Sound-Check: Yello, The Eye
Ein Vierteljahrhundert Yello unverkennbar
Unerwartete Frauenstimmen
Erstmalig auf The Eye werden nicht alle 14 Songs von Dieter Meier alleine gesungen. Bedient hat man sich zusätzlich der mal zart gesäuselten, mal leicht rauen Stimme von Jade Davies. Don Turbulento mit dieser Stimme ist lateinamerikanisches Easy Listening der allerfeinsten Sorte. Wenn da nicht jeder Lust bekommt, sich die nächstbeste Person zum Tanzen und den nächstbesten Cocktail zu schnappen. Lateinamerikanische Klänge spielten bei Yello schon immer eine große Rolle. Man erinnere sich an das großartige Pinball Cha Cha, ein Lied, das wie kein anderes schon Anfang der 80er südamerikanische Kultur mit heute noch aktueller Elektronik verband. Die Frauenstimme schadet der Eigenständigkeit unwesentlich, könnte allerdings als ein Versuch des Vorstoßes in kommerziellere Gefilde gedeutet werden. Dafür spricht auch das Mitmixen Ian Pooleys bei zwei Stücken. Wollen es Yello jetzt doch noch einmal wissen?
Subjektiv erinnerte anfangs die Single Planet Dada seltsamerweise an Westbams Beat Box Rocker. Wenn überhaupt, dann ist Planet Dada stilistisch eine Super-Deluxe-Version dieses Stückes. Minimalistischer Beat mit leicht düster sphärischen Klängen, hektischen Samples auch der elektronisch entfremdeten Stimme. Hier zeigt sich die Souveränität Boris Blanks an den Synthesizern, jahrzehntelange Erfahrung. Soul on Ice hört sich an wie die melancholische Psycho-Version der Hitsingle Vicious Games. Dazu triviale Texte wie »this is the story that never began«, vorgetragen von Dieter Meiers schwerem Sprechgesang. Yello so, wie man sie kennt. Die Stücke Junior B und Distant Solution, bei denen auch Jade Davies singt, passen durchaus in die Kategorie Lounge. Auch das ist neu. Hipster´s Delay ist dann recht avantgardistisch, mit fantastischen, noch nicht gehörten Geräuschen.
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