Akademischer Titel vs. Berufserfahrung: Was führt zur Top-Position?
In der Wirtschaft gibt es zwei Wege, um die Spitze zu erreichen. Der eine führt über die akademische Ausbildung. Der andere basiert dagegen auf praktischer Erfahrung. Doch welcher Weg ist besser, um das Topmanagement zu erreichen? Nachwuchsmanager und angehende Wirtschaftsexperten müssen sich zwischen einer akademischen Laufbahn und mehr Praxiserfahrung entscheiden. Im Folgenden werden beide Wege betrachtet und verglichen, um herauszufinden, welcher Ansatz die besten Erfolgschancen in der Wirtschaft bietet.
Der richtige Hochschulabschluss oder ein solides Fundament aus Berufserfahrung – was bringt mehr? Das fragen sich viele. Nicht nur die, die gerade erst am Arbeitsmarkt Fuß fassen, sondern auch die, die aufsteigen wollen und sich dazu berufen fühlen, ein Team oder gar eine ganze Abteilung oder Firma zu leiten. Sie stehen oft vor der Entscheidung: ein Studium zu absolvieren, um einen höheren akademischen Grad zu erlangen, oder lieber mehr Expertise sammeln? Und damit gehen Fragen einher wie:
- Ist es sinnvoll, sich für einen höheren Posten auch ohne den passenden akademischen Titel zu bewerben?
- Benötigt es zwingend ein Studium, um zum Traumjob zu gelangen?
- Worauf legen Entscheider tatsächlich mehr wert?
- Und wie sieht es in puncto Gehalt aus?
Akademische Titel – die Eintrittskarte für den Arbeitsmarkt
Ob Bachelor of Science, Master of Business Administration oder Doktor der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften – die Liste der akademischen Titel und Abschlüsse ist lang. Sie haben auch eine lange Tradition. Vielfach gilt noch immer: Um einen bestimmten Job ausüben zu können, wird ein Bachelor- oder Master-Abschluss vorausgesetzt. Viele Studenten schließen mittlerweile sogar zwei Studiengänge ab, um bessere Chancen am Arbeitsmarkt zu haben. Aber haben sie dadurch wirklich einen Vorsprung? Die Antwort lautet: jein. Denn pauschal lässt sich dies nicht beantworten, wohl aber gibt es gewisse Tendenzen. Höhere akademische Titel und Abschlüsse bieten folgende Vorteile:
- Traditionelles System
Fakt ist, dass es sich bei den akademischen Titeln und Abschlüssen um ein traditionelles, erlerntes System handelt, das eng mit der westlichen Kultur verbunden ist. Bereits vor Jahrhunderten galt: Wer einen Universitätsabschluss vorweisen kann, verfügt über profunde Kenntnisse. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Wer also auf Nummer sicher gehen will, macht mit einem Hochschulabschluss nie etwas verkehrt.
- Voraussetzung für den Job
Darüber hinaus gibt es Bereiche, in denen ein abgeschlossenes Studium unumgänglich ist, um den gewünschten Job überhaupt ausüben zu können. Zu den wichtigsten Beispielen zählen dabei Ärzte und Anwälte. Auch in den Naturwissenschaften ist ein Doktor eher Standard als die Ausnahme. Und auch viele scheidende Firmenchefs legen bei ihrem Nachfolger großen Wert auf eine ebenbürtige Qualifikation. Es gibt auch Unternehmen und Branchen, in denen für den Aufstieg in eine höhere Position – neben guter Leistung – ein Studienabschluss notwendig ist. Wer an diesem Punkt steht, allerdings den akademischen Titel nicht vorweisen kann, sollte über ein flexibles berufsbegleitendes Studium nachdenken. Diese Ausbildung ermöglicht das zeit- und ortsunabhängige Studieren neben dem Beruf.
- Wettbewerbsvorteil
Aber auch wer sich aktuelle Jobanzeigen abseits der genannten Sparten ansieht, stößt dabei häufig auf folgende Grundvoraussetzung: abgeschlossenes facheinschlägiges Studium nötig. Ein Grund hierfür ist, dass viele Unternehmen die Latte erst einmal hochlegen, selbst wenn hinsichtlich der fachlichen Kompetenz auch ein Abitur ausreichen würde, schließlich möchten Unternehmen Top-Kandidaten gewinnen. Bringen schließlich zwei Bewerber grundsätzlich dieselben Qualitäten mit, entscheiden sich Personalmanager oft für jenen, der über den höheren oder fachspezifischeren akademischen Titel oder Abschluss verfügt.
- Höheres Einstiegsgehalt
Ebenso gibt es Studien und Umfragen, die zeigen, dass Menschen mit einem höheren akademischen Titel oder Abschluss auch meist ein höheres Gehalt beziehen. So bringt laut einer Untersuchung des Ifo-Instituts jeder höhere Abschluss über das gesamte Erwerbsleben gerechnet und nach Abzug der Kosten in Deutschland zwischen 22 und 64 Prozent mehr Einkommen. Kein Wunder also, dass zwischen einem Bachelor- und einem Master-Abschluss oft ein großer monetärer Sprung zu erwarten ist. Kleiner Wermutstropfen: Die durchschnittlichen Einstiegsgehälter variieren zum Teil erheblich. So können etwa Menschen, die einen akademischen Titel oder Grad im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen vorweisen können, mit einem weitaus höheren Einstiegsgehalt rechnen als solche, die in Philosophie, Geisteswissenschaften oder Design arbeiten möchten.
