Also das mit den MBA Programmen habe ich wohl etwas unklar ausgedrückt. Natürlich gibt es Top MBA Programme, die ihr Geld mehr als wert sind, aber es sind einfach in den letzten Jahren so viele MBAs von FHs, Privaten etc. aus dem Boden gesprossen, dass du den Großteil(!) einfach in die Tonne kloppen kannst. Wenn wir jetzt von Insead, HEC etc. reden ist das natürlich was anderes. Ich bin durch die etwas kurze Beschreibung deines Profils unterbewusst wohl einfach mal davon ausgegangen, dass es eben nicht für die Top MBA Programme reicht - falls doch, my bad.
Ansonsten scheint es ja auch einige Programme in China zu geben, die für dich interessant sein könnten, nur hier nochmal die Bitte: Überleg es dir gut! Setze dich auf jeden Fall mit ehemaligen Absolventen in Verbindung, die danach wieder zurück nach DE/EU sind.
China Erfahrung kommt hier immer gut an, aber mit einem kompletten Master in China wäre ich vorsichtig. Geschichte im BA und dann Master in China ist auf jeden Fall interessant, aber eben das Gegenteil von dem, was zumindest die traditionellen deutschen Firmen suchen. Die haben dann lieber einen soliden Master aus DE oder zumindest unseren Nachbarländern. Bei Unternehmensberatungen könntest du damit wohl eher punkten, ist aber halt insofern risikoreicher als ein Abschluss aus Europa.
Aber nein - ich bin nicht bei den Programmiersprachen gelandet ;)
Ich habe allerdings BWL+Chinesisch im BA studiert und im Master dann Management, dementsprechend vom Profil her nicht so untypisch wie das bei dir der Fall ist.
Ansonsten bzgl des Chinabezugs: Während des Studiums hab ich ein BizDev Praktikum mit Fokus auf Markteintritt in den chinesischen Markt gemacht, da waren Mandarin Kenntnisse natürlich gefordert. Habe das damals aber auch nur bekommen, weil sie keinen Muttersprachler gefunden haben und die Bewerbungen da natürlich nicht in Massen reinkommen. Sowas ist dann halt gut, da ist die Konkurrenz recht niedrig, aber gibt einfach weniger Stellen dieser Art und sobald sich ein Muttersprachler bewirbt bist du normalerweise raus. Ebenso während des Bachelors ein Praktikum bei einer Big4 in Taipei, würde ich übrigens nicht empfehlen.
Hab jetzt nach dem Studium ca. 2 Jahre im Account Management eines Tech Unternehmens gearbeitet. Was internationale Kunden anging, hab ich dann natürlich meist die Chinesen bekommen. Ist natürlich gerade im Sales enorm vorteilhaft, da man doch so einige Symphatiepunkte im Voraus bekommt, wenn man etwas Chinesisch spricht.
Bin jetzt gerade in den letzten Bewerbungsmodalitäten mit einem chinesischen Smartphone Hersteller und werde wohl bald dort ins Key Account Management einsteigen. Auch hier eher Zufall, aber Chinesisch großer Vorteil. Bei den Interviews habe ich eigentlich fast nur mit Chinesen gesprochen. Sprache + Fudan/Tsinghua im Lebenslauf ziehen hier natürlich deutlich mehr als bei dt. Unternehmen.
Also was soll ich sagen? Ich stehe jetzt ja auch erst ~2 Jahre im Berufsleben, aber du kennst jetzt meine Erfahrung im Bezug auf Vorteile durch Mandarin Kenntnisse. Ob du jetzt HSK5 oder 6 hast, ist dann wohl auch unerheblich für die meisten Leute. Es gibt einige Jobs mit Chinabezug, aber eben recht wenige und nicht sonderlich bezahlt. Chinesische Firmen in DE sind davon natürlich auch sehr begeistert, dafür lohnt es aber natürlich nicht :D
Ich würde an deiner Stelle einfach einen normalen Management Master in DE oder zumindest Europa machen, dazu dann ein Auslandssemester in China und dann nach Möglichkeit noch ein Praktikum in China/Taiwan/HK. Nebenbei die Sprache lernen, aber vor allem des Spaßes und Interesses wegen und dann bist du genug in die Richtung positioniert. Vielleicht wird es dir im Job irgendwann mal helfen, aber ehrliches Interesse an der Kultur sollte dabei immer im Vordergrund stehen.
Gast schrieb am 19.02.2020:
Etwas möchte ich noch hinzufügen:
Bei MBA-Programmen ist es einfach äusserst entscheidend, wohin du gehst. Ein Kollege bei Google hat mir erzählt, dass die Recruiters fürs Management MBA-Target-Unis haben und auch fast ausschliesslich nur von dort rekrutieren. Von daher würde ich die Geldverschwendung einfach relativieren zu: Es lohnt sich nur, wenn du ganz genau Bescheid weisst, wieso du es machst und wohin du nachher willst. Ansonsten geb ich dir recht. Einfach einen MBA machen an einer relativ unbekannten Uni für viel Geld ist nicht empfehlenswert glaub ich.
