Vitamin B ist in Deutschland halt normal, 50 Prozent der Jobs werden dadurch vergeben. Hierbei muss aber unterschieden werden:
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Vitamin B durch Netzwerk in Verbindung mit der Kompetenzvermutung (das klassische "Empfehlen")
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Vitamin B durch Verwandtschaft, bei gleichzeitig exzellenten Leistungen und Begeisterung
- Vitamin B durch Verwandschaft bei gleichzeitigem Mittelmaß / schlechten Leistungen
Punkt 1 ist normal und absolut angebracht. Das ist im Berufsleben auch Gang und Gäbe und geht häufig auch mit einem gewissen Kompetenzprofil einher. Ideale Eignung darf man aber auch dort nicht voraussetzen
Punkt 2 und 3 sind schon schwieriger. Kurz und knapp: Es ist unfair und vermindert ganz klar die soziale Durchlässigkeit. Kein Mensch kann etwas für seine Eltern, weder im Positiven noch im Negativen. Es ist einfach gemein, wenn sich jemand jahrelang engagiert um dann halt am Ende derjenige zu sein, der gegen den "Empfohlenen" verliert.
Bei Punkt 2 sehe ich das zudem weniger kritisch, da hoch engagierte Leute mit Begeisterung für eine Sache sich in den meisten Fällen eh ein Netzwerk aufbauen und Vitamin B nun einmal schon bereits auf dem Campus anfängt. Selbst in dem Fall von dem normalen Bewerbungsweg werden solche Menschen ihren (Traum)Job mit großer Wahrscheinlichkeit bekommen.
Punkt 3 sehe ich kritischer und vermessen..Gerade wenn es um den Profilaufbau geht, behindert das viele engagierte Menschen. Dann kriegt halt der Sohn vom Investor das Praktikum im IM bei AGI oder die Tochter des Kollegen das Praktikum bei JP Morgan. Hier spielt sich das Ganze aber eh in einem kleinen Kosmos ab, Flaschen überleben in den seltensten Fällen in harten Prestigebranchen (jedenfalls in Deutschland).
Ich persönlich habe über Vitamin B eine zweite Chance bekommen (Bachelor war nicht so pralle, dafür Master mit 1,0). Ich konnte dadurch eine Stufe im Auswahlprozess für ein besseres Praktikum (Personal/Online-Bewerbung) überspringen. Da das allein durch Campus Recruiting bereits möglich ist, habe ich kein schlechtes Gewissen. Zudem habe ich im Praktikum so hart performed wie ich nur konnte und nie einen "Bonus" i.S.d. Vitamin B's bekommen.
Letzten Endes ist und bleibt es objektiv gesehen in der Theorie zwar unfair, aber in der Praxis normal. Ich finde jedoch, dass das Ganze in Amerika noch viel schlimmer ist. Dort kann man seine Kinder selbst in die Ivys einkaufen.
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