WiWi Gast schrieb am 03.01.2020:
Die Zahl der Hufschmiede ist in den letzten 12 Dekaden jeweils (stark) zurückgegangen. Lohnt sich dieser Beruf aus ihrer Sicht im Hinblick auf die angepeilte Vorstadtvilla nebst 200-Tage-Linien-Bus?
Ein sehr schöner Beitrag, der mich amüsiert schnauben ließ, vielen Dank dafür. Wenn ich mir anschaue, dass der (sehr gute) landesgestütliche Hufschmied uns pro Pferd rund 150 € für den Vollbeschlag berechnet, wäre hier ein Jahresumsatz von 200-240 T€ - und damit die hoch gepriesene Vorstadtvilla - durchaus möglich. Dafür muss er sich aber auch den ganzen Tag mit den exzentrischen Pferdebesitzerinnen herumärgern - kein leichtes Los. ;-)
Aber zurück zum Thema: Ich bin einfach mal so frei und kopiere einen Beitrag aus einem anderen Thread hier herein. Sollte dieser nicht ganz treffsicher sein, bitte ich um Nachsicht.
Wird die Digitalisierung den Berufsstand verändern? Ja, das tut sie bereits seit 20 Jahren. Ähnliches gilt für die zunehmende Regulatorik. Dies ist aber auch alles nicht weiter tragisch.
Im Bereich der Digitalisierung sind insb. die Big4 schon seit Jahren sehr gut aufgestellt und nutzen bereits seit längerem digitale Prüfungstools.
Auch im Mittelstand wird zunehmend mit Datenanalysen & Co. gearbeitet. In den vergangenen Jahren hat dies jedoch keineswegs zu sinkenden Beschäftigtenzahlen oder weniger Arbeit geführt. Man spart sich gewisse repetitive Arbeiten (in der Theorie), erweitert dafür zunehmend den Prüfungsumfang, bis hin zur Vollprüfung (idealerweise in einigen Jahren). Hierdurch bleibt grundsätzlich mehr Zeit für den WP, sich den interessanten und relevanten Prüfungsgebieten zu widmen.
Tatsächlich ist es momentan jedoch noch leider so, dass insb. die jungen Assistenten einfach stumpf und repetitiv ihre Datenauswertungen fahren, ohne den Hintergrund zu verstehen - quasi die Stichprobenprüfung der Moderne. Dadurch ist die erhoffte Entlastung für den WP leider noch nicht eingetreten. Dies macht ihn aber auch so sicher vor der Digitalisierung: Der WP muss das Risiko einschätzen und das Prüfprogramm entwickeln, Spezialfälle lösen, Arbeitsergebnisse kontrollieren, ein Urteil fällen und kommunizieren. Programme können hier einen Teil der Ausführung erleichtern, aber in absehbarer Zeit das "Bauchgefühl" des WP nicht ersetzen. Kenntnisse in der IT und Datenanalyse (Statistik) werden hingegen an Bedeutung in der Ausbildung der Wirtschaftsprüfer zunehmen.
Auch die zunehmende Regulatorik ist nicht verwerflich. Sträubt sich der Berufsstand auch oft hiergegen, beschert es ihm doch zunehmend neue Tätigkeitsfelder und Möglichkeiten, sein Honorar zu steigern. Dementsprechend ist auch das Honorar in der Branche seit Jahren stetig gewachsen (absolut). Auch der Honorardruck ist nicht so schlimm, wie oftmals dargestellt. Natürlich sind die goldenen Zeiten, in denen beliebige Stundensätze aufgerufen werden konnten, vorbei, aber es bleibt nach wie vor ein ausreichendes Stück vom Kuchen übrig. Der Preisdruck ist stellenweise auch durch die Wirtschaftsprüfer selbst verschuldet; diese sind oftmals nicht ausreichend in der Lage, ihre Leistung und Qualität entsprechend darzustellen - müssen also unternehmerischer handeln. Hier darf man sich ausnahmsweise mal an den Beratungshäusern orientieren, die sogar heiße Luft noch als "dynamische Möglichkeit zum Auftrieb" verkaufen ;-)
Daher ist meine - wenn auch nicht ganz unvoreingenommene - Meinung: Lohnt sich der harte Weg zum Wirtschaftsprüfer? Ja!
Liebe Grüße
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