Hallo zusammen,
ich lese schon seit einiger Zeit interessiert hier im Forum mit und konnte auch schon ein paar wertvolle Informationen mitnehmen. Da ich meine Fragestellung nicht im Forum gefunden habe, stelle ich sie jetzt hier mal einfach so.

Kurz zu mir:
Ich habe dieses Jahr mein Abitur gemacht und werde zum kommenden Semester Wirtschaftsingenieurwesen mit der FR Maschinenbau an der RWTH Aachen studieren.
Ich habe mich lange mit der Studienwahl beschäftigt und habe das Gefühl, dass mich diese Kombination am meisten interessiert.

Meine Frage ist, welche Tipps ihr mir fürs Studium generell und eventuell auch speziell an der RWTH mitgeben könnt? Vor allem auch im Bezug auf gute Karrieremöglichkeiten.

Mein aktuelles Ziel ist es, nach dem Master bei einer führenden Unternehmensberatung einzusteigen, viele Erfahrungen zu sammeln und später in die Industrie zu wechseln oder mich selbstständig zu machen. Da das alles noch weit in der Zukunft liegt versteife ich mich nicht auf diesen Pfad, sondern bin auch für andere Optionen, die sich entwickeln, offen.

Da ich mir von Anfang an so viele Optionen wie möglich offen halten möchte, habe ich mir folgende Punkte überlegt:

• Mir ist klar, dass ich im Studium sehr gut sein sollte, wenn ich solche Ziele habe. Wie gut ich sein werde weiß ich jetzt natürlich noch nicht, ich denke ich bin durchaus strukturiert und halbwegs intelligent. Diesen Punkt werde ich also erst nach den ersten Semestern einschätzen können.
• Soweit ich weiß sind relevante Praktika sehr wichtig. Da an der RWTH nur ein Grundpraktikum von 6 Wochen und ein Praktikum während der Anfertigung der Bachelorarbeit vorgesehen ist, frage ich mich, wie ich freiwillige Praktika absolvieren kann, da in der vorlesungsfreien Zeit ja die Klausuren geschrieben werden und es keine klassischen "Semesterferien" gibt. Hat da jemand schon Erfahrungen gesammelt, sodass man nicht unbedingt ein Urlaubssemester nehmen muss?
• Ich plane während des Studiums ein Auslandssemester zu machen. Ich war während der Schulzeit schon ein Halbjahr im Ausland und habe die Zeit sehr genossen. Für ein Auslandssemester wäre ich auch bereit, ein Semester länger zu studieren wenn keine Kurse angerechnet werden können.

Habt ihr sonst noch Tipps für mich, wie ich das Studium erfolgreich absolvieren kann, meine eigenen Fähigkeiten besser kennenlernen und weiterentwickeln kann und mich für potentielle Arbeitgeber attraktiv machen kann?

Mir ist klar, dass kein Karriereweg planbar ist. Ich denke aber, dass eine Grundstruktur bzgl. meiner Ziele sehr vorteilhaft sein kann, auch wenn sich diese ändern können.

Über ein paar Antworten würde ich mich sehr freuen!

antworten

Das Wichtigste im Studium sind Disziplin und (seien wir ehrlich) Glück.

Es ist verführerisch in den Tag hineinzuleben und sich als Student etwas ''gehen'' zu lassen. Wenn Du etwas reißen willst, rate ich davon ab. Strukturiere Deinen Tag - egal, ob Wochenende oder Feiertag. Steh jeden Morgen auf und geh jeden Abend zur selben Zeit schlafen. Je nach dem, wie Du mit dem Lernstoff zurecht kommst, kannst Du Dir ein bis zwei Tage zwischendurch ''frei'' nehmen und auch mal rumgammeln. Vorbereitung und Nachbereitung sind das A und O. Die Nachbereitung sollte hierbei idealerweise dieselbe Zeit in Anspruch nehmen wie die Lehrveranstaltung. Du musst den Stoff nicht nur verstehen, Du musst ihn bestenfalls verinnerlichen. Zum Lernen bieten sich neben den Mitschriften, PPPs etc. auch Altklausuren sehr gut an.

