WiWi Gast schrieb am 30.05.2020:
Die Automobilindustrie muss halt irgendwann ein wenig schrumpfen, entsprechend der sinkenden Nachfrage. Das hat nichts damit zu tun, dass etwas verschlafen wurde. Ist jetzt nur eine Chance, mit weniger Leuten an Bord sich für die Zukunft gut aufzustellen und einige Strukturen zu ändern.
Danke, das war der erste sinnvolle Kommentar hier.
Natürlich haben die Konzerne nichts verschlafen. Die sind ja nicht blöd und dort hocken ja kluge Menschen (selbst in den oberen Etagen). Es ist halt eine Optimierungsfrage. Und wenn ich Produktionsstraßen, Zuliefernetzwerk, Nachfrage und Marge habe, dann reize ich das auch bis zuletzt aus.
Die Gewinne sind das eigentliche Problem! Das hat dazu geführt, dass Jahr für Jahr ein immer größer werdender Wasserkopf an Stellen entsteht, die man nicht braucht und vor allem die nach Jahrzehnten intern "irgendwas" machen - bei viel zu hohem Gehalt. Man erkennt es ja auch hier im Forum, wie sich die Leute für ihr hohes Gehalt und niedrige Arbeitszeit abfeiern und ihre Gehaltssteigerungen mehr oder weniger nur beantragen müssen. Das ist schon sehr fragwürdig, wenn man das große Ganze (also den Konzern) sieht. Es kommt irgendwie auch keiner auf die Idee mal "Abfindung" und "Weiterbeschäftigung" in Relation zu setzen, um zu erkennen, wie absurd hoch die Lohn-/Alterskosten für einen normalen Tarifbeschäftigten sind, der am Ende immer noch so "attraktiv" verabschiedet wird, dass dem Unternehmen auch noch ein Vorteil entsteht. Sonst bräuchten wir ja gar keine Arbeitsplätze abzubauen.
Die IGM ist mittlerweile an einem Punkt angelangt, wo sie Löhne nur noch durch Fortzahlungen bzw. Steigerungen rechtfertigt und nicht durch Produktivität. Denn die kommt ja immer weniger von den Tarifbeschäftigten. Sogar per Konstruktion, wenn sie weniger Arbeiten müssen (!, siehe BMW) als die Leiharbeiter bzw. Outgesourcten Arbeitsplätze.
Und bei den Gewerkschaften feiert man sich ab, wenn die deutschen Arbeitsplätze gesichert sind. Schön. Eigentlich sollte die Arbeitnehmerschaft eine Solidargemeinschaft sein, oder?
Aber, das Gute ist, das gilt natürlich nicht nur für deutsche OEMs, sondern für jeden Konzern weltweit.Fehlende Digitalisierung ist auch kein deutsches Problem, sondern ein sehr westliches. Im Gegensatz zur medialen Berichterstattung sind die deutschen Konzerne schon lange sehr aktiv, was das Thema angeht. Selbst der Mittelstand macht sich Gedanken. Sie gehen halt alle nur nicht mit Bedacht an die Sache heran sondern wälzen alles auf Berater ab, die ihnen das Blaue vom Himmel versprechen. Und damit verzögert sich schlussendlich alles. Weil... na, muss ich nicht erläutern.
Ich bin übrigens kein IGM Neider, sondern Unternehmer. Und als solcher kann man sich nur noch an den Kopf fassen, wieviel Arbeitszeit/Produktivität, Rückstellungen und - in der Konzernwelt - "Skalenvorteile" man reservieren muss, um sechsstellige Summen für Sachbearbeiter zahlen zu können. Die sind nämlich wirklich so hoch, wenn man AG-Anteil, Ruhestandslösungen, usw. hinzurechnet.
Wenn man sich dann mal überlegt, wie hoch die Investitionskosten für Entwicklung, Liefernetzwerkänderungen, usw. für die Elektromobilität sind, dann wird auch schnell klar, dass man das bestehende System so lange wie möglich fahren muss(!). Anders wäre der Personalapparat garnicht zu halten. Und wenn man noch weiter darüber nachdenkt (Stichwort: Fixkosten), dann kann einem Angst und Bange werden, wenn man die jetzigen Umsatzeinbrüche sieht. Man kann ja mal eine Milchmädchenrechnung anhand der Bilanzdaten starten, wieviele Jahre BMW Gewinn(!) machen muss, um die Fixkosten eines Jahres decken zu können. Natürlich hat der Konzern Rückstellungen noch und nöcher. Aber irgendwann schlägt diese hohe Personaldecke mit voller Wucht durch. Das wissen natürlich alle Manager, daher versuchen sie möglich früh Einsparungen anzukündigen. Denn auch in einer Krise dauert es Monate, bis es einen Konzern (also die Belegschaft) wirklich trifft.
So, das war das Wort zum Samstag. ;-)
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