WiWi Gast schrieb am 11.10.2023:
Wenn Menschen anfangen, dir etwas im Klein-Klein vorzurechnen, weißt du, dass du manipuliert wirst.
Nein, so funktioniert das nicht.
Es gibt nämlich auch allerlei Klein-Klein, welches den Alltag des selbstständigen Handwerkers versüßt. Z. B. dass du unzählige Ausgaben des privaten Alltag über die Firma laufen lassen kannst. Auto, Handy, Internet, Versicherungen, Zeitschriften, „Geschäftsessen“ usw.
Überall gibt es -19%, alles geht vom Brutto, nicht netto, und zudem gibt es häufig sogar dezidierte Tarife, von welchen der Angestellten nur träumen kann.
Der hier viel genannte AMG z. B. kostet den Handwerker deutlich weniger als den Angestellten. Deswegen ist der dort auch viel realistischer drin. Ganz unabhängig davon wie schön oder schlecht man Einkommensäquivalente zu Angestellten rechnet.
Typisches Beispiel für jemanden, der es einfach nicht verstanden hat. Habt ihr eigentlich in Rewe geschlafen an der Uni? Ich kann bzw. sollte nur das ansetzen, was auch wirklich betrieblich ist. Das muss alles begründet werden. Welche "privaten" Versicherungen kann ich denn in mein Geschäft aufnehmen? Genau, gar keine. Jede Versicherung ist notwendig. Die Geschäftsessen, die ich hab, sind auch aus der Sicht des Vertriebs notwendig. Klar gibt's Leute, die zum "Spaß" Geschäftsessen haben, aber das Geld ist dann halt weg, das bisschen Steuererstattung hin oder her (wie oben schon mein Argument, dass das genau die Leute sind, die nie Geld auf dem Konto haben. Auch wenn man eine Steuererstattung bekommt, zahlt man TROTZDEM 60-70% aus eigener Tasche. Wenn man das Geld also sinnlos rausballert, dh verkonsumiert, hat man am Ende des Tages auch nichts davon).
Das Auto muss um den Privat-Anteil gekürzt werden. Abgesehen davon, wenn ich 25k-50k an USt-Vorauszahlungen jeden Monat leisten muss (als Beispiel), glaubst du wirklich, mich interessieren da die 3 Euro beim Handyvertrag, die ich über die USt zurückbekomme? Die Auswirkungen der "privaten" Lebensführung bei einem halbwegs vernünftig laufenden Betrieb sind so gering, dass ich mir das nicht antun würde. Lieber hab ich eine ordentliche Betriebsprüfung die nach einer oder zwei Wochen erledigt ist und das Finanzamt nichts anzukreiden hat, als dass ich irgend einen Schwachsinn aufnehme, der die dazu verleitet bei mir "häufiger" aufzutauchen.
WiWi Gast schrieb am 14.10.2023:
Da frage ich mich schon, wo all diese Angebote der Hersteller und deren Abnehmer herkommen. Explizit für Selbstständige. Angestellte können es nicht sein. Vermutlich alles Angestellte im Geiste. No True scotsman!
Ziehen wir es mal anders herum auf: Dir scheinen Autos einfach nicht so wichtig zu sein. Deswegen fährst du einen Hyundai. Der übrigens auch kein Budgetauto ist. Das nur am Rande.
Die wesentliche Information hast du aber unterschlagen: „Was jucken mich die 1k monatlich mehr oder weniger fürs Auto?“.
Genau DAS ist der Punkt. Den Angestellten, auch den intelligenten, fleißigen, erfolgreichen High Performer juckt das sehr wohl. Auch bei 6k netto monatlich ist das noch ein Haufen Geld. Für dich offenbar nicht mehr.
Das belegt ideal, dass du als selbstständiger ohne wenn und aber in ganz anderen Einkommensverhältnissen lebst. Danke für die Offenheit.
