WiWi Gast schrieb am 15.03.2019:
es ist doch wie immer. Kaum einer sagt gegenüber seinen Lebensweg aus "ja, das stimmt. Die private FH ist vom Niveau her abzuwerten." Selbst den Kommentar eines Lehrenden! oben überliest man.
Jeder denkt, dass was er/sie macht fordert einen um ein Vielfaches in der Relation. Eine realistische Reflektion bleibt aus. Schade. Man kann doch 1 und 1 zusammenzählen.
Ranking: 1. Uni 2. FH 3. FOM - da gibt es für mich relativ wenig Spielraum
Uni: und hier muss man differenzieren.
Abstraktivität: De facto hat man max 3! quantitative Fächer mehr (Wiwi) als an eienr FH. Das ist Stats2, Mathe2 und eventuell! noch Econometrics. Controlling, Finance, Accounting ist absolut gleich zur FH (nicht zur privaten FH!). Da braucht man auch einfach keine höhere Mathematik. Ich kenne kein Controllinglehrstuhl, in dem man Analysis und sonstiges angewendet hat. Da stehen dann im Skript eben math. Formeln. Das hat man an der FH aber in Finance/Controlling auch (eben nicht so häufig).
Natürlich muss man die erstmal packen aber und jetzt kommt Punkt 2
Zeit: Ein Uni Absolvent hat Narrenfreiheit bei den Versuchen. Ein Uni Studium dauert auch durchaus mal 3 Semester länger. Auch das relativiert die Quantfächer.In Abhängigkeit von dem Studiengang wäre ich somit auch toleranter was das Auskosten von Langzeitstudium betrifft. Natürlich brauchen Quant. Fächer mehr Zeit und Tiefe!
Ein Uni Absolvent geht genau so wie ein FH Student in der Regel arbeiten. Ich zB. war jede Woche 2 mal auf dem Bau von 5:30 bis 18.30 Uhr (inkl. Weg). Danach konnte ich definitiv nicht mehr lernen (ich bin auch ausgebildet von daher kenne ich auch den Büroalltag. Hier entscheidet oftmals rein die Motivation im Sinne von "habe ich Bock")
FH: Weniger abstrakt/quantitativ (Wiwi, BWL) als eine Uni in der Menge fordert ! Siehe oben. Hier geht es um 2xMathe anstatt 1x Mathe und 2* Stats anstatt 1* Stat.
Wenn man natürlich VWL als Schwerpunkt wählt dann kommen da noch ein paar Module hinzu was die quant. Ausrichtung betrifft.
FOM: Reines Auswendig lernen! Punkt. Ich kenne die Skripte meines Kumpels. Da werden knallhart die Definitionen abgefragt und das war es. Das ist in etwa Ausbildungsniveau (wie gesagt, diese habe ich auch absolviert). Es ist eben anwendungsorientierter.
Statistik wurde dort nicht eine Aufgabe gerechnet! An der FH wurden Hypothesen Tests, Annova, Regressionen etc auf dem Blatt Papier gerechnet UND in R programmiert. An der Uni würde statt R dann eine vertieftere Regresion als an der FH durchgekaut.
Stats. finde ich dabei als BWLer absolut wichtig in der heutigen Zeit, dass man zumindestens ein paar Dinge erstellen kann. Ich weiß nicht ob das an der FOM der Fall ist.
Die Frage ist immer nur: Was will ich?
Also, ich habe den Eindruck, dass hier zu sehr außer Acht gelassen wird, welchen Studiengang man denn an der FOM (oder überhaupt) studiert/studieren möchte.
Ich studiere an der FOM und komme jetzt in mein 3. Semester in Betriebswirtschaft und Wirtschaftspsychologie. Ich hatte bereits im 2. Semester das Modul "Datenerhebung und Statistik" - auf dem Papier haben wir tatsächlich nichts gerechnet, dafür habe ich als Hausarbeit eine Datenanalyse in R gemacht, mit allem Drum und Dran - Deduktive Analyse, Deskriptive Statistiken, Hypothesen testen, Inferenzstatistik, Regression, Effektstärke, Power-Analyse und sogar Simulationsbasierte Inferenz.
Vor wenigen Wochen hat eine Bekannte von mir, die an einer staatlichen Hochschule studiert, auf Facebook um Hilfe gefragt, weil sie eine Hausarbeit über Qualitative und Quantitative Forschung schreiben musste. Ihre Anfrage lautete "Kennt sich hier jemand mit Statistik aus?" - zwei Tage vor ihrem Abgabetermin konnte sie mit Begriffen, wie "Nullhypothese", "Alternativhypothese" oder "p-Wert" nichts anfangen und wusste nicht, was ich meine, als ich sie gefragt habe, welches Signifikanzniveau gilt.
Das Ende vom Lied war, dass Sie mir zwei Wochen später stolz über den Messenger mitgeteilt hat, dass sie in ihrer Hausarbeit eine 1,0 habe.
Dieses Ergebnis hat meinen Glauben an die grundlegende Qualität staatlicher Hochschulen offen gesagt ziemlich in's Wanken gebracht.
Ich möchte nicht pauschalisieren, möchte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen und ich möchte auch nicht die subjektive Arbeitslast von unterschiedlichen Studenten vergleichen - ich aber aus dieser Erfahrung heraus sagen, dass ich mich (auf jeden Fall schon mal in diesem Modul) an der FOM (und bestimmt auch explizit von meinem Prof.) sehr gut ausgebildet fühle und dass ich mir sicher bin, mich hier ohne Probleme mit Studierenden anderer FHs oder Unis messen zu können. Auch hier ist eben vielleicht wieder der Fokus wichtig: wie gesagt - auf dem Papier könnte ich's nicht rechnen. Aber das würde im "echten Leben" auch niemand machen.
antworten