Danke für die Antwort, das klingt interessant
Die Tatsache, dass so viele Zeugnisse Fehler aufweisen zeigt für mich in erster Linie, dass sich wohl nur die wenigsten wirklich gut mit dem komplexen Zeugnissystem auskennen. Viele haben wohl auch gar keine Lust, sich damit zu beschäftigen.
Das führt für mich dazu, dass das komplexe System in der Praxis an Bedeutung verliert. Zeugnisschreiber und Zeugnisleser gehen pragmatischer vor und fokussieren sich vor allem auf die Abschlussklausel „...stets vollste Zufriedenheit“.
Das führt wiederum dazu, dass dieser Abschlussklausel umso mehr Bedeutung zukommt. Einige schauen wohl sogar nur noch darauf und auf nichts weiter.
Damit sind wir wieder bei meiner ursprünglichen Aussage: 90% dieser Klauseln sind gut/sehr gut und wer das nicht hat, fällt sofort auf - ungeachtet irgendwelcher stilistischer „Fehler“, auf die keiner mehr achtet.
derWolf schrieb am 04.06.2020:
WiWi Gast schrieb am 28.05.2020:
Nach einer Studie haben knapp 90% der Arbeitszeugnisse die Note 1 oder 2. Dennoch gilt in der Theorie ja noch die Note 3 als die durchschnittliche Bewertung. Wenn der Arbeitnehmer eine bessere Note will, ist er in der Beweispflicht.
Jetzt nur einmal hierzu - solch eine Studie gibt es tatsächlich (Personalmanagement Service GmbH durchgeführt von Dr. Holger Münch, Berlin, März 2010).
Deren Ergebnis wird jedoch regelmäßig falsch interpretiert bzw. multipliziert. Hier ein Zitat:
"Notendurchschnitt und Auffälligkeiten
Der Notendurchschnitt beträgt für Männer und Frauen gemeinsam für die übliche Schulnotenskala von „Note 1“ bis „Note 6“ berechnet eine „1,89“, also eine „gute Zwei“ bzw. eine „2+“. Der minimale Unterschied von 0,01 Prozentpunkten zwischen Männern und Frauen ist nicht signifikant.
Gleichzeitig relativiert die Untersuchung der Auffälligkeiten diesen sehr positiven Eindruck. Denn von den untersuchten 1100 Zeugnissen wiesen 765 gravierende Auffälligkeiten
auf (wie sie in den Ausführungen zum Studiendesign beschrieben wurden).
Die häufigsten Auffälligkeiten waren hierbei fehlende Bewertungen zu bestimmten Leistungsaspekten. Sehr häufig wurde z.B. die Arbeitsqualität nicht bewertet, hinzu kommt das bereits beschriebene Fehlen einer Leistungszusammenfassung bei mehr als 10% der Dokumente. Weitere oft beobachtete Mängel waren Abweichungen zwischen einer positiven Gesamtnote und deutlich schlechteren Einzelwertungen sowie das Fehlen von Dank und/oder Bedauern. Die gefundenen Mängel wecken daher bei einem Großteil der Zeugnisse deutliche Zweifel an der Glaubwürdigkeit der darin enthaltenen Gesamtnote."
Die Unterstellung dass 90% der Arbeitszeugnisse für die Note 1 oder 2 stehen wird hier doch deutlich relativiert. ;-)
Ich denke der Textausschnitt ist allgemein verständlich und bedarf keiner Erklärung oder Kommentierung.
Die Quelle kann ich gerne nachreichen.
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