WiWi Gast schrieb am 09.12.2020:
Eine allgemeingültige Aussage wird dir hier niemand geben können. In meinem Mandantenkreis ist alles dabei von wir machen künftig alles remote bis zu, sobald es geht wieder voll vor Ort mit allen Schattierungen dazwischen. Kommt auch stark auf den Bereich im audit an in dem du anfangen möchtest, bei uns sind die Fondsprüfer fast ausschließlich im Office und fast nie beim Mandanten. Ich dagegen bin nromalerweise fast ausschließlich beim Mandanten wobei ich als WP halt auch mehrerer Mandate zeitgleich betreue und daher viel unterwegs bin.
Wobei ja das Thema länger arbeiten auch unabhängig vom Ort ist wenn die Deadlines entsprechend sind arbeiten auch unsere Kollegen im Office mal länger.
Das trifft auch auf unsere Gesellschaft zu. Beispielsweise prüfen wir FinTechs fast ausschließlich remote. Dies besonders vor dem Hintergrund, dass diese ziemlich digital unterwegs sind und alle brauchbaren Tools (Teams, Teamviewer etc.) parat haben. Unsere Bank-Mandante prüfen wir zurzeit auch von zuhause aus. Das klappt bis auf ein Mandat ganz gut. Beim besagten Mandanten weigert man sich bspw. Teams oder Teamviewer zu installieren, was die Kommunikation drastisch verbessern würde. So gestaltet sich gerade die Vorprüfung als ziemlich zäh, da manche Livetests nicht wie gewohnt stattfinden können. Die Führungsspitze gilt in dieser Hinsicht als "digital veraltet".
Und doch wage ich mich ganz weit aus dem Fenster zu lehnen und zu behaupten, dass künftig (mittel- bis langfristig) ein Großteil der Vor-Ort-Prüfungen entfallen bzw. drastisch reduziert werden. Wir wissen ja, dass die WP starkem Preisdruck ausgesetzt ist und die Ware "Prüfung" möglichst günstig eingekauft wird. Folglich werden manche Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, die digital hervorragend aufgestellt ist, den Fokus vermehrt auf die Remote-Prüfung setzen. Und hierdurch werden die Prüfungsabläufe noch effizienter und günstiger werden. Zusätzlich reduzieren sich die Auslagen für Reisen, Unterkunft und Spesen. Den volkswirtschaftlichen Grundprinzipien zufolge, werden diese Gesellschaften die gesamte Branche noch stärker aufmischen und ihre Marktanteile entsprechend ausbauen können.
Derzeit habe ich den Eindruck, dass ein Großteil der WPG den digitalen Wandel verpennt. Da höre ich z.B. von einem WP, dass er einen "Datenraum" (ähnlich wie Dropbox) nutzt und sich hierdurch digital gut aufgestellt sieht. Zu seiner Verteidigung muss man auch sagen, dass es sich bei diesem WP um einen Endfünfziger handelt und er hiervon keine Ahnung hat. Ich schätze, dass bei den WPs dieser Alterskohorte die Hemmschwelle in die digitale Welt besonders ausgeprägt ist.
Doch jetzt stößt eine neue Generation, digitaler Wirtschaftsprüfer in den Berufsstand, die die Art und Weise des Prüfens nachhaltig verändern werden.
antworten