Das kann man schwer beantworten, wenn man keine Informationen über das Forschungsgebiet hat. BWL oder VWL? Empirisch oder theoretisch? Monographie oder kumuliert wäre auch nicht unwichtig sowie die zugehörige Promotionsordnung. Gibt es ein Doktorandenstudium? Letztere sind Fragen, die Du noch nicht beantworten kannst, aber im Hinterkopf haben solltest.
Meine bescheidene Einschätzung: Wenn es quantitativ ist, Du die Daten hast und methodisch fit bist, dann ist das viel eher machbar, als wenn Du eine theoretische Arbeit in der VWL schreibst. Ersteres ist Datenmassage mit ein bisschen Bla Bla drum herum. Wenn der Datensatz einmal aufbereitet ist (das ist die wesentliche Hürde) dann loopt man für dem Hintergrund einer groben Fragestellung einfach gesagt solange die Regressionen in verschiedenen Spezifikationen, bis man ein signifikantes Ergebnis für eine dann zu findende, passende und exakte Fragestellung hat. Klingt zynisch, aber ich habe für die Diplomarbeit so gearbeitet und zumindest auch zwei Paper veröffentlicht, die genau nach der Bauweise zu Stande kamen. Das nennt sich in der VWL Forschung und ist jedenfalls hinreichend für eine Diss. Gute Forschung ist es sicherlich nicht, aber Forschung ist auch nur noch Business, leider. In meiner Diss konnte ich Gott sei Dank etwas machen, das sich diesem Business entzogen hat. Das ist übrigens die große Chance, wenn man von vorne herein nur aus Forschungsinteresse an eine Diss geht und danach nicht in die Wissenschaft will. Man muss sich nicht an das halten, was ich mal Forschungsbusiness nenne. In diesem Fall gewinnt aber die Wahl des Doktorvaters enorm an Bedeutung!!
Wenn es theoretisch oder historisch wird, dann wird es komplizierter. Schlicht, weil man sehr viel mehr lesen und verstehen und einordnen muss.
Die BWL kann ich mit der Ausnahme von Finance schwer beurteilen und deswegen halte ich die Klappe an der Stelle.
Wichtiger als das alles ist aber noch: Wie konkret sind Deine Ansätze bisher? Hast Du ein Exposé (und sei es nur für Dich geschrieben) UND einen konkreten Fahrplan? Anders gefragt: Könntest Du morgen anfangen? Ich frage das, weil Dein ganzer schöner Wochenplan mit Time-slots rein gar nichts bringt, wenn Du dann montags um 20 Uhr am Schreibtisch sitzt und gar nicht weißt, was Du konkret tun sollst. (Was lesen, wo suchen, wie anfangen....)
Konkreter Rat wäre erst mal: Nimm Dir Deinen Zeitslotplan und versuche in diesem Rahmen in den nächsten zwei Monaten ein vernünftiges Exposé inklusive Literaturliste zu erstellen. Darin enthalten also: Was ist Dein Forschungsgebiet, was ist die Forschungsfrage, was ist der Stand der Literatur dazu, was sind offene Fragen, wie willst Du Dich Deiner Fragestellung nähern, welche Methoden.
Wenn Du das schaffst, dann würde ich die Chancen als nicht schlecht (aber auch noch nicht gut) einschätzen. Wenn Du es nicht schaffst, vergiss das Ganze.
Das klingt hart, aber ich bin der Zeitslotrechnung gegenüber sehr skeptisch. Das mag funktionieren, wenn man mitten in der Diss steckt, also der Anfang nach gut einem Jahr hinter einem liegt, man viel gelesen hat und es alles in konkreten Bahnen läuft. Dann kann man eine Promotion mit einem relativ normalen Job vergleichen und die Arbeit in Häppchen teilen. Aber am Anfang (und damit meine ich ein bis zwei Jahre) ist es meist ein chaotischer Prozess, ein extrem frustrierendes Umherirren im Nirgendwo - und das hält sich so gar nicht an Zeitpläne. Das Blöde ist eben, dass eine Dissertation zu schreiben kein linearer Prozess ist. Wenn man erst mal soweit ist, wie ich eben beschrieben habe, dann ist die Diss schon geschaukelt. Dort hin zu kommen, das ist das Problem.
Der Einwand, dass WiMis ja auch angestellt sind und meist (de facto) Vollzeit arbeiten stimmt zwar. Allerdings stehen die trotzdem in regelmäßigem Austausch mit Kollegen (nein, ich meine nicht den Doktorvater) und halten sich in der Uni auf, was einfach dazuführt, dass man sich auch Gedanken zu Diss und Forschung im weitesten Sinne macht, wenn man es gar nicht merkt. Das sollte man nicht unterschätzen. Es ist etwas ganz anderes 40h die Woche, sagen wir Schuhe zu verkaufen und dann nach Feierabend heim zu kommen und den Schalter umzulegen.
Was wäre noch zu klären: Hast Du eine Familie oder Freundin? Wenn ja, ich kenne sie nicht, aber das könnte ein Problem sein. Ich werfs nur mal ein...
Wie sieht es mit anderen Modellen aus? Teilzeit? So hätte man zumindest Do,Fr, Sa,So mal am Stück frei, um sich an die Diss zu setzen. Oder ein Sabbatical? Sprich mit Deinem Arbeitgeber. Bei mir war das ohne Probleme möglich. Habe zwei Jahre gearbeitet und Geld bei Seite gelegt und mich dann drei Jahre beurlauben lassen und mich um ein Stipendium beworben, das ich auch bekommen habe. Nach 2,5 Jahren war ich fertig und hab dann noch ein halbes Jahr Urlaub gemacht. Danach wieder Vollzeit im selben Job eingestiegen. Bei mir war es auch reines Forschungsinteresse, Gehaltstechnisch hat es mir nichts gebracht und das war mir auch klar vorher. War aber eine geile Zeit.
Abschließend noch ein Sprung zurück. Ich kenne wie gesagt Dein Forschungsgebiet nicht. Aber es wäre auch zu überlegen, ob es an anderen Fachbereichen nicht besser angesiedelt ist. Soziologie? Geschichte? Philosophie?
Die VWL ist mittlerweile sehr eng geworden und gerade wenn man sich in der Finanzmarktsoziologie umsieht oder in manchen Bereichen der Philosophie soweit es Märkte, Ethik etc angeht, wird man erstaunt sein, dass sehr viel, was man der VWL zugehörig war, mittlerweile anderen Disziplinen überlassen wurde.
Das nur so als Idee.
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