Der Analyst wieder:
Was ich nicht verstehe, ist, wieso sich jeder über den Beruf bzw. das Leben des anderen echauffieren muss. Der eine arbeitet seine 80/90h und verdient 100k, der andere seine 40h und verdient 60k.
Jedem das seine.
Bei dem Kommentar, dass 60k einer Familie gegenüber unverantwortlich ist, kann man wirklich nur den Kopf schütteln. Du wirst es nicht glauben, aber es gibt auch Handwerker, Maler, Verputzer etc. die es schaffen ihre Familie zu ernähren und ihr ein gutes Leben bieten. Da ist tatsächlich jemand etwas realitätsfremd.
Nun muss ich doch etwas aus dem Nähkästchen plaudern, um hier einen kleinen Einblick zu bieten. Momentan könnte ich mir überhaupt nicht vorstellen, eine Familie zu haben, da es tatsächlich völlig unverantwortlich wäre. Bei 90h kommt man unter der Woche ausgepowert heim und will schnellstmöglich nur noch ins Bett. Am Wochenende hat man dann selbst seinen Kram zu erledigen und will sich mit seinen Freunden treffen und ein bisschen Sporteln, da ist auch nicht viel Zeit. Was aber einige hier nicht zu verstehen scheinen, ist, dass das kein Dauerzustand ist. Die wirklichen Career-Banker, die dann bis zum VP, Director oder MD bleiben, halte ich auch für völlig verrückt, doch die sind eher die Ausnahme als die Regel. Der normale Analyst macht das Bootcamp 2 Jahre mit und packt dann seine Sachen und macht sich auf und davon.
Sagt was ihr wollt, aber in dem Job lernt man wirklich unglaublich viel und ich kann mir eigentlich keinen besseren Karriereeinstieg vorstellen. Man wird ein Wizz mit der MS Office Suite, kennt sich bestens mit Unternehmensfinanzen aus und weiß wie man diese zu analysieren hat, bekommt einen Einblick in verschiedenen Sektoren (falls Product Group, bei Coverage ist man da ja bekanntlich auf eine Industrie limitiert), kommt in Kontakt mit Unternehmenslenkern, lernt extrem hart zu arbeiten und bekommt ein wahnsinniges attention-to-detail. Ich denke nicht viele andere 24 jährige können von sich behaupten, dass sie bereits mit CEOs und CFOs am Tisch gesessen haben. Gut, normalerweise sagt man in diesen Meetings nichts, aber es ist trotzdem unglaublich lehrreich und aufregend, diese Topmanager in Aktion zu sehen. Erst vor kurzem durfte ich mit in die Schweiz und war mit zwei Vorständen eines großen Nahrungsmittelkonzerns am Tisch gesessen. (Wobei das auch wieder von Bank zu Bank verschieden ist: Zwei meiner Freunde sind bei GS und JPM und beide durften in gut einem Jahr noch kein einziges mal auf irgendein Meeting mit; Ich bin dagegen bei einer der üblichen Boutiquen wie LAZ, RS, GHL, EVE und hatte schon unglaublich viel Kundenkontakt, doch das nur am Rande). Bisher habe ich meine Entscheidung nie bereut (außer vllt. Freitags um 18 Uhr, wenn die Mail kommt, dass irgendein dämlicher Pitch am Montag morgen gedruckt werden soll ;)
Btw, was war nochmal die Ausgangsfrage?
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