WiWi Gast schrieb am 28.08.2020:
Hier nochmal der Ersteller.
Danke für die bisher guten Antworten.
@ Ceterum censeo
Jetzt noch 2 konkrete Fragen:
- Nicht jeder Honorarprofessor kriegt automatisch die Professor verbunden mit dem "Titel" oder?
Ein Honorarprofessor bekommt niemals(!) eine Professur. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Eine Honorarprofessur ist eine Auszeichnung, die man für besondere(!) akademische Tätigkeiten verliehen bekommt. Es ist - platt ausgedrückt - ein Titel. Er wird in der Regel verliehen, wenn sich der Auszuzeichnende in der akademischen Welt Sporen verdient hat. Das kann in der Lehre oder auch in der Forschung sein (seltener). Damit verbunden sind bestimmte Leistungen, die temporär gegenüber der Hochschule erbracht werden. Im einfachsten Fall 2SWS sie man als Seminar im Sommer ableisten kann. Wenn man das jedes Jahr macht und es mit dem Job verknüpfen kann, ist es auch keine große Mehrbelastung.
Ein ordentlicher Universitäts- oder FH-Professor wird hingegen berufen und steht in einem Besoldungsverhältnis mit der Hochschule.
Ähnliches gilt für Hierarchieebenen bei Big4-Partnern. Ich weiß garnicht mehr, durch wieviele Partnerebenen ich mich damals durchkämpft hatte und wer am Ende wirklich Anteile hielt. Aber "Partner" waren sie natürlich alle. Ein "ordentlicher" Partner und gleichzeitig ein ordentlicher Professor ist mir noch nie untergekommen und das kann eigentlich auch garnicht funktionieren. Denn da würden sich die andern Partner vermutlich beschweren, da sie für die Forschung dann mitarbeiten. ;-) Das einzige, was ich mir vorstellen kann, ist dass man als Partner zum Professur berufen wird (was auch schon sehr unwahrscheinlich ist) und die Partnerschaft dann aufgibt. Irgendwie sowas hier:
https://www.ewi.uni-koeln.de/de/team/marc-oliver-bettzuege/
Wie wird man Honorarprofessor? Nun, um es einfach zu sagen: nur über Beziehungen. Man braucht an der Hochschule Fürsprecher und muss sich einen Namen gemacht haben. Sonst tritt die Kommission, die das entscheidet garnicht erst zusammen. Man muss also ein Spezialgebiet haben, dass für einen ordentlichen Professor relevant ist, sodass man in dessen Rahmen Vorlesungen halten darf (oder Seminare gibt). Und man betreibt natürlich akademisches bzw. fachliches Networking und Forschungskooperationen mit der Uni. Im Idealfall ist man eng mit Forschung und Beruf verknüpft und das geht natürlich sehr gut bei Strategieberatungen. Hat man das erfüllt wird man nach in paar Jahren (je nach Hochschule fünf bis zehn) ausgezeichnet.
Was nicht geht ist, dass man "unbedingt den Titel will" und dann jedes Semester Dozent für VWL1 oder BWL2 wird, in der Hoffnung, dass irgendwann mal der Honorar-Prof rausspringt. Das passiert dann vielleicht nach 30 Jahren zur Rente aus Mitleid.
antworten