Zum Studienalltagsausgleich und Förderung der Disziplin ist Sport eine feine Sache. Je nach Sportart bietet es sich auch an, währenddessen im Kopf nochmal den Studienstoff durchzugehen. Für's 'einfach mal an nichts denken'/abschalten ist Sport auf jeden Fall prädestiniert. Außerdem fühlst Du Dich körperlich fit und kannst Erfolge verbuchen. Es geht nichts über das Gefühl, Deinen Schweinehund besiegt und ordentlich Sport gemacht zu haben. Glaub mir.

Selbstverständlich sind zwischenmenschliche Beziehungen wichtig. Hin und wieder darf man sich auch mal Spaß mit Freunden/Familie gönnen. Wenn Du wirklich high performen möchtest, übertreibe es jedoch besser nicht mit Trinken gehen/Partys machen. Setze konsequent Prioritäten.

Lerngruppe können echt hilfreich sein. Man kann sich gegenseitig ''doofe'' Fragen stellen, kommt sich nicht mehr ganz so ungut vor, wenn man dieselben Probleme hat und kann sich gegenseitig pushen. Außerdem sind fachliche Gespräche nicht zu unterschätzen. Davon nimmt man unterbewusst viel mit.

Sei darauf gefasst, dass nicht alles immer rund laufen wird und es auch Phasen gibt, die Dich entmutigen. Erinnere Dich dann an Dein Ziel und bleib am Ball.

Praktika sind sehr, sehr, sehr wichtig.
Bzgl. der vorlesungsfreien Zeit und den Klausuren würde ich mich einfach mal informieren, wann die Klausuren genau stattfinden. Es wäre zwar sehr stressig (lernen + Praktikum), aber vielleicht ginge da doch was.
Ansonsten bleibt wohl (leider) nur ein Gap Year. Das kannst Du dann aber direkt für mehrere Praktika nutzen.

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moin.
Zum Studium Wing an der RWTH:

1. Lernen, Lernen, Lernen.
   Du musst jetzt mindestens 4 Jahre deines Lebens wirklich sehr fleißig sein.
   Mathe1 und Mechanik2 sind die schwersten Klausuren in den ersten beiden Semestern.
   Das Niveau steigert sich aber zum dritten und vierten Semester extrem.
   Endgegner sind Mathe3, Thermo, MG2 und Regelungstechnik.
   Die aufwändigsten BWL Klausuren sind Rewe und Privatrecht (das wurde aber dieses Semester abgeschafft du Glückspilz) der Rest der BWL Fächer ist zwar nicht geschenkt, aber voll machbar.
   Wenn du die Klausuren aus den ersten 4-5 Semestern hast, bist du durch.

2. Du hast wirklich Pech, dass du durch Corona keine Ersti Zeit hast. Nicht (nur) wegen der Sauferei, sondern weil man da immer Leute kennenlernt, die einen meistens das ganze Studium begleiten.
   Da musst oder solltest du auf jeden Fall aktiv werden um Leute kennenzulernen, das erleichtert das Studium extrem. Wenn es jetzt nicht direkt was wird, kein Problem sowas kann sich auch noch mit der Zeit entwickeln.

3. Das mit dem Praktikum stimmt so nicht. Wenn du ein Industrie- oder Beratungspraktikum machen willst, dann sind dafür meistens 6 Monate nötig.
   Das ist auch quasi vorgesehen, du wirst dafür aber ein Semester länger brauchen, dafür kannst du ein Urlaubssemester beantragen.
   Darum musst du dich aber selbst kümmern.
   Machen aber so 90% der Studierenden.

4. Für weitere Praktika während des Studiums wird (denke ich) keine Zeit sein.
   Bzw nur wenn du länger studieren möchtest.
   Ich würde dir eine Werksstudentenstelle an einem Institut der RWTH empfehlen, die haben einen sehr guten Ruf.

Viel Erfolg min Jung, guck mal wo deine Reise dich hinbringt. Es gibt auch einige Möglichkeiten sich Richtung Consulting zu entwickeln, wirst du aber mit der Zeit bestimmt mitkriegen.

Ich fand die Zeit im Bachelor echt hart, vernachlässige deine Freizeit nicht und lass dich nicht unterkriegen.

