Ich habe Wirtschaftschemie an der Universität in Ulm studiert und das Grundstudium (Bachelor) war das ganz normale Chemiestudium mit Praktikum und allem was die Chemiker auch hatten. Ausnahme war das 4. Fach. Chemiker konnten hier eine Vertiefung wählen und die Wirtschaftschemiker hatten dann eben BWL, VWL, Controlling etc.
Im Masterstudium hat sich das ganze dann bei mir deutlich geändert, aber auch hier konnte man frei seinen Schwerpunkt wählen. Es ist also auch möglich den Schwerpunk auf dem Chemiestudium zu lassen und nur zusätzlich Wirtschaftsfächer zu belegen.
Ich habe mich allerdings für den Wirtschaftsschwerpunkt entschieden und hatte dann viele Management-Vorlesungen (ProduktMM, ProzessMM etc.).
Der Vorteil ist, dass man mit einem Wirtschaftschemiestudium nicht Promovieren muss und relativ einfach einen Job findet. Ich konnte (ohne Vitamin B!) als Berufseinsteiger sogar eine Führungsposition ergattern (was sicher nicht der Regelfall ist), aber auch meine Studienkollegen haben sehr schnell gute Jobs gefunden. Evtl. auch deshalb, weil Wirtschaftschemiker wirklich noch "selten" sind. Für mich war es das perfekte Studium, um in Chemieunternehmen in Schnittstellenpositionen zu arbeiten.
Jetzt im Arbeitsleben kann ich sagen, dass ich im Labor keine Nachteile gegenüber einem Chemiker feststellen kann und dass mein "Laborwissen" (dank Grundstudium) vergleichbar ist. Mein großer Vorteil gegenüber einem Chemiker (jetzt direkt nach dem Abschluss des Studiums) ist allerdings der Wirtschaftsaspekt. Mit Kalkulationen, Trendanalysen etc. tu ich mir wesentlich leichter, weil ich das im Studium einfach oft gemacht habe.
Aber auch hier kommt es darauf an, was du später mit deinem Studium erreichen willst. In der Forschung bist du mit ganz großer Sicherheit als promovierter Chemiker deutlich im Vorteil. Und wenn du jetzt am Anfang noch unsicher bist...ein Wechsel ist relativ einfach (habe auch als Chemiker angefangen und mich erst im 4. Semester umorientiert ;)), eben weil sich das Grundstudium kaum unterscheidet.
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