WiWi Gast schrieb am 26.12.2022:
Ich vermute stark, dass ich mich mit Naturwissenschaften deutlich besser auskenne als du (M.Sc. in NaWi). Der CO2-Anteil von Deutschland beträgt ca. 2%. Selbst unter der Prämisse dass dieses CO2 100% für den Klimawandel ursächlich ist (was offensichtlich Schwachsinn ist), sind 2% eben nur 2%. Wenn China und Indien etc. bei diesem Klimawahnsinn (was er in Deutschland sicherlich ist) nicht mitmachen, subventionieren wir nur diese Länder, da sie dadurch u.a. günstig Öl, Gas etc. bekommen.
Ein kumulatives Problem wie die Überfrachtung unserer Atmosphäre mit anthropogenen Treibhausgasen löse ich nicht dadurch, dass ich es in Teilprobleme zerlege, bis die einzelnen Anteile klein genug sind, als dass sie jemand als "irrelevant" erklärt.
Soll die USA sich demnächst bei CO2 Betrachtungen einfach in Bundesstaaten aufteilen? Dann ist Texas künftig nur noch für 1% der globalen CO2 Emissionen verantwortlich und damit "irrelevant". (Die Zahl ist fiktiv)
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, das Problem wirklich zu "lösen" (also die bereits unvermeidbare Katastrophe zumindest abzuschwächen).
Das naturwissenschaftlich mMn klügste wäre eine global optimierte Ausnutzung des Restbudgets, also als Energieträger nur noch Erdgas verfeuern und Kohle schnellstmöglich im Boden lassen und Erdöl nur dort, wo nicht sofort ersetzbar. Höchste Priorität hätten schwer vermeidbare Emissionen z.B. aus der Landwirtschaft wie Methan, Lachgas, etc...)
Dafür gibt es aber überhaupt keine praktische Umsetzungsmöglichkeit, also bleibt als zweitbeste Option nur ein CO2 Budget pro Kopf.
Da muss man dann auch nicht über den deutschen Anteil philosophieren, das Problem lässt sich darauf reduzieren, dass unser restlicher CO2e Ausstoß pro Nase auf kumulativ 100-200t begrenzt ist. (ja nach Sicht- und Rechenweise).
Heute sind wir im Schnitt bei grob 10 t CO2e/Nase in Deutschland.
Wenn sich zwei Leute ein massives neues EFH in der Pampa gönnen mit entsprechendem Bedarf an zusätzlicher Infrastruktur dann geht schon da ein Großteil dieses Restlebensbudgets drauf.
Das ist halt nun mal so, ich weiß nicht, was es bringen soll, das zu "leugnen".
Hinzu kommt, dass man die besten und einfachsten Maßnahmen CO2 zu sparen auch noch ablehnt (Kernkraftwerke weiterlaufen lassen, abgeschaltene wieder in Betrieb nehmen).
Kernkraft deckt global unter 2% des Endenergiebedarfs (weitere 4% heizen als Abwärme Flüsse und Atmosphäre auf, was in der primärenergetischen Betrachtung von der Atomlobby gerne dazu gezählt wird), die Tendenz ist seit vielen Jahren fallend und wird weiter fallen.
Strom aus neuen Kernkraftwerken ist sehr teuer und mit dem heutigen technologischen Stand quantitativ aber auch zeitlich nicht so skalierbar, dass damit auf globaler Ebene ein großer Beitrag zum Klimaschutz zu leisten wäre.
Selbst wenn man das irgendwie täte und auf 50% des Endenergiebedarfs mittels 10.000 Reaktoren weltweit hoch skalieren würde, bräuchte man dann Plutoniumbrüter, hätte statistisch jedes Jahr einen Super-GAU irgendwo (was mit Plutonium als Kernbrennstoff nicht besser wird) und vermutlich eine stark ausgeweitete Verbreitung von Kernwaffen.
Die Reaktoren der 4. Generation sind heute eher patentierte Phantasie als real kommerziell umsetzbar. Alle dieser Konzepte haben jeweils mindestens einen ganz gravierenden Nachteil. Die Europäer haben die letzten Jahre nur EPR gebaut (Gen 3+), aber auch dieser Reaktortyp hat zumindest bisher massive Probleme.
Die aktuelle Knappheit bei der gesicherten Leistung in Europa ist im wesentlichen ausgelöst durch das ungeplante und sehr lange andauernde Versagen vieler französischer Kernreaktoren (derzeit 20 von 52, es waren schon mal 30 von 52).
Der Weiterbetrieb der deutschen AKW trotz nicht durchgeführter periodischer Sicherheitsprüfungen bis April 2023 ist primär als politische symbolische Geste vor allem Richtung Frankreich zu verstehen. Theoretisch wäre eine Situation denkbar, wo genau diese paar GW dazu beitragen können, in Frankreich einige brownouts in diesem Winter zu verhindern. Gleichzeitig war noch vor kurzem denkbar, dass wir auf französische Gaslieferungen angewiesen sein könnten. Daher der Handel Atomstrom gegen Gas.
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