WiWi Gast schrieb am 01.10.2022:
TE nochmal: Ich glaube es liegt nicht an schlechter Kommunikation, wir sind da ziemlich offen bei den Gesprächen (obwohl es stimmt das HR natürlich die Fortbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten in der Ausschreibung betont). Und ich glaube auch die Wertschätzung ist in Ordnung, es ist bewusst, dass das wichtige Stellen sind und das kriegen die Leute auch mit. Und man kann auch recht selbstbestimmt arbeiten. Und wie gesagt, man wird auch mehrmals außerhalb der normalen Erhöhungen befördert und kann mit Geduld (15 Jahre wird es schon dauern) über 100 k verdienen.
Interessanter Thread. Wir haben ganz genauso gelagerte Probleme, aber es wird besser. Und mMn ist Dein Ansatz der, den wir auch umgesetzt haben. Und ja, auch mit der HR Stellenausschreibung haben wir das Problem, dass da zu viel HR Bullshit Bingo gespielt wird und sich dann wg. des Konzernnamens Leute bewerben von denen man schon vom Lebenslauf her weiß: die gehen auch wieder.
Mittlerweile (in den letzten Jahren) hat es sich aber nicht nur bei mir, sondern im gesamten Bereich durchgesetzt nicht nur weniger "High-Potentials" einzuladen, sondern in Gesprächen auch sehr gezielt und mit etwas Feinsinn abzuklopfen, was da für ein Mensch vor einem sitzt (klingt trivial, ist aber gar nicht so selbstverständlich darauf zu achten und es auch hoch zu gewichten). Ich bin ganz persönlich ja der Meinung, dass man den sagen wir bodenständigen, nicht-karrierefixierten Menschen in einem netten Gespräch schon erkennt. Gerade in jungen Jahren. Ja, derjenige möchte natürlich eine sinnhafte und im Kontext gewertschätzte Arbeit machen (und das kann ich auch bieten), aber es ist einer der diese Arbeit nicht als Sprungbrett zu Führung und ganz generell "mehr" sieht, sondern in der über die Jahre zu erwerbenden Expertise, Routine und Beständigkeit einen Mehrwert sieht.
Dann nämlich, also bei jemandem mit diesem Wertesystem, sind Bewerber und mein Bereich gleich gepolt. Und das ist ne gute Voraussetzung.
Im Umgang mit MA ist dann aber auch wichtig und sollte selbstverständlich sein, dass die Wertschätzung für genau diese Eigenschaften zum Ausdruck gebracht wird und ehrlich gemeint ist. Nach meiner Beobachtung (auch wenn es wegen der Zeiträume noch etwas früh für ein abschließendes Fazit ist) hat sich bei uns da viel zum Positiven verändert.
- Weniger Ellenbogenmentalität in den Teams. Die Leute helfen sich eher mal.
- WLB ist für alle entspannter geworden, da der Deal eben ist: Hey Du bist super effizient geworden in dem was du tust, dann geh halt früher. Klar könnte man auch Stellen streichen, aber da bin ich als Chef eben vor Controlling und erklär denen immer wie stressig das alles ist. Wäre es auch, wenn man ständig unerfahrene Neue Leute hätte, die sich erst in x Dokumente und Prozesse einlesen müssten.
Was ich sagen will: Es ist ein Ansatz Mittelmaß einzuladen, aber sicher nur ein erster Schritt. Mittelmaß garantiert eben nicht, dass man das passende Wertesystem vor sich hat. Es macht aber Sinn, um ein breiteres Spektrum vor sich zur Auswahl zu haben und wenn man es dann schafft mit einem menschlich geschulten Blick zu erkennen, wie die Leute ticken - und das ist eben der wichtige Punkt denk ich - dann hat man Chancen über die Zeit mehr Stabilität in den Laden zu bekommen.
Ich höre von vielen die jetzt schon länger dabei sind - und nach meiner Einschätzung einfach auf bessere Stellen wechseln könnten - die sagen: Ach, was soll ich hier weg. Woanders muss ich mich neu einarbeiten, es ist stressiger und ich hab wegen etwas mehr netto weniger Zeit für die Familie. Hier kenn ich mich aus, bin als Experte geschätzt - sogar von anderen Bereichen als "der" Ansprechpartner im Unternehmen für das Spezialthema X - und hab entspannte Kollegen. Spricht nix dagegen hier in Rente zu gehen. Sowas hab ich vor fünf Jahren, als ich auf der Position angefangen hab oder vor 10, 12 Jahren als ich selbst eingestiegen bin selten gehört.
Das sind halt alles keine Aussagen, die wiwi-treff kompatibel sind. Aber es gibt diese Welt und es gibt Menschen in ihr... wirklich! :) Die Aufgabe vom TE ist es, sie zu finden.
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