Ich wäre auch gerne Lehrer geworden. Nicht wegen des Geldes (das habe ich erst nach meinem BWL-Studium erfahren, dass Lehramtsabsolventen doch erheblicher mehr verdienen als Berufseinsteiger in der freien Wirtschaft - die Lehrer sagten uns immer nur, dass sie sooo wenig verdienen würden), sondern vor allem aufgrund meines Interesses an meinen Lieblingsfächern.
Jedoch bin ich deutscher Staatsbürger mit dem berühmt berüchtigten Migrationshintergrund, sodass für mich meine Traumkombination Deutsch & Politik und Wirtschaft ausschied. Auf Magister wollte ich dann auch nicht studieren, da man als zweitbester Abiturient seines Jahrgangs auch nicht als Taxifahrer enden wollte. Darum entschied ich mich für das BWL-Studium in der Hoffnung, dass in der freien Wirtschaft meine Herkunft nicht ausschlaggebend werden würde.
Ich hatte zwar beste Noten (jeweils beste Note in den LKs an meiner Schule) und man hört mir meine ausländische Herkunft nicht an.
Jedoch ist mein osteuropäischer Nachname ein Zungenbrecher auch für gutmeinende Deutsche. Das hätte nur Probleme mit den Eltern gegeben, weswegen ich mir den Dauerstress nicht antun wollte.
Stattdessen bin ich jetzt WP-Assi, verdiene 500 EUR netto weniger im Monat und der Job (und auch jeder andere RW-Job) füllt mich auch nicht besonders aus. Hinzu kommt der Dauerdruck der Berufexamina zum StB bzw. WP, da man ohne diese zwangsläufig auf irgend einem noch uninteressanteren Sachbearbeiterjob im RW/Controlling landet.
Wenn ich ehemalige Schulkammeraden treffe, die mittlerweile am Ende des Referendariats angelangt sind bzw. dieses vor kurzem abgeschossen haben und nun für die Hälfte meiner Arbeitszeit (ich hatte seit zwei Jahren keinen Urlaub, um die Freistellung zeittechnisch zu realisieren) eine interessantere Tätigkeit für doch schon ordentlich mehr Geld (6 TEUR netto im Jahr sind respektabel) ausüben können, werde ich jedesmal ein wenig sentimental.
Heute bin ich am Überlegen, ob ich nicht meinen Job aufgeben und noch einen Master in Wirtschaftspädagogik machen sollte. Dieser würde zwar dann 6 Semester dauern, da ich 60 Credits (Pädagogikscheine und allgemeines Fach) aus dem WiPäd-Bachelorstudium nachholen müsste. Jedoch wäre ich mit der Kombination Wirtschaftslehre & Poltik und Wirtschaft wahrscheinlich glücklicher als mit einem Job im Rechnungswesen respektive in der WP.
Abgesehen von der wieder erheblichen Ausbildungszeit (2 Jahre Referendariat sind nicht zu missachten) ist das Problem das kleine Wörtchen "wahrscheinlich". Interesse an den oben genannten Fächern hätte ich zwar schon. Jedoch weiß ich nicht, ob ich auch geeignet bin zu unterrichten (allerdings, wer weiß das schon, wenn er/sie das Lehramtstudium beginnt?). Ich meine, eine pädagogische Ausbildung hat man in einem BWL-Studium natürlich nicht genießen dürfen. Zudem war ich an einer Massenuni, bei der man nicht monatlich eine Präsentation halten musste und so üben konnte, vor Gruppen zu sprechen.
Mich würde es vor allem interessieren, wie diejenigen hier im Forum, die vorher in der freien Wirtschaft gearbeitet und dann den Wechsel zum Lehramt gewagt haben, mit dieser Situation zurechtkamen (als eigentlicher Nichtpädagoge unterrichten zu müssen).
Vielen Dank für Eure Beiträge.
Lounge Gast schrieb:
Ich bin ein wenig geschockt von den hohen Lehrergehältern,
insbesondere gymnasiale Oberstufe! Bei uns sind viele aus dem
Wiwi-Studium ausgestiegen, weil zu hart und zu anstrengend...
sind dann auf Lehramt gewechselt und verdienen nun mit A13
2600 bis 3300 EUR Netto (
http://oeffentlicher-dienst.info/c/t/rechner/beamte/nw?id=beamte-nrw-2012&g=A_13&s=0&f=0&z=100&zulage=&stj=2011&stkl=1&r=0&zkf=0&kk= ) bei A14 noch wesentlich mehr! Dazu können sie sich wesentlich günstiger privatversichern und brauchen kaum fürs Alter vorzusorgen (Pension). In der freien Wirtschaft müsste ich für 3300 EUR Netto ca. 75000 Brutto verdienen!!! Und das ist dann bestimmt kein Zuckerschlecken! Wer will sich denn da noch die Kämpfe am Arbeitsmarkt antun?
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