Ganz genau. Der Betriebsprüfer schaut sich bestimmt nicht die Lebensläufe der Mitarbeiter an. Und dem Betriebsprüfer ist es auch Wurscht, was die Leute dort arbeiten. Das geht den gar nichts an. Der prüft das ja nur nach den lohnsteuerlichen Regeln.
Einer hat hier geschrieben, dass man eine kleine Kanzlei daran erkennt, dass jeder alles macht. Das kann man auch nicht so sagen. Es gibt Kanzleien mit 4 Mitarbeitern, bei denen der eine nur Fibu und einfache Einkommensteuererklärungen, der andere nur Löhne und der nächste nur Abschlüsse und betriebliche Steuererklärungen macht. Es gibt aber auch Kanzleien mit 25 Mitarbeitern, bei denen die Mitarbeiter "ihre Mandate" rundum betreuen.
Ich finde, man kann die Kanzleien am ehesten danach unterscheiden, welche Zielgruppe sie haben. Wenn ich z. B. als Steuerberater nur Arztpraxen mache, dann ist die Betreuung relativ einfach. Man braucht keine Bilanz, da Freiberufler immer EÜRs machen dürfen, die Löhne sind nicht sehr komplex, da die Mitarbeiter der Arztpraxis in aller Regel nur fixes Gehalt bekommen und sonst auch kaum Besonderheiten auftauchen, Fibu ist in der Regel ohne Umsatzsteuer, da Heilbehandlungen umsatzsteuerbefreit sind. usw. Dann zahle ich dem Sachbearbeiter keine 45k. Das ist einfach nicht nötig. Man bekommt schon für 30k jemanden, der das völlig ausreichend im Griff hat. Habe ich dagegen internationale Mandate oder ganz spezielle Sachen, brauche ich bessere Mitarbeiter und dann zahle ich mehr.
Mein Eindruck ist aber auch, dass das Gehalt oft auch nicht mal was mit dem Niveau der Stelle zu tun hat. Oft wird einfach nur "Stressgeld" gezahlt. Wenn ich z. B. Wirtschaftsprüfer bin und meinen Mitarbeiter für X Wochen pro Jahr in irgendwelche Käffer schicke, dann muss ich über 40k zahlen, um überhaupt jemand zu bekommen. Das tut sich keiner an für weniger Geld an. Oder die Stelle ist total öde und man macht immer nur die gleiche Steuererklärung. Dann muss ich auch mehr zahlen, sonst laufen mir die Leute weg.
Mein eigenes Gehalt ist z. B. nicht so toll. Aber dafür muss ich keinen Urlaub ansparen für meine Examensfreistellung. Ich kann ganz normal Urlaub nehmen und bekomme die Freistellung trotzdem Ich würde nicht mit jemandem tauschen wollen, der vielleicht 45k verdient, dafür aber zwei- bis drei Jahre kaum Urlaub nehmen durfte (und ob der dann das Examen schafft, ist auch mehr als fraglich).
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