Alles Gute

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WIING schrieb am 19.09.2020:

3. Das mit dem Praktikum stimmt so nicht. Wenn du ein Industrie- oder Beratungspraktikum machen willst, dann sind dafür meistens 6 Monate nötig.
   Das ist auch quasi vorgesehen, du wirst dafür aber ein Semester länger brauchen, dafür kannst du ein Urlaubssemester beantragen.
   Darum musst du dich aber selbst kümmern.
   Machen aber so 90% der Studierenden.

4. Für weitere Praktika während des Studiums wird (denke ich) keine Zeit sein.
   Bzw nur wenn du länger studieren möchtest.
   Ich würde dir eine Werksstudentenstelle an einem Institut der RWTH empfehlen, die haben einen sehr guten Ruf.

Ich habe selbst weder Wing noch an der RWTH studiert, kann nur Erfahrungen von Dritten weitergeben: Sowohl mein Vater als auch mein Bruder sind RWTH-MB-Alumni, fingen beide während des Studiums als Hiwi bei Fraunhofer an. Mein Vater feiert dort kommendes Jahr 40-jährige Betriebszugehörigkeit, hat in verschiedenen Instituten auf verschiedenen Positionen gearbeitet.

Mein Bruder ist anschließend bei BMW gelandet. Der kam über seine Arbeit als studentische Hilfskraft am einen Institut an eine Stelle als Praktikant an einem anderen Institut, das mit BMW zusammenarbeitet (davon gibt es m. W. mehrere), darüber dann an ein Praktikum bei BMW, was ihm letztlich seinen jetzigen Job einbrachte. Falls es dich interessiert, würde ich mir also auch mal Fraunhofer ansehen. Die Institute vor Ort und ob es andere gibt, an denen du im weiteren Verlauf gern ein Praktikum absolvieren würdest. Die sind ja ziemlich breit aufgestellt, was ihre Kooperationen, Kunden und natürlich Tätigkeiten angeht, und es ist auf jeden Fall ein Name, der sich im CV nicht schlecht macht und ggf. weitere Türen öffnet.

Ansonsten: Herzlichen Glückwunsch, du hast dir einen sehr schwierigen Studiengänge an der schwierigsten Uni ausgesucht, aber wirst davon, wenn du's durchziehst, den Rest deines Lebens profitieren.

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WiWi Gast schrieb am 19.09.2020:

Praktika sind sehr, sehr, sehr wichtig.
Bzgl. der vorlesungsfreien Zeit und den Klausuren würde ich mich einfach mal informieren, wann die Klausuren genau stattfinden. Es wäre zwar sehr stressig (lernen + Praktikum), aber vielleicht ginge da doch was.
Ansonsten bleibt wohl (leider) nur ein Gap Year. Das kannst Du dann aber direkt für mehrere Praktika nutzen.

Ist an der RWTH leider wirklich so gut wie nicht machbar, da die Klausuren bis zwei Wochen vor dem neuen Semesteranfang geschrieben werden. Bei dem verlangten Niveau würde ich empfehlen sich voll darauf zu konzentrieren, sonst wird es kaum machbar.

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Ich glaube ich kann dir ein paar nützliche Tipps geben. Bin in den Endzügen meines Wing Maschbau Masters an der RWTH und stehe aktuell vor den Interviews in der großen Beratungen (MBB) zum Berufseinstieg.

Erstmal vorweg - Es ist super ein Zielbild zu haben wo du später arbeiten möchtest. Aber es ist noch ein langer Weg und du wirst noch viele Erfahrungen sammeln. Behalte die Flexibilität und Neugier Dingen nachzugehen, die dir wirklich Spaß machen. Es gibt nicht den einen Weg in die UB. Das gilt vor allem für uns MINTler.

Trotzdem ein paar Dinge die ich dir raten will:

• Lass dich vom Studium an der RWTH in den ersten Semestern nicht frustrieren. Es wird hart und während deine Schulfreunde in den Urlaub fahren oder Praktika machen, wirst du lernen. Die Belohnung durch tolle Noten bleibt ggf. auch aus. Du musst in den ersten Semestern keinen 1,x Schnitt haben aber behalte deinen Ehrgeiz es im nächsten Semester besser zu machen.

