Schlafmangel beeinflusst Lernleistung sowie wirtschaftliches und soziales Verhalten
Schlafmangel ist nicht allein aus gesundheitlicher Sicht problematisch. Schlaflosigkeit hat auch enorme Auswirkungen auf das Arbeitsleben. Mit steigender Müdigkeit ist das Verhalten weniger rational und risikoreicher als bei ausgeschlafenen Arbeitnehmern, wie Ökonomen vom Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA) in aktuellen Studien feststellten. Die gesunde Schlaflänge beträgt sieben bis neun Stunden.
Schlafmangel beeinflusst Gesundheit und koginitives Verhalten
Wie ein aktuelles IZA Discussion Paper No. 9774 von den Oxford-Professoren Osea Giuntella und Wei Han sowie Fabrizio Mazzonna von der Università della Svizzera Italiana zeigt, kann der Einfluss mangelnden Schlafs auf die kognitiven Fähigkeiten auch außerhalb des Labors beobachtet werden. Dazu analysierten die Forscher umfangreiche chinesische Bevölkerungsdaten und nutzten den Umstand aus, dass die Sonne aufgrund der breiten Zeitzone Chinas in den unterschiedlichen Landesteilen zu unterschiedlichen Zeiten auf- und untergeht.
Die Idee dahinter: Da der menschliche Körper sehr lichtsensibel ist und im Dunkeln mehr schlafförderndes Melatonin produziert, gehen Menschen in der Regel später ins Bett, wenn die Sonne länger scheint. So zeigt sich auch anhand dieser Daten, dass Schlaf die mentalen und numerischen Fähigkeiten befördert. Personen mit einer Stunde mehr Schlaf schnitten bei kognitiven Tests um 0,4 bis 0,6 Standardabweichungen besser ab. Die Autoren führen dieses Ergebnis in erster Linie auf die unflexiblen Arbeitszeiten der Stadtbevölkerung zurück, die sich nicht nach der biologischen Uhr der Menschen richten.
In einer ähnlichen Studie ermittelten Guintella und Mazzonna, dass US-Amerikaner eher zu Übergewicht und einem schlechteren Gesundheitszustand neigen, wenn sie ganz im Osten einer Zeitzone leben und daher bei gleichen Arbeitszeiten tendenziell später ins Bett gehen, als die Menschen am westlichen Ende der gleichen Zeitzone. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass bei vielen Menschen die biologische Zeit nicht mit der sozialen Zeit im Einklang steht. Dieses Missverhältnis wird durch Verhaltensweisen wie spätes Abendessen und Bewegungsmangel zusätzlich verstärkt.
Den Gesundheitseffekten der Sommerzeit widmen sich Lawrence Jin und IZA-Fellow Nicolas R. Ziebarth von der Cornell University in ihrem IZA Discussion Paper No. 9088, das die Anzahl von Krankenhausaufenthalten in Deutschland und den USA untersucht. Während die Umstellung von Winter- auf Sommerzeit praktisch keine Auswirkungen hat, stellt sich bei der umgekehrten Umstellung ein positiver Effekt ein. Ein bis vier Tage nach der Zeitumstellung, bei der eine Stunde gewonnen wird, gehen die Einlieferungen ins Krankenhaus um acht Personen pro 100.000 zurück.
Download IZA Discussion Paper No. 9774 - Circadian Rhythms, Sleep and Cognitive Skills [PDF, 43 Seiten, 4,7 MB]
http://ftp.iza.org/dp9774.pdf
Download IZA Discussion Paper No. 9088 - Does Daylight Saving Time Really Make Us Sick? [PDF, 71 Seiten, 1,3 MB]
http://ftp.iza.org/dp9088.pdf