WiWi Gast schrieb am 07.01.2024:
Das ist ein gutes Beispiel dafür, was einem bei den unselbständigen Leuten auffällt. Man kann natürlich schnell nachgucken, wie der ÖPNV in Städten organisiert ist. Aber wenn das nicht kennt, dann glaubt man vielleicht, dass die DB die Straßenbahnen und Busse betreibt. Oder dass bei Straßenbahnen, die im 10 min Takt fahren, dauernd die 15 min Verspätungen der DB auftauchen.
Wenn man nicht weiß , wie der ÖPNV funktioniert oder was ein Liter Milch kostet, dann ist das natürlich nicht schlimm. Aber Leute belächeln so jemanden und das ist absolut nicht sexy und auch nicht das, womit man sich im Beruf als potentielle Führungskraft anbietet.
Ach ja. Ich bin mit 19 von daheim ausgezogen, fahre kaum Auto und lebe seit über 15 Jahren in Städten mit in der Theorie guter ÖPNV-Anbindung. Aber die Wahrheit ist: es wird mit jedem Jahr schlimmer und unerträglicher. Vor 15 Jahren gab es Ausfälle, größere Verspätungen vielleicht 2-3x im Jahr. Heute ist ein Tag ohne größere Verspätung ein Wunder. Außerdem: das gewählte Verkehrsmittel ist ganz egal. Regionalzüge kannst du hier ohnehin vergessen. Entweder überfüllt, Baustelle oder stundenlang verspätet. Ach ja, betreibt meistens gar nicht DB. Aber ist egal. Das Netz wird nämlich durch die DB betrieben und das betreibt die DB. Gleiches gilt für die S-Bahn, wobei hier in meiner Stadt sogar die DB fährt. Die U-Bahn war bis vor wenigen Jahren auch noch erträglich. Aber selbst dort häufen sich nun Ausfälle in unerträglicher Weise. Mittlerweile kann ich froh sein, wenn ich überhaupt noch zuverlässig ans Ziel komme. 1x umsteigen und ich bin verloren. Am zuverlässigsten ist noch der Bus. So schlimm kann der Stau also nicht mal sein. Nur die Parkplatzsuche ist in der Stadt natürlich die Hölle.
Ich werde nun aufs Land ziehen und mir das Auto upgraden. Ich kann diese Verkehrssituation und Überfülltheit in deutschen Städten, die übrigens sehr gut den Verfall unseres Landes widerspiegelt, nicht mehr ertragen.
Zum eigentlichen Thema. Man kann zuhause wohnen und selbständig sein und ausziehen und trotzdem nichts gebacken kriegen. Es gibt alles und nichts. Nicht alle Eltern sind übergriffig und nicht alle Wohnverhältnisse sind beengt. Die 22 jährigen Poster hier denken halt, dass sie mit dem Studium nun auch weise geworden sind und die Wahrheit betreut kennen. Richtig ist aber auch, dass irgendwann in der Regel der Zeitpunkt gekommen ist, an dem man aus praktischen Gründen auszieht. Falls diese praktischem Gründe nie kommen, ist in der Regel irgendwas schiefgelaufen. Wobei das Nichtausziehen dann eher als Symptom denn als Ursache einer übergeordneten Störung anzusehen ist.
Wichtig außerdem: Selbständigkeit und Reife ist nicht abends zu feiern und die Braut aus der Disse ins eigene WG-Zimmer abzuschleppen und dann am nächsten Mittag verkatert in der Mensa zu essen. Finanziert wahlweise von Papa oder Vater Staat. Das ist einfach nur ne coole Sache.
Selbständigkeit und Verantwortungsbewusstsein lernt man vor allem im Beruf. Da kannst du nicht einfach zu spät kommen und im Zweifel regelt gnädig die Prüfungsordnung deine Sturm-und-Drang-Phase. Mir ist immer wieder aufgefallen, dass diejenigen, die mit 16 oder 18 eine Ausbildung gemacht haben, viel reifer und bodenständiger als die Altersgenossen an der Uni waren. Es macht eben etwas mit einem, wenn man jeden Morgen um 5 raus muss, um alten Leuten den Hintern zu putzen, man auf der kalten Baustelle steht oder bei Demos als Polizist Nahkampf übt. Auch diese Leute ziehen meist nicht mit 30 aus. Aber wenn so jemand noch mit 22 zuhause wohnt und dann der Student mit 22 um die Ecke kommt und sagt, das sei unselbstständig...Was man dann auch bei der Partnerwahl merkt.... Studentinnen kamen mir stets erst ab 25 für was Ernstes in Betrag (vorher zu viele Flausen), Frauen mit Ausbildung jederzeit auch schon mit 20-22. Bevor der Aufschrei kommt: wahrscheinlich geht es Frauen mit Männern genauso.
antworten