• Das dritte Semester wird wahrscheinlich eines der Härtesten für dich. Parallel dazu steht die erste Phase der Bewerbungen für ein Auslandssemester an. Bewirb dich auf jeden Fall. Selbst wenn du abgelehnt wirst, sammelst du wertvolle Erfahrungen. Ich würde dir raten dich bei guten Noten auf wirklich renommierte Unis zu bewerben (z.B. Top-Unis in England). Das wertet deinen Lebenslauf auf und setzt dich bei Bewerbungen auf Werkstudenten Jobs in der Region stärker ab. Der Pool an Bewerbern ist in Aachen meist sehr homogen ;)

• Such dir einen Hiwijob/Werkstundentenjob! Wenn du das Privileg hast, nicht für deinen Unterhalt arbeiten zu müssen, such zu einem Zeitpunkt an dem du das Gefühl hast dein Studium unter Kontrolle zu haben. Zu viele machen den Fehler und nehmen einen Job an, obwohl sie eigentlich die Zeit für Fehlversuche etc. benötigen. Wenn du zu diesem Zeitpunkt weiterhin in die UB willst, such dir einen Job der anspruchsvoll ist und wo du wirklich relevante Fähigkeiten für die UB erlernst (z.B. Strategieabteilung eines Unternehmens/Instituts). Du wirst kaum Semesterferien für Praktika haben und da macht es Sinn nicht zu lange einen Hiwijob in der Lehre zu haben.

• Mach ein sechsmonatiges Praktikum. Du wirst ein Praktikum im Studium machen müssen. Verlängere dies auf mindestens 5 Monate. Geh am besten in ein DAX30 Unternehmen und arbeite an der typischen Schnittstelle zwischen Entwicklung und Management. Die sind fast alle Kunden der großen UBs und es ist wichtig mal ein so großen Unternehmen zu verstehen. Ich selbst habe immer darauf geschaut in meinen Praktika und Werkstudentenjobs an industriellen Kernthemen zu arbeiten, die im Zentrum der entsprechenden Unternehmen stehen (z.B. e-mobility). Dort passiert so viel, dass du auch als Praktikant einen großen Impact haben kannst und du kommst einfacher mit dem Top Management in Kontakt. Es macht einen Unterschied für dein Ziel UB ob du z.B. bei Porsche in der Getriebeentwicklung oder dem Produktmanagement des Taycan gearbeitet hast.

• Bewirb dich auf die Karriereevents von MBB sobald du ein überzeugendes Profil hast. Das wird beim Wing an der RWTH eher nicht das 3. Bachelorsemester sein. Schau vielleicht einfach mal gegen Ende deines Bachelors oder vielleicht auch erst Anfang des Masters, dass du erste konkrete Kontakte bzgl. Praktikum oder Berufseinstieg aufnimmst. Ich würde dir dann auch raten im Master ein weiteres Praktikum zu absolvieren, sofern dein Ziel weiterhin UB ist. Schnupper dann am besten mal direkt in die Beratung rein.

• ein kleiner Geheimtipp: McK betreibt in Aachen ein Digital Capability Center. Dort arbeiten viele Studenten (allerdings nicht direkt für McK). Hier kannst du schon früh Kontakt zu Leuten von McK aufbauen.

Ich hoffe das hilft dir weiter. Ich möchte dir aber gerne noch einen letzten und aus meiner Sicht wichtigsten Aspekt mitgeben:

Hab Spaß im Studium und mit deinen Freunden und verliere nicht die Leichtigkeit. Du wirst lernen mit Rückschlägen umzugehen und Niederlagen zu akzeptieren. Die RWTH ist da teilweise hart - das Leben ist da aber noch viel härter. Versteif dich nicht zu sehr auf das Ziel UB. Es kann sein, dass es nicht optimal für dich im Studium läuft und du es nicht in die Top-Beratungen schaffst. Steh mit beiden Beinen im Leben - und mit mindestens einem Bein in deinem Privatleben. Am Ende des Tages ist das viel wichtiger!

Viel Erfolg bei deinem Werdegang!

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