Gast schrieb am 19.02.2020:
Vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Also das mit den Berufszielen ist so eine Sache. Ich habe mich ursprünglich für ein brotloses Fach entschieden (Geschichte) und Chinesisch als Nebenfach studiert, da mich Asien immer interessiert hat. Vom Interesse her war das Studium okay, aber nun sehe ich halt bei meinen Nebenjobs, dass Wirtschaft mich finanziell und inzwischen auch vom Interesse her mehr reizt. Deshalb die Frage, ob man das "Angenehme" mit dem Nützlichen verbinden kann. Vom Ziel her fände ich Unternehmensberatungen interessant, die eventuell auch Projekte in Asien betreuen oder eine europäische Firma mit Bezug zu Asien, irgendsowas. Ist halt auch immer eine Frage, ob man da überhaupt eine Chance erhält, sich zu entwickeln, obschon man aus etwas eher fachfremdem kommt.
Ich war einen Sommer lang an der Fudan und habe dort Businesskurse gemacht, ich geb dir Recht. Die Englischkenntnisse sind zum Teil unterirdisch und ich hab den Prof selten bis gar nie verstanden. Die Qualität der Kurse hingegen als solches war nicht schlecht und zum Teil sogar von renommierten ausländischen Dozenten geleitet.
Das mit den Programmiersprachen gebe ich dir auch recht. Zuhause im Kämmerlein ist das nur nicht so einfach, eine solche Sprache schnell nebenher zu lernen. Chinesisch hat mir bisher nur für die persönliche Entwicklung was gebracht, sonst nicht. Ich hab den HSK 4, also es könnte besser sein, aber bisher war es für mich aus logistischen Gründen nicht möglich, länger in China zu bleiben.
Die Vorschläge klingen interessant. Ich werd mir das mal anschauen. Direkt nach China für ein Jahr wäre aufgrund meiner Situation nur sinnvoll, wenn ich an der Beida, Tsinghua oder Fudan angenommen werde, sonst eher nicht. Werde mal recherchieren und mal schauen, wie die Bewerbungsanforderungen sind.
Darf ich fragen, was du denn nun machst? Hattest du eine Chance deinen Chinabezug anzuwenden? Oder bist am Ende bei den Programmiersprachen gelandet? ;)
WiWi Gast schrieb am 18.02.2020:
Wie gut ist denn dein Chinesisch bisher? Ich habe selbst den HSK5 und habe 1.5 Jahre in China gelebt, hat mir bei der Jobsuche jetzt aber nicht unbedingt so viel geholfen wie ich dachte. Ist jetzt natürlich trotzdem hilfreich, da ich in meiner derzeitigen Position viel mit chinesischen Kunden zu tun habe. Es ist also sicher "nice to have", wenn die Sprache auf einem soliden Level beherrscht, die großen Vorteile wird es dir allerdings nicht bringen. Wenn es nur darum geht ist die Zeit besser mit dem Lernen von anderen Sprachen investiert und zwar Programmiersprachen.
Möchtest du denn jetzt einen Master mit Asienbezug machen oder wirklich den Master in China? Das konnte ich jetzt nicht ganz aus deinem Text rauslesen. Was hast du denn im Bachelor studiert? Sinologie?
Es gibt auf jeden Fall einen Master an der HTW Konstanz, der BWL mit Chinesisch kombiniert. Ebenso gibt es etwas ähnliches an der Uni Bremen. Ich bin mir allerdings ziemlich sicher , dass bei beiden BWL Credits vorausgesetzt werden, musst du mal recherchieren.
Falls du den Master in China direkt machen möchtest, dann informier dich einfach mal bei den großen Unis, die viele Englische Programme anbieten. (Fudan, Tongj, JiaTong, Bejing University, Tsinghua sind da wohl die besten Anlaufstellen) Ich befürchte aber auch fast, dass du dort einen Bachelor mit Wirtschaftbezug brauchst. Abgesehen davon ist das Niveau in den englischen Kursen unterirdisch bis mies. (Zumindest Fudan und Tsinghua kann ich das aus eigener Erfahrung sagen)
In Groningen gibt es beispielsweise einen DD mit einer der Shanghaier Unis, wenn ich mich recht entsinne. Musst mal schon , ob der fachfremd geht.
Lange Rede, kurzer Sinn: Es wird schwierig bis unmöglich einen BWL Master mit Chinabezug zu finden , der ohne vorigen BWL Bachelor machbar ist. Von MBA Programmen würde ich Abstand nehmen, unnötige Geldverschwendung.
Das "sinnvollste" (im Bezug auf Karriere) wäre wohl ein nicht-konsekutiver Management Master und dann einfach noch ein Auslandssemester in China. Da bietet z.B. die FAU ein gutes Programm.
Letztendlich wäre es auch gut zu wissen was denn deine beruflichen Ziele sind. Es gibt beispielsweise auch 1,2 kleine Beratungen mit Asienfokus, Bezahlung ist unterdurchschnittlich, aber sowas wäre eine Überlegung wert.
Halt den Thread auf jeden Fall up2date, interessiert mich auch sehr, da ich vor einigen Jahren in einer ähnlichen Situation war :)
antworten