Hallo,

im Anschluss an mein VWL Studium habe ich es einfach mal gewagt und mich als Coach selbstständig gemacht. Allerdings, nach einigen Monaten habe ich gemerkt, der ganze organisatorische Aufwand ist mir zu viel, die Kundenanzahl zu gering. Jetzt sende ich schon seit einigen Monaten Bewerbungen für Stellen in Richtung Marketing/ Personal/ Vertrieb. Ergebnis waren ein paar Einladungen zu Vorstellungsgesprächen und sehr viele Absagen. Was ich mich immer wieder frage: Soll ich die erfolglose Selbstständigkeit denn erwähnen und versuchen sie schönzureden? Oder doch lieber weglassen? In meinem Lebenslauf steht sie bis jetzt immer, in den Anschreiben manchmal, meistens spare ich die Zeile aus und schreibe mehr über meine Erfahrungen aus Praktika und Studium.
Vor allem für Vorstellungsgespräche suche ich noch eine Lösung, diese Zeit halbwegs passabel zu beschreiben. Wäre dankbar für Hilfestellungen!

Erwähnen und schönreden! Ganz einfach!

Was hast du denn "gecoacht" (thematisch und Zielgruppe)?

ansonsten hilft ehrlichkeit am weitesten. es bringt nichts irgendeine story zu erfinden um einen fuss in die tür zu bekommen und nachher kommt raus dass es doch nicht so war. voll dazu stehen auf keinen fall meiden aber ne gute erklärung bereit halten also
besser zeigen,was man sich vorgenommen hat und dass man einer gewissen zeit selbstkritisch genug war zu erkennen, dass aus grund xy eine tragfähige entwicklung nicht zu erwarten war, dann strategiewechsel und bewerbung im oben beschriebenen bereich.
falls dein coaching in ähnliche thematische richtung ging hast du sicher auch praktische erfahrungen gesammelt.
jede selbständigkeit ist mit einem vorher nicht kalkulierbaren risiko verbunden. du solltest unbedingt zeigen, dass du dich ernsthaft mit der selbständigkeit und dem scheitern beschäftigt hast. das mit dem "zuviel werden an organisatorischen aufwand" solltest du etwas präzisieren können, sonst könnte der eindruck entstehen, dass du unvorbereitet und naiv warst und gedacht hast die sache läuft von selbst und deine kunden stehen schlange. bist.

Ich würde es nicht angeben.

Es klingt so, als sei die Angestelltentätigkeit für dich nur zweite Wahl (was vielleicht auch stimmt). "Gescheitert" zu sein ist halt auch irgendwie ein Makel und "Verlierer" (im übertragenen Sinne) stellt niemand gerne ein. Das mit dem "organisatorischen Aufwand" würde ich auf keinen Fall erwähnen ;)

Trotzdem, herzlich Glückwunsch für deinen Mut. Du wirst deinen Weg gehen.

Nur so am Rande: Als VWLer hast du in Marketing und Personal schlechte Chancen. Versuchs lieber Richtung Finanzen, Controlling etc.

Also, ich finde gerade Selbständige sollten mehr stolz sein auf das was sie gemacht haben bzw. noch machen. Allein schon für den Mut und das Vertrauen in deiner selbständigkeit.
Also einfach ganz gut verpacken und dein Potenzial, deine Geschäftsidee gut verkaufen und dann klappt es

Nur blöd, wenn es NICHT geklappt hat ..

Ich habe einen Bekannten, der als Absolvent bei MLP als Berater angefangen hat (diese Tätigkeit war, soweit ich weiß, auch selbstständig o.ä.). Nach 3 Monaten war er draußen und schuldet MLP noch Geld. Also auf sowas wäre ich persönlich nicht unbedingt stolz und würde im Lebenslauf gar nicht erwähnen.

Eine gescheiterte Selbstständigkeit sollte man auf keinen Fall verstecken. Sei stolz darauf, dass du den Mumm hattest sowas durchzuziehen.

Sei stolz darauf, dass Du einer von den wenigen bist, die es wenigstens versucht haben! Immerhin hat diese Erfahrung dich geprägt. Ich würde das sehr sachlich beschreiben und deutlich machen, was Du daraus gelernt hast. Du hast Fehler gemacht, die sich andere gar nicht getraut hätten. Vielleicht lag es ja auch gar nicht an Dir. In Deutschland ist man immer gleich der Versager, wenn die Selbständigkeit nicht geklappt hat... Dabei könnten es auch ganz andere Gründe gewesen sein. Ich glaube, viele Menschen hierzulande wären selbst gerne selbständig, haben sich aber nie dazu aufraffen können, und die freuen sich natürlich tierisch, wenn ein anderer damit scheitert, denn damit bestätigen sie sich in ihrer eigenen Angst vor dem möglichen Misserfolg. Diesen Neidern würde ich mich schon aus Prinzip nicht unterwerfen.

Also verkaufe es als erste Erfahrung, aus der Du konkrete Erkenntnisse über Dich selbst und Deinen Arbeitsstil mitgenommen hast. Du bist damit reifer, als viele andere. Und genau so würde ich es auch darstellen (natürlich etwas weniger herablassend).

Du könntest ja schreiben, dass Du direkt nach dem Studium eigentlich sofort als Angestellter anfangen wolltest, dass es aber damals eine konkrete Chance gegeben hat, für einige Zeit befristet einige Aufträge als Coach anzunehmen, die Dir auch etwas Geld gebracht haben und die Du mit großer Freude durchgeführt hast. Nach einigen Monaten musstest Du dich dann entscheiden, ob Du das "richtig" machen willst oder "gar nicht". Und Du hast dich dafür entschieden, es gar nicht zu tun und stattdessen als Angestellter zu arbeiten.

Wenn man die Dinge als "geplant" darstellt, wirkt man gleich viel überzeugender, auch wenn das Ergebnis gar nicht so toll war.