Berufserfahrung – Vorsprung durch Praxis
Akademische Titel und Abschlüsse sind das eine, aber gute Fachkräfte zeichnen sich mitunter auch dadurch aus, dass sie bereits sehr gut mit der jeweiligen Materie vertraut sind, die Prozesse eines Unternehmens oder die Besonderheiten einer Branche kennen und über die Jahre hinweg Erfahrung sammeln konnten. Wird sodann ein Firmenwechsel gewünscht oder bewerben sich solche Mitarbeiter für eine höheren Position, so kommt ihnen dies oft ebenso zugute. Dieser Variante bietet die folgenden Vorteile:
- Profunde Branchenkenntnisse
Es liegt auf der Hand: Wer einen Job länger ausübt, kennt die Branche meist gut. Er ist mit den Tätigkeiten bestens vertraut und denkt zudem meist ein Stück weiter, als jemand, der neu im Job ist. Er ist somit eher in der Lage, etwaige Mankos und Probleme des Systems zu erkennen, Lösungen zu kreieren und das Unternehmen weiterzuentwickeln. Muss ein höherer Posten neu besetzt werden, greifen Chefs nicht selten auf genau solche Mitarbeiter zurück.
- Ausgeprägte Beharrlichkeit
In der heutigen Zeit ändern sich Dinge und Prozesse oft von einem auf den anderen Tag. Junge Menschen wechseln den Job weitaus häufiger als noch vor ein paar Jahrzehnten. Das bringt zum einen gewisse Vorteile mit sich, wie etwa viel Abwechslung oder eine stetige Weiterentwicklung. Auf der anderen Seite führt das jedoch auch dazu, dass es vielen immer schwerer fällt, sich länger auf eine Sache zu konzentrieren oder sich eingehender mit einem Thema auseinanderzusetzen. Im Gegensatz dazu stehen Menschen, die ein konkretes Ziel vor Augen haben und konsequent daran arbeiten, dieses zu erreichen – zum Beispiel, indem sie Tätigkeiten perfektionieren. Wer also schon länger zum Team eines Unternehmens gehört, wird mitunter für seine Beharrlichkeit belohnt.
- Lohnende Spezialisierung
Viele Studiengänge sind eher allgemein gehalten, um Studierenden mit unterschiedlichen Hintergründen und Wissensständen ein breites Know-how zu vermitteln. Spezialisierungsmöglichkeiten gibt es hingegen nur begrenzt oder erst im letzten Studienzyklus. In der Praxis sieht die Situation oft anders aus: Die Aufgaben in einem Unternehmen sind klar verteilt und wer über die Jahre hinweg in einem speziellen Tätigkeitsfeld agiert, wird zum Experten. Solche Spezialisten, die über Nischen-Kenntnisse verfügen, sind gefragt – und ihre Gehälter können oft durchaus mit jenen von Akademikern mit höheren Graden mithalten.
- Unterschätztes Talent
Schließlich gibt es noch Tätigkeitsbereiche, in denen theoretisches Fachwissen zwar ein guter Grundstein sein kann, letztendlich kommt es jedoch mehr auf die Erfahrung und vor allem auf das vorhandene Talent an. Vor allem letzteres lässt sich zwar entwickeln, nicht jedoch von Grund auf erlernen. Hier kann es von Vorteil sein, stärker auf die Praxiserfahrung zu setzen, statt noch ein weiteres Studium dranzuhängen.
Einen Königsweg gibt es nicht
In Summe lässt sich feststellen: Den richtigen oder falschen Weg gibt es diesbezüglich nicht. Vielmehr kommt es in erster Linie auf das jeweilige Unternehmen und die Branche an. So gibt es etwa Bereiche und Betriebe, die mehr Wert auf eine akademische Laufbahn legen als andere. Umgekehrt zählt in manchen Sparten die Expertise mehr als das passende Studium. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch die Faktoren Zeit und Geld, die die Entscheidung ebenso beeinflussen.
Wer auf ein Mehr an Berufserfahrung setzt, profitiert weiterhin von seinem monatlichen Gehalt und muss in puncto Finanzen keine Abstriche machen. Wer sich hingegen für ein Studium entscheidet, muss mitunter Studiengebühren bezahlen und auf ein geregeltes Einkommen verzichten. Damit einher geht die Tatsache, dass Vorlesungen besucht, Arbeiten geschrieben und Wissen erlernt werden muss. Das bedeutet, dass dafür oft kaum Zeit für Familie, Freunde oder Hobbys bleibt. Zudem ist bei diesen Überlegungen jeder Mensch selbst wichtig. Die Art und Weise ist entscheidend, wie sich ein Kandidat präsentiert, welche Soft Skills er mitbringt oder wie ausgeprägt sein Wille und seine Einsatzfähigkeit sind. Das bedeutet wiederum: Jeder kann es schaffen. Letztendlich ist der Spagat – Beruf und Studium in Kombination – mit einem berufsbegleitenden Fernstudium möglich und gefragter denn je.