Hallo liebes Forum,
so meiner Situation,
kurz vor Studiumende (Master), Spezialisierungen während Studium und Praktika nur Controlling.

Ich habe im Laufe der Jahre privat festgestellt, dass ich mich in die falsche berufliche Richtung orientiere. Viele Bekannte von mir sagen, ich hätte Anwalt werden können da ich einiges durch meine Schreiben im privaten Leben viel bewirke.
Ich liebe es mich schriftlich auszudrücken z. B. bei Ungerechtigkeit, Beschwerde, sinnvollen Kosteneinsparungen, und vielen weiteren sonstigen schreiben (sei es Firma, Verträge bei Bekannten usw.) um Geld einzufordern. Ich helfe immer meinen Mitmenschen, wenn ich sehe, dass sie für etwas zu viel Geld bezahlen.
Ich kenne mich etwas im juristischen aus - dieses Wissen erreicht aber nie das Niveau eines richtigen Anwaltes. Während meiner Zeit konnte ich mit schriftlichen Schreiben viel bewirken. Allerdings reicht es nie im leben, dadurch seine eigene Existenz zu sichern (würde mich gern Selbstständig machen). Nun zweifel ich an mir, weil ich mich all die Jahre auf Controlling spezialisiert habe obwohl ich mir sicher bin, dass es andere Sachen gibt, die zu mir mehr passen bzw. die ich mit Leidenschaft mache. Leider weiß ich es nicht so genau was es ist, da ich nur Ansätze habe in welche Richtugn es gehen könnte (also sowas wie Einkäufer, Anwalt, Bescherdemanagement - ein mix aus allen 3 Bereichen). Ein neues Studium will ich nicht aufnehmen,da ich schon genug Jahre studiert habe und im nächsten Jahr anfangen möchte zu arbeiten.

kann mir jemand ein paar tipps/ratschläge geben?

"Ich habe im Laufe der Jahre privat festgestellt, dass ich mich in die falsche berufliche Richtung orientiere."

Weshalb?

Die Fähigkeit, sich schriftlich auszudrücken und einen Gedanken / eine Forderung auf den Punkt zu bringen, benötigt man in fast jedem Beruf. Und diese Fähigkeit allein bringt noch recht wenig bzw. wird nicht gut bezahlt. Außerdem kannst Du ja mehr als nur "lesen und schreiben".

Natürlich könntest Du professioneller Redenschreiber werden (das ist alles andere als ein schlechter Beruf, allerdings braucht man dafür Referenzen und ein gutes Netzwerk und sollte auch sonst ein kreatives Köpfchen sein), aber mir scheint, dass das Schreiben allein dich auch nicht glücklich machen würde.

Hinzu kommt, dass Du in fast jeder beruflichen Tätigkeit zunächst mal die Interessen anderer vertrittst. Als Anwalt die Interessen Deines Mandanten, als Einkäufer die Interessen Deines Arbeitgebers, als Freund die Interessen Deines Freundes). Das hat nicht immer etwas mit Gerechtigkeit zu tun. Nicht alle Forderungen, die ich als Einkäufer gegenüber meinen Lieferanten stelle, sind "gerecht".

Wenn Du also nicht Journalist, Verbraucherschützer oder professioneller Empörungs-Leserbriefschreiber werden willst, wirst Du Deine Fähigkeiten in den Dienst eines anderen stellen, um dafür Geld zu erhalten.

Es wäre interessant zu erfahren, welche Fähigkeiten Du außer dem Schreiben bei Dir vermutest. Auch Controller schreiben gerne mal längere Texte, um sich unternehmensintern über eine Entscheidung oder einen Sachverhalt aufzuregen. Selbst erlebt. :)

(Fortsetzung)

Außerdem solltest Du darüber nachdenken, ob es immer nur konfliktorientierte, fordernde, anklagende Texte sind, die Du gerne verfasst. Mit derselben Fähigkeit könnte man auch werbende, bittende, konsensorientierte oder gar begeisternde Texte verfassen, also in den Bereichen Fundraising, Öffentlichkeitsarbeit, Werbung, Eventmanagement, Pressebeziehungen. Dein Vorschlag "Beschwerdemanagement" ging ja bereits in diese Richtung (sofern er nicht aus Sicht des Beschwerde-Schreibers gemeint war).

Ein persönlicher Rat von mir: Ein solches berufliches Ziel muss man nicht am ersten Tag verwirklichen. Du kannst auch in ein paar Jahren ein sehr guter Controller werden und Deine Zusatzfähigkeit in einem späteren Karriereschritt einbringen. Du wärest dann ein guter Controller, der gut schreibt, und nicht ein schlechter Controller, der nach sehr kurzer Zeit schon die Pferde gewechselt hat und jetzt nichts richtig kann.

Insbesondere, weil Du in der rein schreibenden Zunft auch richtig gute Konkurrenten hast, die dich auf professioneller Ebene wahrscheinlich in die Tasche stecken. Germanisten, Journalisten etc. sind da nicht zu unterschätzen.

Wie wäre es mit dem Steuerbereich? Eventuell kommst du durch den Controlling-Schwerpunkt deines Studiums noch in den Steuerbereich. Geht auch in die Richtung Recht, genauso wie beim Anwalt. Hier und da muss man auch Stellungnahmen schreiben und für seinen Mandanten beim Finanzamt einstehen z.B.. Allerdings reichen hier auch normale Argumentationsfähigkeiten aus.

Bewirb dich doch beim Handelsblatt oder bei diversen Fachmagazinen. Da kannst du die Schreiberei mit der betriebswirtschaftlichen Materie verknüpfen.

Kann mich DAX Einkäufer nur anschließen, guter Beitrag.