Hallo,

ich habe ein Bwl bachelor und schließe meinen master in wenigen monaten ab.
leider habe ich nach meinem letzten praktikum gemerkt, dass ich in meinen schwerpunkten (accounting, finance) wirklich nicht arbeiten will.
praktika hatte ich in einer strategieberatung, projektmanagement bei einem dax unternehmen und accounting bei einer big4.

abschließen werde ich mit ca 1,8 und im ausland war ich auch für ein halbes jahr. englisch verhandlungssicher.

seht ihr irgendeine mögichkeit im einkauf (ja, ich habe mich mit den aufgaben auseinandergesetzt) eines industrieunternehmens einzusteigen, auch ohne praktika und vertiefungen?
oder ist das leeres wunschdenken?

danke euch vorab

Ich halte es für grundsätzlich möglich. Als Praktikant erfährt man im Einkauf sowieso nur die generellen Prozesse und Fragestellungen. Entscheidend für Deinen Erfolg wird Dein strategisches Geschick und Deine zwischenmenschliche Kompetenz in Verhandlungen sein. Diese beiden Dinge lernt man nicht im Praktikum.

Ich würde mir eine gute Argumentation zurecht legen, weshalb ich in den Einkauf möchte, und mich dann bis zum Vorstellungsgespräch druchschlagen. Ab da zählt im Einkauf zu 70% Dein Auftreten und Deine Gesprächskompetenz. Das nötige Fachwissen lernt man sowieso erst im Job.

Also nur Mut - das scheint möglich.

Kannst Du in der Masterarbeit noch EInkaufsthemen abdecken? Das wäre dann wenigstens ein fachlicher Bezug.

danke dax einkäufer.

die thesis schreibe ich eher accounting lastig... ein fach ( einkauf) 6 etcs werde ich noch besuchen. hoffe das stellt etwas bezug zur materie dar.

ich habe halt in meinem letzten praktikum endgültig gemerkt dass ich nicht mein leben lang der excel sklave sein will, und sich mein leben um die neuesten rele standards dreht.
handeln und verhandeln (motorrad, pkw etc.) hat mir schon immer sehr viel spass gemacht, insbesondere das zwischenmenschliche, wo ich meine große stärke sehe.

ich werde aufjedenfall deine tipps beherzigen und mich bewerben.

kannst du mal aus deiner sicht die typische arbeitswoche eines einkäufers beschreiben?

Die typische Arbeitswoche hängt sehr stark von dem Job ab, den Du machst. Viele Einkäufer machen nebenher auch Logistik oder Disposition (operative Bestellung von Leistungen), während richtiges "Einkaufen" eigentlich eher die Vertragsbeziehung und Preisgestaltung ist. Ich rate Dir daher, genau hinzuschauen, was sich hinter dem Titel verbirgt.

In meinem Job habe ich zu ca. 50% damit zu tun, auf der Lieferantenseite zu arbeitenm und zu 50% mit Kollegen im eigenen Unternehmen. Viel aufwändiger als die eigentliche Preis- und Vertragsverhandlung ist es oftmals, im eigenen Unternehmen abzuklären, WAS beschafft werden soll und zu welchen Konditionen. Dazu gehört es auch, schon sehr früh bei bestimmten Projekten mitzuarbeiten, um zu verhindern, dass am Ende nicht einkaufbare Umfänge oder falsche Preisvorstellungen definiert werden. Ich sitze deshalb schon sehr früh in den Projekten mit am Tisch, um meinen Beitrag zur korrekten Gestaltung der Beschaffungsumfänge zu leisten - sonst muss ich es am Ende ausbaden, wenn meine Preise nicht den Projektzielen entsprechen.

Die andere Hälfte ist klassische Einkaufsarbeit: Ausschreibungen zusammenstellen, Angebote einholen, Preise nachverhandeln, Verträge zusammenstellen, neue Lieferanten kennen lernen, oft auch Wettbewerbsanfragen, um für laufende Umfänge Marktpreise zu ermitteln (und ggf. nachzuverhandeln).

Im großen und ganzen lässt sich sagen: Wann immer Dein Unternehmen mit seinen Zuliefer-Partnern zu tun hat, solltest Du als Einkäufer eigentlich mit am Tisch sitzen - oder zumindest eine genaue Vorstellung davon haben, was besprochen wird und warum Du gerade nicht dabei sein musst.