Ich finde dein Beitrag trifft exakt das Kernproblem:
Unsere Generation ist ja auch nicht dumm und weiß genau, dass man eine Steigerung von 30% Studierenden eines Jahrgangs auf 60% innerhalb von 7 Jahren nur dann erreichen kann, wenn man das Niveau senkt.
Nur hat du Recht! Wir wollen uns das nicht eingestehen, weil es dann so klingt, als hätten wir nicht drauf und alles geschenkt bekommen. Deswegen verteidigen wir das System, obwohl wir es besser wissen. Deswegen erfinden wir alle möglichen "Erklärungen" für die Steigerungen, verweigern aber den Blick auf die Realität.
Wie du aber richtig schreibst, ist das Anteil der klugen Köpfe bei uns genauso hoch, wie früher. Deswegen verstehe ich nicht, warum die Leute so wenig selbstbewusst sind und ganz klar sagen: Ja, das System wurde geändert, aber ich wäre auch im alten System top gewesen. Was ist da das Problem? Eitelkeit?
Denn in Wahrheit wissen wir alle, dass das neue System keinen Vorteil hat. Wir produzieren Millionen Akademiker und die eben nicht in Kernphysik oder Medizin, sondern zu 55% in neugeschaffenen RIchtungen, die früher niemals ein eigener Studiengang gewesen wären. Diese Studiengänge zeichnen sich dadurch aus, dass sie Nebenfächer zum Studiengang aufblähen und von allem schweren "befreit" sind. Auch die regulären Studiengänge wurden oft lächerlich vereinfacht.
Was passiert am Ende? Die Leute fehlen bei den Lehrstellen und irgendwann kann ein guter Handwerker dann halt mal 100 Euro die Stunde nehmen, weil es keine mehr gibt. Die jungen Leute werden ins Studium gelockt und die Perspektiven in der Lehre sind inzwischen viel besser. Wer hätte das mal gedacht? Ich nicht!
Und die Akademiker? Braucht heute schon keiner. Die Masse findet entweder gar nichts oder übernehmen Jobs, für die früher eine Ausbildung gelangt hätte. Klar. die Arbeitgeber schreiben jetzt halt, dass man für die heute einen Hochschulabschluss brauchen würde, weil keine Lehrlinge mehr da sind. Das ist aber reine Kosmetik. Bezahlt wird gleich. Der Inhalt bleibt gleich. Leider sind es genau die Jobs, Ich finde es immer wieder köstlich, wie sich Leute ihre 2000-Euro-Brutto-Jobs schönreden. Ist schon Wahnsinn!
Und Leute, wir laufen auf die Digitalisierung zu. Was meint ihr, wer eher ersetzbar ist? Der "Akademiker" in der Buchhaltung oder Steuerberatung oder der Handwerker?
WiWi Gast schrieb am 06.12.2017:
Ich wundere mich immer, dass sich hier manche fragen, wie man das Niveau senken kann, dabei ist das ganz einfach:
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Ich führe ideologische (oder besser schwachsinnige) Lernmethoden ein und benutzte den Nachwuchs für soziale Experimente (Musterbeispiel ist da die hier bereits genannte "„Schreiben nach Gehör“-Methode, die in vielen Grundschulen genutzt wird.)
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Ich stecke möglichst viele Kinder mit unterschiedlichem Kenntnisstand zusammen (Musterbeispiele: Klassen in denen 50% kein oder nur schlechtes Deutsch spricht)
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Ich mache Druck auf Lehrer, dass kein Kind durchfallen darf oder, dass ein Auge zugedrückt werden muss (Musterbeispiel: Meine Frau, bei der es mündliche Anweisungen gibt, gnädiger zu sein, um Quoten einzuhalten)
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Ich lege politisch Quoten für Abitur und Akademisierung fest und es kommt mir nicht auf Qualität oder Können, sondern nur auf Quotenerfüllung an (Musterbeispiel: EU-Konferenzen von Bologna, Amsterdam und Lissabon)
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Ich habe als Hochschulprofessor zwar formal den gleichen Stoff, übe ihn aber vorher exakt so ein, wie er auch in der Prüfung drankommt (War bei mir in fast allen schwierigen Fächern im Bachelor so. Teilweise hatten die Professoren ein Portfolio aus vielleicht höchstens 40 Aufgaben)
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Ich bewerte die Prüfungen als Hochschulprofessor oder Lehrer einfach besser, damit ich keinen Ärger mit den Quotenjüngern bekomme oder gar den Eltern/Studenten/Medien oder dem Kultusministerium.
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Ich habe als Professor zwar ein großes Stoffgebiet, grenze es aber vor der Prüfung so ein, dass es leicht wird . Dann kann ich formal auf eine "Hammerklausur" verweisen, habe das aber clever eingegrenzt
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Ich stelle als Professor/Lehrer keine zusammenhängende Aufgabe mehr, sondern mache Einzelaufgaben, von deinen ein Teil so einfach ist, dass sie jeden in den 2er-Bereich retten. Oft sind das dann einfachste Rechungen oder Auswendiglerndiglernen (Meiner Meinung nach war das der zentrale Unterschied zwischen meinen Bacheloraufgaben und denen meiner Diplomvorgänger). Dann gibt es noch ein paar schwere Aufgaben, für alle, die in den 1,0-Bereich wollen
- Ich prüfe nicht mehr auf Verständnis und Zusammenhänge, sondern nur noch Methodik. (Musterbeispiel: Anstatt Wissen anzuwenden, wird Auswendiggelerntes ganz einfach abgefragt)
Wie ihr seht, ist es ganz leicht, am Niveau zu drehen und nach Außen so zu tun, als ob sich nichts getan hätte.
Jetzt ist es so, dass ich selbst Teil des neuen Systems bin (Bachelor, Master, Promotion - Noten immer sehr gut). In der Regel verteidigt unsere Generation das System, weil jede Kritik ja auch Kritik an unserer Leistungsfähigkeit wäre. Ist ja menschlich.
Ich habe das nie gemacht und zwar, weil ich latent unterfordert war und ich es immer schrecklich fand, wie hier Leute einfach durchgeschleust wurden. Ich finde, sowohl bei Abitur und Studium gehört aufgemistet. Und zwar nach Leistung.
Unsere Generation ist nicht dümmer, als die vor uns! Aber sie ist halt im Schnitt auch nicht schlauer. 60% in einem Jahrgang studieren? Dann haben ja mindestens 70% einen Hochschulzugangsberechtigung. Das hat dann doch nichts mehr mit hoher Intelligenz zu tun, sondern die Hauptschule hat nur einen neuen Namen bekommen. So viel Ehrlichkeit muss doch sein!
Seid doch mal selbstbewusst genug zu sagen, dass da vom Niveau viel schief läuft. Es heißt ja nicht, dass ihr dumm seid oder in der Vergangenheit nicht zu den Top-30% gehört hättet.
Diese falsche Solidarität ist Schwachsinn. Spätestens der Arbeitsmarkt, regelt das und dann werden Leute, die woanders ein gutes Leben hätten führen können, durch eine zu lasche Aussortierung um Jahre und Wohlstand betrogen.
Denn wer brauch diese Auswendiglern-Leute, in Zeiten der Digitalisierung denn überhaupt in solchen Massen?
Genau!
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