Informatiker96 schrieb am 02.08.2023:
Du verwechselst hier gerade Theorie und Praxis. Nicht jeder Theoretiker ist auch gut in der praktischen Umsetzung und sowas wie Corona konnte z. B. auch leicht meine Pläne umwerfen, andere sind da wohl flexibler.
Ich verwechsle da nichts, ich gebe dir nur Tipps worauf UB-Personaler achten und welche Voraussetzungen notwendig sind, den Beratungsalltag zu meistern. Flexibilität steht da übrigens auch an der Tagesordnung.
Ich sehe das logische sowie analytische Denken und Kombinieren als Stärken von mir (manche hier denken vielleicht, ich sei dumm, weil sich mein Studium so sehr verzögert hat, aber wer mich kennt, sowohl im persönlichen Umfeld als auch im beruflichen, meint in der Regel, dass ich ziemlich intelligent sei, und dieses Potential würde ich eigentlich gerne nutzen, zurzeit klappt es ja offensichtlich nicht so gut) und könnte es mir auch gut vorstellen, beratend als Experte, z. B. für eine bestimmte Technologie oder ein bestimmtes Themengebiet, tätig zu sein.
Das Problem ist, du musst diese Stärken von dir auch irgendwie nachweisen können. Da hilft es nix wenn deine Kumpels sagen, du bist der schlauste, oder dein Chef aus der Werkstudentenstelle meinte "Ja der X der war eigentlich ein ganz helles Köpfchen". Du brauchst, vor allem für die UB, gute Schulen, gute Noten, gute Praktika.
In welchem Gebiet könntest du denn als Experte beraten? Wo hast du denn spezifisches Expertenwissen, was auch noch gesucht wird? Wenn du das hast, dann recherchiere Beratungen die sowas im Repertoire haben und stelle dich da vor. Wenn nicht, dann beherzige den Tipp, den nicht nur ich dir in diesem Beitrag gegeben habe, und werde doch erstmal zum Experten. Um darin ernst genommen zu werden, solltest du allerdings in dem Berufsfeld entweder große Projekte oder vernünftige BE (>5 Jahre) nachweisen können.
Ob ich damit als Unternehmensberater geeignet bin? Vielleicht tatsächlich nicht, weil ich mir auch mal zu viele Gedanken mache und dadurch auch oft eher etwas langsamer, aber auch gründlicher bin. Aber ich denke, durch Praktika würde ich schon besser erkennen, ob ich geeignet bin, und beruflich sollte ein UB-Praktikum auch kein Nachteil sein, egal ob ich nun hinterher in der UB, im IT-Consulting oder in der Softwareentwicklung lande, wenn ich ja sowieso noch auf den Masterbeginn warten müsste.
Langsam und gründlich ist in den meisten Beratungen nicht gewünscht. Du musst liefern, liefern, liefern. Viel an Konzeptarbeit ist sowieso für die Tonne und manches wird dann im Nachhinein noch korrigiert. Aber wenn dein Projektleiter die Folien bis EOB haben will, dann hast du die auch sinnvoll fertig zu stellen und darfst dich da nicht in Details verrennen.
Wie gesagt, ein Praktikum kannst du auf alle Fälle machen, ich würde dir empfehlen so vorzugehen wie ich es in einem vorherigen Beitrag geschrieben habe.
Wenn ich Vorträge halte, ist es so, dass sie meistens als sehr sachlich und detailliert wahrgenommen werden, aber auch mehr auf den Punkt gebracht sein und den Zuhörer mehr mitnehmen könnten. Das passt wahrscheinlich wirklich nicht so ganz zum Strategieberater, der einen hohen Workload hat und den Kunden auch von seinen Ideen überzeugen muss.
Sachlich und detailliert ist genau das Gegenteil von dem, was in der Strategieberatung gebraucht wird. Deine Kunden sind da keine kleinen CostCenter oder Abteilungen sondern die dicken Fische, die grundsätzlich keine Zeit haben. Da kannst du es dir gar nicht leisten in die Tiefe zu gehen sondern musst kurz und knackig die Vorteile liefern, warum man den Zulieferer aufkaufen oder den Standort bauen sollte.
