Gute Nachricht für gut 900 bislang befristet beschäftigte Mitarbeiter von Volkswagen. Das Unternehmen wird sie nach Auslaufen ihrer Verträge im nächsten Jahr übernehmen. Das bestätigte Betriebsratschef Bernd Osterloh im Verlauf der jüngsten Betriebsversammlung in Wolfsburg. Im Gegenzug bleibt es bei der vereinbarten Linie, dass auch bei steigender Auslastung des Stammwerkes keine zusätzlichen Arbeitskräfte eingestellt werden. Auftragsspitzen sollen flexibel mit organisatorischen und strukturellen Maßnahmen aufgefangen werden.
Vor Jahresfrist hatte der damalige Personalvorstand Karlheinz Blessing die ersten Zeitarbeitnehmer kurz vor den Festtagen vor die Tür gesetzt. Der Sturm der Entrüstung war groß, die Betroffenen gingen auf die Straße und Osterloh schäumte vor Wut. Allerdings exekutierte Blessing nur das, was im Zukunftspakt zwischen Unternehmen und Betriebsrat verhandelt worden war. Ein Punkt war die mittelfristige Trennung von allen Zeitarbeitnehmern. Ein Teil von ihnen erhielt aber befristete Verträge beim Autobauer. Osterloh machte in diesem Zusammenhang deutlich, dass der VW-Betriebsrat sich bei Bedarf an Arbeitskräften nicht wieder auf ein Leihmodell einlassen würde. Stattdessen sollten künftig nur noch befristete Verträge direkt bei VW vergeben werden.
Im Frühjahr musste Blessing gehen, statt seiner ist jetzt Osterlohs ehemaliger Vertrauter Gunnar Kilian für das Personal zuständig. Er verhandelte offenbar erfolgreich die jetzige Übernahme der Mitarbeiter in feste Arbeitsverhältnisse.
Allerdings kann auch aus organisatorischen Gründen in Wolfsburg gar nicht auf diese Mitarbeiter verzichtet werden. Ohne sie wäre kein ordnungsgemäßer Schichtbetrieb möglich, denn die Arbeitsverdichtung in der Produktion ist nicht zu leugnen. Die Taktung liegt derzeit bei 60 Sekunden, gleichzeitig wurde die Zahl der Fahrzeuge pro Schicht auf 387 angehoben. Das funktioniert gerade noch so in diesem Jahr, an dessen Ende voraussichtlich „nur“ gut 740 000 Fahrzeuge die Bänder des Stammwerkes verlassen werden. Mittelfristig und vor allem mit Anlauf des Golf 8 erwartet Volkswagen eine Vollauslastung des Stammwerkes am Mittellandkanal mit einer Jahreskapazität von fast 1 Million Fahrzeugen. Neben Golf, Golf-Sportsvan, Golf -Variant, Tiguan und Touran wird auch der Seat-Geländewagen Tarraco am Mittellandkanal gebaut. Dank der Umrüstungen für diesen großen Geländewagen wären die Wolfsburg künftig auch in der Lage, große Modelle wie den Tiguan Cross zu produzieren. Derzeit wird das Modell in Mexiko hergestellt.
In diesem Jahr verlief die Produktion in Wolfsburg sehr unstet. Im ersten Halbjahr standen noch viele Extraschichten auf dem Programm. Nach den Werksferien fielen hingegen viele Produktionstage aus. Das lag vor allem an der Umstellung auf das neue Prüfverfahren WLTP. Ab September brach aber auch der Absatz deutlich ein. Zu Beginn des neuen Jahres wird es wieder produktionsfreie Tage geben. Die Ausfallzeiten müssen die Beschäftigten über ihre Zeitkonten ausgleichen.
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