Gegenfrage: Wenn ich als Selbstständiger in ganz anderen Einkommensverhältnissen lebe, was hindert dich denn daran, einfach dein eigenes Unternehmen zu gründen? Die Antwort weißt du selbst, also spar mir das Gelaber.
Der Punkt ist, jeder ist seines Glückes Schmied. Als Selbstständiger hab ich das mehr oder weniger unter Kontrolle und in der Hand. Ich gebe dir da Recht, dass ich (mittlerweile) in anderen Kategorien denke, jedoch muss man dazu sagen, ich bin jetzt aktuell in den obersten 1% aller Selbstständigen. Der Weg dahin? Ich bezeichne die Selbstständigkeit immer als Studium 2.0. Weil es meistens genau so lange dauert, bis man überhaupt Erfolge sieht (anders beim Angestellten: Der bekommt nach einem Monat (!) schon sein Gehalt). Bei mir: Mehrere Gründungen während der Studienzeit, danach in 5 Jahren gerade einmal insgesamt 100k Gewinn erwirtschaftet, gefolgt von einer quasi Privat-Insolvenz, die ich nur abwenden konnte, weil ich mich mit den Gläubigern einigen konnte. Kredite von der Bank oder ein Auto überhaupt zu leasen? Kannst du ohne Sicherheiten die ersten 2-3 Jahre ohnehin komplett vergessen (also um deine Frage zu beantworten: Die Angebote sind nicht an ALLE Selbstständigen. Die Angebote sind an die ERFOLGREICHEN Selbstständigen). Schufa-Score ist entsprechend im Keller gewesen. Mir wurde damals sogar ein Handyvertrag wegen schlechter Bonität abgelehnt (bei dem blauen Anbieter), aber das nur so am Rande.
So jetzt bis du Ende 20/ fast 30, fängst wieder komplett von 0 an und musst dir von Freunden und Familie anhören, ob es nicht "besser wäre" sich einen Job zu suchen. Meine damaligen Freunde, alle seit der Studienzeit Angestellte: 5-6 Wochen im Urlaub im Jahr, Krankmeldungen nicht mit eingerechnet, verdienen so ab 50k Brutto, zu zweit ist das ordentlich. Mit Home-Office kann man auch schön im "Dauer-Urlaub" sein, regelmäßig auf irgendwelchen Inseln. Ich war glaub zwischen 2015 und bis Corona angefangen hat, also ca 2020 genau zwei mal 7 Tage im Urlaub und nie krank. Wenn ich krank bin, ist es MEIN Umsatz der wegbricht. Wenn ich in Urlaub gehe ist es MEIN Umsatz, der nicht erwirtschaftet wird. Abgesehen davon hatte ich überhaupt kein Geld für Urlaub oder sonst was.
Klar, nach der Quasi-Privatinsolvenz hab ich zu mir gesagt, okay, alles was du vorher falsch gemacht hast, wirst du jetzt nicht tun und ziehst das Ganze von vornerein richtig auf, hat dazu geführt, dass ich mir jetzt tatsächlich in einer Position befinde, ob ich nicht darüber nachdenke, den ein oder anderen Konkurrenten, der bald in den Ruhestand geht, aufzukaufen.
Wie schon gesagt, für die Selbstständigkeit braucht es eine gewisse Mentalität und die haben in Deutschland die wenigsten. Aus monetärer Sich wäre es wahrscheinlich ohnehin besser gewesen, ich wäre 5 Jahre nach dem Studium einfach auf Hartz IV gegangen anstatt in Selbstständigkeit, aber wie gesagt, die Selbstständigkeit bzw. Unternehmertum ist eine "Fähigkeit" wie jede andere, und die muss man zuerst erlernen, und dass verstehen die meisten halt einfach auch nicht.
PS: Den Hyundai hab ich privat und nicht betrieblich. Er kostet mich nach einer 5000 EUR Anzahlung genau 299 EUR im Monat über 4 Jahre (Schlussrate nicht mit eingerechnet). Für das Geld bekomme ich noch nicht einmal irgendwo einen Golf.
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