WiWi Gast schrieb am 24.02.2021:
Oxbridge/ LSE First Class
3x Start-up (alle early stage; tlw. co-founder bei denen)
2x VC
Viele Extracurriculars
Glaubt ihr man kriegt vielleicht leichtere Interviews mit meinem Hintergrund, oder wird von mir das gleiche wie von BWLern erwartet?
Nein, die Interviews werden nicht leichter oder schwerer. Der Job ist ja auch der Gleiche. Von dir wird ggf. mehr oder weniger Fachwissen erwartet.
Die Interviews sind für alle identisch, egal was du studiert hast. Speziell bei MBB wird KEIN Fachwissen erwartet oder abgefragt. Die Cases sind auch so gestellt, dass man kein Fachwissen braucht. Manche Interviewer bei McKinsey gucken sich vor dem Interview nicht mal den CV an, um Bias zu vermeiden.
Ja, es wird ständig kommuniziert, dass kein Fachwissen benötigt wird. Das stimmt auch dann, wenn man Fachwissen als tiefgehendes Expertenwissen in einer Branche definiert.
Fachwissen hilft aber enorm den Case zu lösen. Auch bei McK wird es schwierig für den Ingenieur, wenn man Digitalisierungstrends in der Automobilbranche brainstormen soll und keine Ahnung von der Branche hat. Dann ist die Liste an Ideen sehr kurz und die Ideen sehr weit weg von der Realität.
Es hat schon seine Gründe, dass die meisten Leute bei MBB zuvor viele Industrien in diversen Praktika gesehen haben, bevor sie überhaupt zum Interview eingeladen werden.
Genau deswegen werden solche Fragen bei MBB eben nicht gestellt! Dein Fachwissen ist denen egal, was sie überprüfen wollen ist, wie gut du ein Problem rigoros strukturieren, deine Vorgehensweise kommunizieren und so systematisch zu einer effektiven Handlungsempfehlung kommen kannst.
Das einzige „Fachwissen“, welches du brauchst, ist die Gewinngleichung und ggf. die Umsatzhebel Preis und Menge sowie die Abtrennung der Kosten in fix und variabel.
Alles andere sind Vorgehensweisen, die man sich nur durch Übung aneignen kann, bestenfalls mit einem Coach der schon bei einer der MBB selbst Leute interviewt hat.
Ein Case-Interview ist keine BWL-Klausur, sondern ein Logik-Rätsel mit Business-Kontext!
Genau solche Fragen wurden in meinen MBB Interviews gestellt. Ich stimme dir zu, dass sie u.a. überprüfen wollen wie gut man strukturiert und kommuniziert. Dafür stellen sie aber schon sehr gerne spezifische Fragen und wollen vor allem gute Ideen hören. Die meisten Cases lassen sich so nicht allein durch Logik lösen, sondern erfordern eine gute Portion Business Sense, um die richtigen Empfehlungen zu treffen.
Ein guter Business Sense korreliert mit Wissen über wirtschaftliche Trends, Branchen etc. Den trainiert man direkt mit indem man sich auf die Cases vorbereitet. Da stößt man ja immer wieder auf unbekannte Themen und Branchen und baut Stück für Stück ein Verständnis auf.
Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass die Cases in denen ich ein gewisses Hintergrundwissen hatte und die Branche verstanden habe deutlich einfacher von der Hand gingen. Meine Struktur, Inhalte und Priorisierung waren stets besser.
Die fachfremden Cases waren auch gut lösbar, aber es wird dann schon von einem erwartet sich schnell in die Thematik reinzudenken. Wenn man z.B. ein Profitabilitätsproblem bei einem Versicherer lösen soll und keine Ahnung hat wie die eigentlich Umsätze generieren und was die Kostentreiber sind, wird es schwer mit der Struktur in der Zeit.
Man hat 2-3 Minuten eine Struktur aufzustellen. Wer hier direkt inhaltliche Ideen hat, bleibt mehr Zeit an der Struktur selbst zu arbeiten.
Am besten vorbereiten kann man sich dadurch bestimmt mit Cases. Die helfen einem ein solides Fachwissen/Business Sense aufzubauen.
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