Sound-Check: Metallica, St. Anger
Die alten Zeiten sind vorbei.
Kantige Trash-Metal-StückeUnd wie steht es mit dem Songwriting? Gibt es noch die zum Schluss gehörten Pop-Schemata-Songs? Definitiv nicht, kein langsames oder kalkulierbares Stück gibt dieses Album her. Die Songs sind schnell, kantig wie der Sound, ja selten geradlinig, teilweise sogar wirr durch die vielen Breaks. Insgesamt ist das stilistisch eher Trash Metal und nicht der typische »alte« Metallica-Sound. Warum auch, lass die doch mal was anderes, Neues machen, könnte man sagen. Metallica wollten aber selbst alles vor dem Hintergrund ihrer Klassikeralben betrachtet haben. Also bitte!
Das Titelstück beispielsweise verbindet geradlinigen Trash Metal mit besungenen Akustikpassagen und einem melodischen Midtempo-Refrain. Die rein instrumentalen schnellen Passagen könnten auch auf Reign in Blood von Slayer zu finden sein. Ähnliches gilt auch für Some Kind of Monster, zusätzlich verkümmert hier zu Beginn im Hintergrund eine klägliche Melodie, und am Ende gibt´s düsteren Sprechgesang. Wo aber sind die Gitarrenmelodien wie beispielsweise - o.k., das ist hoch gegriffen - bei Seek and Destroy? Und - es gibt nicht ein Gitarrensolo! Unglaublich. Sollte man James Hetfield im Rahmen seiner kürzlich vollzogenen Entgiftungen auch die Kreativität aus dem Körper gesogen haben? Und wo war Kirk Hammet?
Dirty Window und auch My World klingen schon besser. Sehr rock & rollig treten diese Stücke in den Hintern, sind aber auch nicht so richtig Metallica, mindestens ersteres eher schon Motörhead. Na also! Dann kommt Sweet Amber , und endlich merkt man, mit welcher Band man es hier doch eigentlich zu tun hat. Kurzes Akustikintro, und dann kommt ein schneller, aber melodischer, fetziger Gitarrenlauf, schleppende Mittelteile mit kreativem, abwechslungsreichem Gesang, und wieder geht es mächtig ab, ohne dass die Melodie zu kurz kommt. Ganz klar das stärkste Stück des Albums und das, was am ehesten an alte Zeiten erinnern könnte.
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