Als ehemaliger sogenannter Vermittlerbetreuer (VMB) kann ich die Lage der selbstständigen Kundendienstbüroleiter sehr gut beurteilen. Bei der HUK bekommt man sehr geringe Provisionen. Das ist so korrekt. Und für Serviceleistungen bekommt man überhaupt gar nichts. Egal ob Adressänderung, Anfragen zu Verträgen, zu Abrechnungen, Nachfragen zu Vertragsständen, Änderungen von Telefonnummern, Bankverbindung usw. Ca. ein Drittel bis die Hälfte der Zeit arbeitet man, ohne dafür vergütet zu werden. Das kommt einem schon fast ehrenamtlich vor. Die fehlende Bestandsprovision kann man nur durch die hohe Anzahl an Laufkunden versuchen aufzufangen. Aber auch das gelingt nicht mal ansatzweise.
Ich stelle mal eine Berechnung auf für ein Kundendienstbüro (=KDB) in einer Großstadt mit mindestens 2.500 Kfz Verträgen auf (NIEMALS ein KDB mit weniger als 1.500 Kfz Verträge übernehmen!).
Die Anzahl der Kunden ist tatsächlich pro Tag nie unter 50 Kunden, Kfz Wechselgeschäft im November meistens sogar über 120 Kunden/Tag. Außer Kfz kann man da auch nichts weiter machen im November und muss, wenn man schlau ist, diese Kunden für das neue Jahr terminieren. Je mehr Kunden, desto nötiger sind aber weitere Angestellte. Bei den von mir genannten mindestens 40 Kunden/Tag bis hin zu über 100 im November, benötigt man mindestens 2 weitere Angestellte in Teilzeit oder eine in Vollzeit. Wie gesagt, mindestens! Mit den Rahmendaten kommt man auf ca. 5.000 € Umsatz im Monat im Durchschnitt (mal weniger, Urlaubszeit z.B., mal mehr, im November z.B.). Quasi das, was man woanders als Bestandsprovision bekommt, hat man bei der HUK als Absschlussprovision.
Was einen erheblichen Teil des Einkommens ausmacht ist der im 1. Quartal ausgezahlte Bonus. Hier kann man relativ leicht eine schöne Ausschüttung erreichen. Bei den genannten Rahmendaten sind 25.000 € realistisch. So kommt man zusammen auf ca. 85.000 € Umsatz im Jahr.
Wie sieht es mit den Kosten aus? Miete für ein Büro, wo man auch mal zu dritt beraten kann, ist nach Abzug des Anteils, den die HUK übernimmt, bei locker 1.200 €/Monat (inkl. Nebenkosten). Hinzu kommt das Gehalt der Angestellten, bei zwei Teilzeitkräften, die jeweils 1.500 € Brutto verdienen, ist man bei 3.000 Brutto plus AG Anteilen, also bei mindestens 40.000 €/Jahr. Plus die Mietkosten, dann ist man bei knapp 55.000 €/Jahr Kosten (plus Büromaterial, Verbrauchsgüter; Toner und Papier werden übernommen). Von den 85.000 € Umsatz bleiben also 30.000 € Gewinn vor Steuern. Davon muss man dann seine KV bezahlen und sonstige private Kosten. Und das bei einem großen und gut laufenden KDB!!!
Vorteile sind die nahezu unschlagbar guten und günstigen Produkte. Auch von Makler betreuten Kunden wird man da sicher gewinnen. Die Schadenbearbeitung ist sehr schnell und kulant und als KDB Betreiber hat man damit so gut wie nichts zu tun. Weitere Vorteile sind die Kunden, die einen tatsächlich die Bude einrennen und selbst mehrstündige Wartezeiten in Kauf nehmen.
Schlecht und damit Nachteile sind die vielen unbezahlten Tätigkeiten und die im Markvergleich geringsten Provisonen und die fehlende Bestandsprovision. Eine Tätigkeit bei der HUK Coburg ist nur sinnvoll, wenn man weitere Einkünfte hat (gut verdienender Partner oder einen anderen Hauptberuf).
Alles in allem ist die HUK Coburg für Kunden absolut empfehlenswert, Selbstständigen KDB Betreibern muss man davon aber dringend abraten.
Von den Kundendienstbürobetreibern, die ich betreut habe, gab es NIEMANDEN mit einem Gewinn vor Steuern über 100.000 €, so wie es bei der Allianz oder Provinzial, um mal nur zwei zu nennen, sehr häufig der Fall ist. Die meisten Betreiber hatten einen Gewinn vor Steuern zwischen 15.000 bis 30.000 €/Jahr. Die meisten KDB Betreiber sind daher tatsächlich Frauen mit normal verdienenden Ehemännern. Sorry, klingt wie ein Vorurteil, aber schaut euch die KDB Betreiber auf der HUK Homepage an, es gibt keine andere Versicherung mit einem so hohen Anteil an Frauen. Eben weil die Tätigkeit bequem ist, die Kunden kommen von alleine, aber man muss mit dem sehr geringen Verdienst klar kommen. Im Durschnitt ist der KDB Betreiber bei der HUK weiblich und Ende 50.
Bloss die Finger weg von einer Tätigkeit bei der HUK! Das erinnert schon eher an eine Art der modernen Sklaverei. Da ältere Menschen auch woanders schwer eine Beschäftigung finden, gibt es auch überwiegend alte HUK KDB Betreiber. Die bleiben da, mangels Alternativen. Und lasst euch nicht von den Bildern täuschen, die Bilder sind stark verjüngt dargeestellt. Schaut euch ein Bild eines euch bekannten KDB Betreiber an und gleicht es mit der Realität ab.
antworten