorstudium mit finanziellen Verpflichtungen verbunden. Der Meister muss nicht selten jenseits der 10.000 Euro bezahlen wenn es ein Gewerbe wie bzw. der Elektromeister oder der Friseurmeister ist. Für die Fachwirtweiterbildungen die ja ebenfalls auf der "Meister-Stufe" rangieren werden Beträge bis zu 5.000 Euro fällig.
Der Bachelorstudent muss in vielen Bundesländern Studiengebühren entrichten und da viele Studenten nicht in der Nähe des Heimatortes studieren bedarf es jeden Monat auch der Kosten für den Lebensunterhalt. Auch das muss erstmal geleistet werden.
Der Meisteraspirant muss zudem eine menge Berufserfahrung und Fundus mitbringen, sonst darf er den überhaupt nicht ablegen, bei den Fachwirteprüfungen schwanken die Voraussetzungen stark.
Der Trend: Je anerkannter das Abschlussergebnis, desto höher die Anforderungen zur Prüfungszulassung.
Zu Bachelorstudiengängen kann man heute auch längst ohne Abitur mit Berufserfahrung zu gelassen werden, meist aber an Privaten Fachhochschulen bei denen das Studium alleine schon ohne Anerkennung von Nebenkosten 11-12.000 Euro kostet, was selbst mit einem normalen Gehalt nur schwer aufzubringen ist.
Der Skandal an dieser Stelle ist, dass eine IHK-Fortbildung durch das sog. Meister-BAFÖG zu 30% komplett übernommen wird und die restlichen 70% durch ein zinsgünstiges KFW-Darlehen, welches bei bestandener Prüfung nochmal mit einem 25% Nachlass vor Steuern belegt wird.
Für ein Bachelorstudium gibt es diese Unterstützung nicht, man kann lediglich die Gebühren über die Werbungskosten geltend machen, das ist aber ebenso mit der Meister-Fortbildung möglich.
Der Hochschulabschluss ist hier klar benachteiligt. Hängt wohl mit der Lobbyarbeit der Industrie- und Handelskammern zusammen.
Jetzt stellt sich aber die Frage ob man das wirklich vergleichen kann.
Ein Meisteraspirant hat meist langjährige Berufserfahrung, sofern Inhaber eines Betriebes oder angehender Inhaber meist auch Angestellte und einen festen Kundenstamm. Wie soll ich das "bildungstechnisch" bewerten?
Ein Bacheloraspirant hat in der Regel ausser Praktika keine Berufserfahrung, steht aber, mit Ausnahme von Betriebswirten vs. Bachelor of Arts in BWL auch nicht wirklich in Konkurrenz zu bsp. gewerblichen Meistern.
Auch ein Diplomingenieur hat eine ganz andere Graduierung als ein staatl. gepr. Techniker.
Oftmals bis auf gen. Ausnahmen also ein "Äpfel-Birnen-Vergleich".
Insofern hat doch jeder Abschluss und jeder Weg für sich seine Wertigkeit.
Die Meisterausbildung ist sehr hochwertig und dem Praxisanspruch der gefordert wird auch entsprechend gerecht.
Die Hochschulausbildung an deutschen Hochschulen ist ebenso für ihren Bereich hochwertig und international sehr anerkannt und geschätzt.
Beides hat also seine Berechtigung.
Was mich oft nervt sind überbordende "Anforderungsprofile" in Stellenbeschreibungen.
Oft wird ein "wirtschaftswissenschaftliches Hochschulstudium" für Tätigkeiten eingefordert, die locker ein Fachwirt oder Betriebswirt ebenso gut mit seiner Berufserfahrung durchführen könnte, dafür wird aber der Hochschulabschluss nicht entsprechend gewürdigt und für die Tätigkeiten für die der Hochschulabschluss eigentlich gedacht war, wird dann heute ein Master oder eine Promotion eingefordert.
Ein wenig mehr Bodenständigkeit und Praxisbezug wäre also hier durchaus angebracht. Dann wäre auch merkliche Linderung bei dieser ominösen "Fachkräftemangeldiskussion" spürbar. Fachkräfte sind nämlich NOCH da, aus In- wie Ausland, aber wenn sie von einigen Persönlichkeiten in der Wirtschaft bewusst "abgewertet" werden in ihrem Können und ihren Qualifikationen, dann hat die ganze Welt offensichtlich ein "Fachkräfteproblem".
Lounge Gast schrieb:
http://de.nachrichten.yahoo.com/z%C3%A4her-streit-%C3%BCber-rangliste-f%C3%BCr-berufsabschl%C3%BCsse-beigelegt-133148039.html
Unsere liebe Kultusministerin hat den Meister (Techniker,
Betriebswirt) Abschluss nun mit einem Bachelor gleichgestellt.
Begründung: Berufliche Erfahrung ist genausoviel wert wie
akademische.
Was haltet ihr davon?
Ich finde diese Entscheidung ist purer Schwachsinn!
Man sollte bedenken, dass ein Bachelor irgendwann auch
Berufserfahrung hat. Nämlich ziemlich schnell nach dem
Berufseinstieg. Und das passiert, nicht zu glauben,
automatisch.
Bekommen dann Bachelor mit Berufserfahrung einen Doktortiel
nachträglich?!
Und Master werden dann Professor professionel?!
Und Doktoren und Professoren werden Gott (professionel)?!
(/sarkastische Ironie)
Eine Ausbildung wird übrigens mit dem Abitur gleichgesetzt!
Schön doof die Idioten (wie ich), die sich unbezahlt durch
die Schule qäulen, während andere bezahlt werden und auf
geringerem Niveau sich einen schlauen Lenz machen.
Lustig auch, dass ich bereits vor meinem Abitur
Techniker-Schülern Nachhilfe gegeben habe, die, wie gesagt
vor meinem Abitur, kurz vor einem jetztigen Bachelorabschluss
standen, ich aber in Sachen Mathe und Physik deutlich höheres
Wissen hatte.
Meiner meinung nach ist das die dümmste Entscheidung des
Jahrzehnts!
Frau Schavan sagt: "Es ist jetzt möglich die höchste
Stufe zu erreichen, ohne jemals die Hochschule auch nur einen
Tag von innen gesehen zu haben."
Sie sieht das wohl positv. Allenernstes. Ich denke bei dieser
Aussage eher, ob sie auf Drogen war als sie das formuliert
hatte?! Der Todesstoß für unser Bildungssystem! Danke Frau
Schavan!
Und ich trottel hab Abi und Bachelor. Habe nie was verdient
und mir einen abgelernt. Hätte ich das gewusst, hätte ich
eine gechillte Ausbildung und einen gechillten Meister (1
Jahr Vollzeit!) gemacht! Und hätte dabei noch verdient die
meiste Zeit!
Die Folge wird sein, dass der Abschluss allein rein gar
nichts mehr wert ist. Es gibt akademischen Einheitsbrei!
Es wird nur noch darauf ankommen, wo die Abschlüsse erwobren
wurden. USA lässt grüßen. Die Zeiten wo jeder deutsche
Hochschulabschluss, egal woher, seinen Wert hatte, sind vorbei!
Wäre ich früher geboren hätte ich noch Diplom machen
können... Ärgerlich...
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