Auslandsstudium in Frankreich - Besançon
In Frankreich schreibt man sich in der Vorlesung die Finger wund. Entschädigt wird man dafür mit dem unnachahmlichen Savoir-vivre der Franzosen.
Auslandsstudium in Frankreich: Studienalltag
Nicht ganz so offen sind übrigens die französischen Kommilitonen, die schon feste Freundschaften haben und nicht besonders daran interessiert sind, neue Bekanntschaften zu machen. Auch sind sie nur während der Woche in der Uni, die meisten wohnen in der Umgebung von Besançon und fahren übers Wochenende nach Hause. Mit der Zeit aber hat man sich vertraut gemacht, und schließlich waren sie auch bereit, Vorlesungsmitschriften auszuleihen.
In Besançon ist es nämlich so, dass die Vorlesungen diktiert werden! Somit schreibt man bis zu zehn DIN-A4-Seiten pro Vorlesung mit. Vielleicht ist dies eine Methode, die Studierenden dazu zu bringen, konzentriert zuzuhören, aber für uns Erasmus-Studenten war das schon harte Arbeit. Vor allem, weil man drei Dinge auf einmal bewältigen muss, nämlich zuhören, aufschreiben und verstehen, und das alles in einer fremden Sprache!
Ich gebe zu, zu Anfang schrieb ich Wörter auf, die es gar nicht gibt, aber auch das verbesserte sich rasch. Einmal fragte mich ein Kommilitone doch tatsächlich nach meinen Aufzeichnungen! (Ok, ich glaube, er wollte nur ins Gespräch kommen...) Die Studierenden werden in den Vorlesungen nicht sehr, um nicht zu sagen gar nicht, zur Eigeninitiative motiviert und aufgefordert. Sie hören zu, aber reden oder diskutieren nicht mit, wo das bei uns doch geschätzt wird.
Ich belegte viele BWL-Kurse, dazu noch Soziologie aus Interesse und zusätzlich einen Sprachkurs an der Fakultät für Sprachwissenschaften. Dieser Kurs wird von Monsieur Bague gehalten und findet einmal die Woche statt. Kann ich jedem empfehlen! Am Ende legt man ein Examen ab, und man bekommt eine Endnote und ein Zertifikat. Die maximale Punktzahl, die man bei Prüfungen erreichen kann, ist 20. (Es ist möglich, wenn man sich ein wenig bemüht.)
Ich konnte mir vorher nicht vorstellen, dass ich nach nur einem Semester Prüfungen an einer französischen Universität ablegen würde, aber ich habe sie auch noch bestanden! Das ist wirklich ein tolles Erfolgserlebnis. Man kann sich die Prüfungen an der Heimathochschule anrechnen lassen. Insgesamt habe ich fünf BWL-Prüfungen abgelegt, für die ich auch credit points erhielt. Leider konnte ich mir die Fächer in Oldenburg nicht anrechnen lassen, denn dort habe ich im Hauptstudium ganz andere Schwerpunkte, u.a. Jura.