Ist ja erstaunlich sachlich geblieben hier. Erstaunlich eigentlich.
Mal zur Erklärung für Berufseinsteiger oder auch solche, die sich das nicht vorstellen können: Das Dilemma ist halt meistens, dass so eine Situation irgendwie zu gut ist, um (extern) zu wechseln, aber gleichzeitig zu schlecht/ unbeffriedigend, um es einfach geschehen zu lassen.
Typisches "Zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig" oder wie der Spruch geht. Insbesondere wenn man das andere Extrem kennt und das auch nicht mehr will, scheut man einen externen Wechsel, weil man sich dann doch wieder denkt "na ja, soo schlimm ist das Nichtstun dann ja auch nicht".
Das stimmt zwar einerseits, aber andererseits redet man sich das dann auch einfach schön und gerät langfristig, meiner Meinung nach, zumindest in die Gefahr ernste psychische Probleme zu entwickeln, wenn man keine Strategie findet damit umzugehen. Es greift eben so eine Lethargie um sich und noch dazu findet man in Gesprächen oft wenig Verständis vor, weil Leute die das nicht kennen halt meinen, dass das a) nicht so wild oder b) eine traumhafte Situation sei.
Wenn man es sich halt mal in so einem Nest "bequem" gemacht hat, bekommt man den Hintern schwer wieder hoch. Da muss der Leidensdruck schon sehr hoch sein und im Gegensatz zum anderen Extrem (Stress, UB) äußert sich der Leidensdruck ja auch nicht in den unmittelbaren, gesellschaftlich anerkannten Formen, sondern eher schleichend, leise, unmerklich.
Auch finde ich es schwer dieses Problem der Motivationslosigkeit für Privates richtig zu beschreiben. Ich habe irgendwann nicht mal mehr die Motivation aufgebracht ein privates Buch zu lesen. Die Arbeitsumgebung war einfach dermaßen lethargisch, dass man sich einfach nur noch denkt "och...nö...zu anstrengend, was soll das eigentlich?" Bin ich um vier in den Biergarten verschuwnden, konnte ich dagegen wunderbar was privat-produktives machen. Einfach, weil andere Umgebung. Vielleicht vergleichbar damit, dass manche zu Hause nicht lernen können, sondern eben in die Bib oder eben einen anderen Ort müssen.
Dazu kommt das beschriebene Problem, dass man (in unterschiedlicher Ausprägung) halt doch "beschäftigt" wirken muss und selbst wenn das nicht der Fall ist, ab und zu Unterbrechungen kommen - und sei es weil jemand ins Büro kommt.
Das vielleicht noch, um die Problematik etwas facettenreicher zu beschreiben.
Beim Thema: Was kann man machen... ja schwierig halt. "Business" wäre ich ebenfalls für zu haben, aber mir fehlen ebenfalls die Ideen/ Know-how. Was bei mir mittlerweile dazu kam, woran ich Spaß habe und was in gewisser Weise "Business"-Züge annimmt: Immobilienmanagement.
Klingt jetzt hochtrabender, als es ist. Ich habe mittlerweile drei Wohnungen über die letzten Jahre gekauft, die ich vermiete und dazu kommen zwei Wohnungen, die meinem Vater gehören.
In allen Fällen gibt es eine Hausverwaltung, aber es gibt halt immer was zu tun. Hier ein Mieterwechsel, da eine Eigentümerversammlung, Cashmanagement, irgendwelche Sonderumlagen, Handwerker, Rechnungen, Steuer, professionelle Aufbereitungen der Einnahmen und Ausgaben, etc. pp. Parallel den Markt scannen nach weiteren Investitionsmöglichkeiten.
Ist im Prinzip ein Hobby geworden, bei dem man eine steile Lernkurve hat, ich meine Controlling-Ader (eigentlich nicht im Entferntesten mein Job) ausleben kann und das Gefühl habe, was zu machen. Nebeneffekt ist, dass man in vielen Randbereichen wie Steuern, Recht, etc. sehr fit wird und irgendwie auch in Sachen Zwischenmenschliches viel lernt.
Nicht, dass ich jetzt jedem, der sich langweilt empfehlen würde in Immobilien zu machen. Ist nur ein Beispiel.
Ansonsten: Habt ihr mal über Teilzeit nachgedacht? Kenne einige, die einfach Stunden reduziert haben. Die Arbeit bleibt (in diesen Fällen) die Gleiche, verteilt sich aber auf weniger Stunden und damit wird man zumindest etwas ausgelasteter. Allerdings muss man dann so deutlich reduzieren, dass man das finanziell schon merkt. Mir ist es das dann auch nicht wert.
Lounge Gast schrieb:
Bin in einer ähnlichen Situation, auch Konzernjob, vorher UB.
Bin Anfang 30.
Das einzige was mich hier hält, ist die Tatsache, dass ich
durch meine Vorerfahrung in der UB auch das andere Extrem
kenne und damit noch weniger klar komme. Leider sehe ich
keine Möglichkeit einen Mittelweg zu finden, da ich mich auch
mit Gehaltsabstrichen schwer tue und letztendlich immer ein
Risiko bleibt, wieder das andere Extrem zu erhalten.
Gerne würde ich ein Onlinebusiness betreuen, mir fehlt es
aber an Ideen. Grundsätzlich habe ich Zeit, kann aber nichts
machen, was zuviel Zeit am Stück/eine hohe längerfristige
Konzentration erfordert (Buch lesen, Studium), da ich immer
wieder mal kurz abgelenkt bin.
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