WiWi Gast schrieb am 27.01.2021:
Mal ne andere Frage zu den Stunden im Audit:
Mache gerade ein Praktikum bei einer Big4 und arbeite wie die Festangestellten aktuell ca. 10h pro Tag.
Die (Über-)stunden werden bei uns alle aufgeschrieben, jedoch meinten ein paar Kollegen, man solle lieber nicht mehr als 8h auf den Mandanten buchen, es sei besser für das Projekt und es würden alle so machen.
Die übrigen 2h werden dann auf interne Dinge wie Admin, Schulungen oder ähnliches gebucht.
Wohlgemerkt dass wir am Tag ausschließlich und auch (soweit ich das beurteilen kann) zügig und gut für den Mandanten arbeiten und gar keine Schulungen machen.
Wirkt sich das nicht negativ auf die Utilization/chargeability und demnach auf den eigenen Bonus aus?
Ist es auch nicht besser, dem Mandanten möglichst viele gearbeitete Stunden in Rechnung zu stellen? Bei mir als Praktikant ist das egal, aber ich könnt mir vorstellen, mal fest hier anzufangen.
Du siehst das völlig richtig.
Stunden, die man dem Mandanten in Rechnung stellen kann, sind natürlich immer besser als solche, die man nicht in Rechnung stellen kann.
Das Problem dabei ist: Nur weil der Mitarbeiter erst einmal "belastbar/umlegbar" auf das Mandat bucht, läuft das natürlich nicht unhinterfragt 1 zu 1 beim Mandanten in die Zahlungsaufforderung. In der Regel wird insb. bei Budgetüberschreitungen vorher intern geprüft, ob der Mehraufwand vom Team selbstverschuldet ist (Trödelei) oder es tatsächlich ein prüferischer Mehraufwand war, der sich irgendwie fachlich begründen lässt.
Je nach Teamkultur könnte es nun sein, dass euer Teamleiter sagt: "Mal ehrlich Leute - wir vertrödeln mindestens 2 Stunden am Tag damit in unseren internen Calls Grundsatzthemen zu besprechen, die eigentlich sitzen sollten. Das können wir nicht ernsthaft dem Mandanten in Rechnung stellen."
Vielleicht sieht der Teamleiter aber auch einfach nur, dass das vorab kalkulierte Budget bald aufgebraucht ist und scheut selbst die Rückfragen des Partners, warum man überziehen müsse. Häufig ist es ein Mix aus beidem.
Aber nochmal: Ja, du siehst das richtig. Am Ende fehlen die Stunden bei der eigenen Zielerreichung, weshalb ich empfehlen würde, denjenigen, der das anordnet zumindest einmal kritisch darauf anzusprechen.
Bei jeder Horrorgeschichte im Stil von "Wir dürfen gerarbeitete Stunden nicht aufschreiben!" sehe ich neben einem fiesen Vorgesetzten auch ein Team von Assistenten, die sich durch falschen Gehorsam und gegenseitigem Gruppenzwang untereinander das Leben schwer machen.
Man muss immer die Balance finden zwischen utilisation und nicht zu vielen Stunden auf gewisse Kunden buchen.
Ich weiß, was du meinst, und würde dir dennoch widersprechen. Die Abrechnung zu steuern ist nicht Aufgabe der Assisstenten. Bevor ein Assisstent vorauseilend nicht auf das Mandat bucht, sollte er erst einmal offen kommunizieren, dass und warum diese Stunden nicht ausreichen. Vielleicht ist das Budget zu knapp kalkuliert, vielleicht die Prüfungshandlungen in einem Prüffeld überschießend und ineffizient.
Wenn der Mut zu solch offener konstruktiver Kommunikation fehlt, wird einfach stillschweigend weniger gebucht und der nächste Kollege im nächsten Jahr sitzt vor demselben mickrigen Budget, dass doch "die letzten 5 Jahre ausreichend war".
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