Einzel-Aktien vs. ETFs
Hallo zusammen,
ich verfolge hier immer wieder mit Interesse, wenn Leute die Aufteilung ihrer Portfolios posten.
Ein wenig verwundert bin ich aber darüber, dass so viele Leute auf Einzelaktien zu setzen scheinen.
Mein Grundgedanke ist da eher: wenn es selbst die besten Fondsmanager nicht schaffen langfristig (!) den Markt zu schlagen, wie soll ich es erst dann schaffen?
Der Fondsmanager
- ist i.d.R. besser ausgebildet (mehr Fachwissen)
- hat mehr Zeit sich mit Investments zu beschäftigen
- agiert rationaler (?)
- hat Zugang zu mehr Informationen (z.B. Managementgespräche als Großaktionär etc.)
Und selbst er schafft es i.d.R. nicht konstant überzuperformen. Die Forschung ist hier ja recht eindeutig.
Meiner Meinung nach wäre man doch mit einem einfachen ETF-Sparplan besser bedient? So hätte man den Gesamtmarkt abgebildet und hätte zumindest die Marktrendite sicher (nicht besser, aber vor allem auch nicht schlechter).
Und wenn man jetzt mal von der einfachen Aussage ausgeht:
"Alle öffentlich verfügbaren Informationen sind bereits eingepreist - neue Informationen treten zufällig auf."
Ist es doch schon von der Definition her unmöglich, den Markt systematisch out zu performen? Es sei denn natürlich, man besitzt Insiderinfos.
Wäre die Aktie wirklich objektiv (!) unterbewertet, würde das doch dem Gesamtmarkt auffallen und alle "schlauen" Marktteilnehmer würden sich so lange mit Aktien eindecken, bis aus ihrer Sicht ein fairer Kurs erreicht ist. Sozusagen eine Art Schwarmintelligenz, die dafür sorgt, dass der Aktienpreis zu jedem Zeitpunkt den objektiv fairen Wert wiederspiegelt. Und ich glaube nicht, dass ich als Privatanleger den Preis besser einschätzen kann als diese Schwarmintelligenz, die zum Großteil aus institutionellen (und damit i.d.R. kompetenteren) Investoren besteht.
Wie seht ihr das? Macht es für euch aus rationaler Sicht Sinn auf Einzelaktien zu setzen anstatt einem einfachen ETF-Portfolio? Liegt es einfach an genereller Selbstüberschätzung? Oder übersehe ich etwas bei meiner Logik?
Ich muss dazu sagen, dass meine Sichtweise sehr von der Uni/Forschung geprägt ist, weil ich mich damals viel mit Kapitalmarktforschung (u.a. auch mit der Performancemessung von Aktienfonds) beschäftigt habe. Natürlich kann man darüber streiten, ob in der Praxis der "Homo Oeconomicus" oder ein effizienter Kapitalmarkt überhaupt so exisitieren. Aber selbst wenn nicht, bezweifle ich, dass der typische Privatanleger diese Anomalien gezielt ausnutzen kann...
Ich rede jetzt natürlich nur von einer seriösen, rationalen Geldanlage, d.h. um Leute, die nur zum Spaß Aktien kaufen oder nur ein bisschen zocken wollen, soll es hier nicht gehen.
Soll auch überhaupt kein Bashing sein! Mich würden nur die Gründe interessieren, warum sich Leute bewusst für Einzelaktien entscheiden.