WiWi Gast schrieb am 17.08.2022:
Hier der TE,
Ein Freund von mir ist mit 55k nach dem Bachelor eingestiegen, mir selbst und anderen Bekannten liegen Angebote in Ranges von 50-65k, teilweise mit Shares (bis zu 0,2% der Bewertung) - soviel zum Realismus. Natürlich starke Profile, sie sonst zu MBB o.ä. gehen würden und teilweise auch seit Anfang/Früh als Werkstudenten in den Start-ups dabei waren.
Was den Aufstieg angeht, das hängt natürlich mit der Performance des Unternehmens zusammen, aber schau dir mal LinkedIn Profile von Gorillas, FINN oder Celonis Menschen an. Nach 2-3 Jahren Head of gibt es dort häufig.
Klar gehen Start-Ups pleite, aber ich meine jetzt insbesondere eine Karriere in vielversprechenden Tech/SaaS Start-ups und nicht irgendwelche Socken verkaufen. Auch wenn das VC financing gerade etwas eingebrochen ist, haben die trotzdem Commitments gegenüber den LPs und müssen investieren, sonst können sie zumachen.
Wo ich euch aber zustimme, ist das es viel Augenwischerei gibt (Tischkicker) und ohne Shares es weniger Sinn macht dort zu arbeiten
Meines Erachtens ist ein wesentliches Problem, dass die Belohnungsmentalität bei Start-Ups in Form von EK-Instrumenten oder ähnlichen Konstruktionen für Mitarbeiter wie man es aus den USA kennt nicht mit dem deutschen Steuerrecht kompatibel ist.
Das deutsche Steuerrecht kennt bspw. keine nennenswerten Freibeträge für Wertsteigerungen iZm. Share Programmen bei Start-Ups, lediglich die iVz. normalen ESt-Tarif günstigere KapESt iHv. 25% (die ja von einigen auch als nicht verfassungskonform gesehen wird). Für die Gründer mag zumindest eine Stundung der wesentlichen Steuerlast noch mittels Holding GmbH/UG und Steuerfreistellung von Beteiligungserträgen funktionieren, bei Mitarbeitern die herausragende Leistungen vollbringen und das ganze Start-Up fliegen lassen (bspw. Pharma/Software) wird es dagegen meist sehr schwer diese steuerlich zu "belohnen". Ist dann natürlich Frage der Mentalität, ob so ein "Belohnen" von Innovationskraft gesellschaftlich gewollt ist (meist hatten die Gründer/Mitarbeiter ja auch Zugang zum deutlich kostengünstigeren Bildungssystem in Deutschland iVz. USA, das darf man nicht vergessen).
Den Rest deines Beitrags kann ich nicht nachvollziehen, die Leute aus meiner Bubble, die zu Start-Ups gegangen sind, werden schlecht bezahlt und dafür wird sehr viel Arbeitsleistung eingefordert. Meistens kein Betriebsrat und habe schon öfters von betriebsbedingten Kündigungen, Kündigung nach Urlaub, Druck machen für Aufhebungsvertrag etc. mitbekommen.
Das mag mit Mitte 20 noch alles sehr cool und agil wirken, mit Mitte 30 wäre mir das persönlich zu unsicher und schlechtes Kosten/Nutzenverhältnis. Dazu kommt, dass man aus einem Start-Up selten in eine gut dotierte Stelle in einem Blue-Chip wechseln kann, umgekehrt geht das schon, falls man das will. Worst-Case für mich wäre also mit Mitte 30 3-4 Arbeitgeber hinter sich zu haben und dann schon zum alten Eisen zu gehören. Es kommen ja immer neue Absolventen nach, die günstiger sind und im Zweifel noch mehr brennen als man selbst nach 10 Jahren BE. Da stellt das Start-Up dann lieber den unverbrannten Absolventen ein, da die meisten Jobs in Start-Ups nach kurzer Einarbeitung erlernbar und entsprechend austauschbar sind. Die Start-Up Szene ist sehr oft einfach nur Kapitalismus in seiner Reinform oder glaubst du, dass dein Gorilla/Flink-Fahrer fair bezahlt und behandelt werden würde, wenn das Unternehmen nicht gerichtlich dazu gezwungen worden wäre?
Ich glaube, dass es die meisten Unternehmen wie FINN, Gorilla, Flink, TIER etc. in 10-15 Jahren nicht mehr geben wird, da (zwangs-)verkauft/gemerged oder pleite. Was machen eigentlich Tirendo, Monoqi und Wimdu?
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