Aber an sich könnte ich mir eine beratende Tätigkeit im oben genannten Rahmen sehr gut vorstellen, z. B. indem ich Unternehmen zum Einsatz des maschinelles Lernens im beraten würde. Die Frage ist nur, welches Berufsbild wäre es dann, wenn nicht Unternehmensberater? Vielleicht IT-Berater? Aber den Begriff bringe ich inzwischen eher mit Bodyleasing-Buden im Verbindung.
Ich kann es mir mit jedem Beitrag den du schreibst weniger vorstellen, aber ich werde dir dennoch eine neutrale Hilfestellung geben. Wie oben bereits geschrieben, was kannst du denn als Expertise im Bereich ML anbieten? Auf den Begrifflichkeiten brauchst du nicht rumreiten, Unternehmensberater ist der Überbegriff für alles mögliche. Google einfach mal Machine Learning Beratungen und du findest genügend Anlaufstellen für mögliche erste Praktika.
ÖD kommt für mich erstmal nicht in Frage, gerade als Informatiker landet man oft sogar trotz Master nur im gehobenen Dienst, weil es kaum Stellen für den höheren Dienst gibt, und selbst wenn, sind die Aufstiegschancen doch eher gering im Vergleich zur freien Wirtschaft. Auch die Aufgaben sind wohl meistens eher langweilig, wenn es nicht gerade eine der wenigen Behörden mit IT-Schwerpunkt ist. Bürokratie und das Arbeiten mit aktuellen Technologien harmonieren nun einmal nicht so gut miteinander und wenn man jahrelang nur mit veralteten Technologien gearbeitet hat, wird man als Informatiker schnell unattraktiv für den Arbeitsmarkt. Ebenso würde ich aber auch solche Unternehmen in der freien Wirtschaft, wo IT nur als Kostenfaktor gesehen wird, zu beginn meiner Karriere eher vermeiden.
Wenn du dich schon mit Händen und Füßen gegen den ÖD wehrst, dann schreib wenigstens ehrlich, dass es dich nicht interessiert. Offensichtliche Unwahrheiten zu verbreiten macht dich nur unseriös und unsympathisch, das solltest du dir auch für zukünftige Bewerbungsgespräche oder Networkings abgewöhnen.
"Kaum Stellen für den höheren Dienst", ich habe gerade mal bei der Stadt München geschaut, von 16 ausgeschriebenen Stellen in der IT sind 6 für den höheren Dienst, also fast 40%. Wenn das deine Definition für "kaum" ist, dann kann ich dir auch nicht helfen.
"Auch die Aufgaben sind meistens eher langweilig" hast du da bereits Arbeitserfahrung gesammelt oder woher weißt du das?
"Bürokratie und das Arbeiten mit aktuellen Technologien harmonieren nun einmal nicht so gut miteinander" Diese Info kommt woher? Es gibt genügend Städte oder Behörden die jetzt auf den Digitalisierungszug aufspringen wollen (Zugegebenermaßen spät, aber besser als nie) und sich jetzt mit dem neuesten Stoff eindecken wollen. Dass vermutlich 90% aller DAX Großkonzerne noch mit Fax und Excel arbeiten steht auf einem anderen Blatt.
Ich will auch nicht die große Werbetrommel für den ÖD schwingen, aber ich seh es auch nicht ein, irgendwelches Geläster darüber unkommentiert stehen zu lassen.
Nochmal abschließendes Fazit: Die großen Beratungen stehen auf Arbeitstiere mit glatt polierten Lebensläufen. Dieser Zug ist abgefahren. Du kannst dir weiterhin eine Expertise in der Wirtschaft aufbauen und dann z.B. in 5 Jahren den Sprung in eine spezialisierte Beratung probieren oder auch gleich versuchen in kleineren Beratungen unterzukommen. Dazu würde ich an deiner Stelle wie gesagt einen soliden, renommierten Master aussuchen, ein paar Praktika reinquetschen und einen soliden 1,X Schnitt in Regelstudienzeit durchziehen, dann solltest du auf dem Arbeitsmarkt halbwegs vernünftig Fuß fassen können.
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