WiWi Gast schrieb am 20.04.2023:
Hatte gerade letztens ein Vorstellungsgespräch. Beim Thema Gehalt habe ich 75 k gesagt und das Gegenüber meinte es wären so ca. 65 k vorgesehen. Ich hab' dann gesagt, dass man da doch nicht sooo weit auseinander läge und das schon ok wäre für mich. Eine insgeheime kleine Enttäuschung habe ich mir nicht anmerken lassen.
Nun habe ich in der WirtschaftsWoche einen interessanten Artikel über Gehälter gelesen, in dem es hiess, dass, auf die deutsche Gesamtbevölkerung betrachtet: "nur fünf Prozent der Arbeitnehmer verdienen mehr als 5000 Euro brutto".
Aus diesem Blickwinkel habe ich das eigentlich noch nie betrachtet... sind wir hier mit unseren Gehältern und Gehaltsvorstellungen verwöhnt? eine privilegierte Elite?
Ja seid ihr. Ich spreche beabsichtigt von Ihr und nicht uns, weil ich mir dessen sehr bewusst bin. Bin bei meiner Alleinerziehenden Mutter und Sozialhilfen aufgewachsen. Jetzt mit Anfang 20 und knapp 56 TEUR Jahresgehalt, fühle ich mich wer reichste Mensch der Welt und bekomme das schon seit fast 2 Jahren. Es bleiben jeden Monat 1 - 1,5 TEUR über und ich bin sehr dankbar. Ich kenne in meinem gesamten Umfeld und Familie der ansatzweise soviel verdient.
Meine Arbeitskollegen Beschweren sich täglich über das Gehalt, ich kann ja versteh das man der Meinung ist das man mehr „verdient“, aber ich finde 60.000 pro Jahr (ohne Kinder und Familie) genügend. Letztens auf Linked In eine Stelle für Berufseinsteiger gesehen mit Einstieg 50TEUR und dann waren dort 100 Kommentare wer dafür einsteigt. Meine Mutter und Oma putzen jeden Tag 4 Stunden für Mindestlohn, ich sitze 8 Stunden vorm Computer und kann währenddessen einen Film schauen….
Sind deine Mutter & Oma studiert? Ich denke nein. Deine Arbeitskollegen vermutlich schon. Du vergleichst hier dermaßen Äpfel mit Birnen...
Studium ist doch heutzutage kein Alleinstellungsmerkmal mehr.
In deiner Bubble vielleicht. In DE sind aber trotzdem nur c. 16% der arbeitenden Bevölkerung Akademiker. Klar, super elitär ist es nicht, aber es ist immer noch eine sehr deutliche Abgrenzung
Das ist korrekt. Im "Bestand" haben etwa 84% der Arbeitnehmer kein Studium und die verdienen selbst als Meister nach IGM keine 5k brutto im Monat. Nicht mal in Bayern.
Diese 84% kann man also getrost abziehen (jaja, Piloten und Fluglotsen).
Von den 16% studierten verteilt man diese jetzt gedanklich auf BWL, Germanistik, Maschinenbau (Ingenieursschwemme 00er, 10er Jahre, Erziehungswissenschaften, Soziale Arbeit, PoWi, Philosophie, Jura, Slawistik, Biologie/Zoologie, Anglistik, Pädagogik, ...
dann auf BA, FH und Uni.
Und denke sich jetzt: Wie viel kommen mit sozialer Arbeit auf 5k brutto?
5% ist schon die richtige Zahl, keine Frage. Und klar, die meisten hier leben in einer Bubble.
Zitat, sinngemäß, anderer Thread: Direkt nach dem Studium Malediven muss schon drin sein, und jedes Jahr ein anderer 10k Urlaub. Aber 3-4 Jahre später muss das Haus für 1kk+ her.
Derweil in Deutschland: Haben Sie in den letzten 12 Monaten eine private Flugreise unternommen? 10 Mio. ja, 60 Mio. nein. Personen über 14.
Selbst der Ballermann-Malle-Tourist gehört diesbezüglich zur 14% Oberschicht in Sachen Urlaub (10 von 70 Mio.). Aber wtf: Malediven mit 22 und die Millionen-Villa mit 27 muss schon drin sein.
Wie in jedem anderen Land der Welt auch: Wenn morgen die Waschmaschine kaputt gehen würde, stellt das für die Mehrheit der Bevölkerung eine nahezu existenzbedrohende Katastrophe dar. Dir geht es nicht so? Du hättest 300-400 Euro über für eine neue Waschmaschine? Glückwunsch, du gehörst zu einer privilegierten Schicht.
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