Hallo zusammen,

Habe demnächst ein Interview bei einem DAX30-Konzern für eine Senior Expert Stelle und bin mir nicht ganz sicher, was ich realistisch an Gehalt fordern kann/sollte. Mein Werdegang:

Abi (1,4) mit einem Jahr USA
KIT Wing B.Sc. (2,5) und M.Sc. (1,3), nur no-name Werkstudentenjobs und keinerlei Praktika
Vier Jahre begonnene Promotion in relevantem Fach, davon ein halbes Jahr USA mit Stipendium
Gehalt bei voller WiMa Stelle aktuell knapp über 50k

Die Promotion will ich berufsbegleitend im nächsten Jahr abschließen. Ich bin vor allem deshalb noch nicht fertig, weil ich ein gutes halbes Dutzend Projekte für Industriekunden / -partner bearbeiten ?durfte?. Schlecht für den Doktor, gut für Praxiserfahrung ? so sehe ich das zumindest.

Nach etwas Überlegen würde ich mit 70k in die Verhandlung gehen, eventuell plus Bonus. Was meint die Community?

Wie kannst du keinerlei Praktika haben? In Karlsruhe muss man bis zu Ende des Grundstudiums mindestens 8wochen vorweisen und zum Master sind 12Wochen Pflicht.

In Sachen praxiserfahrung dürftest du zu den schlechtesten kitlern gehören.
70k für eine senior Stelle sind okay.

Kenne die Fachrichtung nicht und wo genau, welches Unternehmen, Branche und überhaupt.
Antwort kann nur heißen: "Kommt drauf an."

Ich würde dich für das Geld nicht einstellen, weil mir die wirkiche Praxiserfahrung in einem anderen Unternehmen fehlt. Hilft dir aber auch nicht weiter, weil Du auch meine Branche etc. nicht kennst. :p
Du siehst, worauf ich hinaus möchte? Paar mehr Infos sind schon notwendig.

Angesichts deiner Noten scheinst du sehr intelligent zu sein.

Meinst du, dass so eine komplexe Fragen in einem Absolventenforum, wo sich Arbeitsplatzsuchende, nicht -vergebende, tummeln, befriedigend beantwortet werden kann?

KIT ohne Praktikum geht rein technisch nicht. Keine Brand auf dem CV halte ich auch für dubios. Dir wird doch sicher auch klar sein, was der durchschnittliche KIT Wing an der Front zu bieten hat. Ich würde dich als ehemaliger KITler nicht einstellen. Wenn du den Job bekommst sollten es aber schon die 70k plus sein.

TE hier. Ich sehe schon, ein paar mehr Informationen sind nötig.

Ich hätte wohl besser "keinerlei relevante Praktika" geschrieben. Ich habe vor dem Studium 8 Wochen Maschinenbau-Grundpraktikum gemacht, um mir einen möglichen Wechsel offen zu halten. Das hat die BA-Anforderungen abgedeckt. Später dann habe ich mir meinen Werkstudentenjob als Praxiserfahrung anerkennen lassen, das ging in meinem Semester. Die Arbeitszeugnisse sind super, aber inhaltlich unpassend.

Ich hab außerdem fast jedes Semester Ferienjobs gemacht, die aber keine relevanten Inhalte hatten (gab halt ordentlich Cash) und daher nicht im Lebenslauf stehen. In der Tat ist das im Vergleich zu anderen KITlern ziemlich wenig, aber zu dem Zeitpunkt war mir das nicht so klar bzw. nicht so wichtig.

Während des Studiums war ich Hiwi an einem inhaltlich sehr relevanten Lehrstuhl, anschließend habe ich mit der Promotion im gleichen Fachgebiet begonnen. Für die ausgeschriebene Stelle ist eine Promotion eigentlich auch Pflicht, einfach aufgrund der benötigten Skills (quantitative Analysen mit technischem Hintergrundwissen und Spezialsoftware). Ich habe diverse Industrieprojekte mit anderen Unternehmen aus dem Bereich bearbeitet und auch geleitet. So wie ich euch verstehe, sollte ich das herausstellen.

Es gibt meiner Meinung nach maximal 100 Leute in Deutschland, die den Job machen wollten und könnten. Ein Exkollege mit ähnlichem Hintergrund, allerdings BA-Studium d.h. Praxiserfahrung, ist mit 90k eingestiegen.

50-55 für den Doktor mehr aber nicht.

Als Senior Experte mit Projekterfahrung hast du wohl immer noch nicht gelernt, deine Spezifikationen und Fragen genauer zu definieren, damit du auch brauchbare Antworten kriegen kannst?

Danke für das weitgehend konstruktive Feedback. Weitere Details gibt es nicht, weil ich mich für hier ggf. mitlesende Bekannte nicht identifizierbar machen möchte. Schon klar, dass die Rückmeldungen dann entsprechend vage bleiben müssen.

Ich fand im Studium die Lebenslaufoptimierer immer etwas dubios und habe es auch nicht eingesehen, mich und meine Fähigkeiten in einem Praktikum für Peanuts herzugeben. Mit der Einstellung war ich in meinem Umfeld auch nicht der Einzige. Das sehe ich jetzt etwas anders, da man durch ein Praktikum mit gutem Zeugnis eben explizit nachweist, dass man es in der Praxis kann.

Daher nehme ich mit, dass ich die Praxiserfahrung aus den Projekten und der anwendungsorientierten Promotion absolut herausstellen sollte. Würde ich heute nochmal studieren, würde ich mit Sicherheit ein Praktikum einstreuen, die Möglichkeiten waren natürlich da. Ich habe mich damals für kurzfristig mehr Geld und mehr Urlaub entschieden.

Hier auch ein Ex-KITler: erst einmal gute Selbstreflexion, die Zeit kann man leider nicht zurückdrehen und muss mit dem arbeiten, was man hat.

Ich habe während des Studiums 4 Praktika gemacht. Dabei war das erste Praktikum mit 800?/Monat vielleicht unterbezahlt, die anderen lagen alle bei 1200-2400?/Monat (nein, nicht in der Finanzbranche) - daher zumindestens für einen Studenten mehr als nur "Peanuts" (Brutto=Netto). Im Endeffekt möchte man durch ein Praktikum ja keine großen Ersparnisse anhäufen, mir hat es gereicht damit mein Lebensunterhalt zu bestreiten (+Urlaub danach). Für Bachelor+Master habe ich 13 Semester gebraucht, von Lebenslaufoptimierung kann also auch nicht die Rede sein ;-)

Zum Thema: 70K bei DAX30 als Dr. sind mehr als realistisch, wenn man die Stelle denn bekommt. Das ist in BW bei IGM eine EG13-Stelle (bei 40h). Das habe ich bereits mit Master bekommen.

Nicht selten (allerdings vor allem in FuE) steigen die Promovierten bei uns auch mit einem AT-Vertrag ein. Die fangen bei uns bei 80k an.

Nur der Titel "Senior" irritiert mich. Zumindestens bei uns braucht man dazu mindestens 3, eher 5 Jahre relevante BE.

2400 entsprechen bei 40 h / Woche in etwa 15 Euro die Stunde und sind damit ziemlich genau das, was ich mit meinem Werksstudentenjob bekommen habe. Das scheint mir ein schon eher gut bezahltes Praktikum gewesen zu sein. Im Endeffekt habe ich mich wohl einfach nicht an eine Bewerbung getraut, ich dachte zwischenzeitlich auch 2,5 sei schon ein ziemlich schlechter Schnitt... was für ein Unsinn. Aber es ist wie du sagst - man muss mit dem arbeiten, was man hat.

Die angesprochene Stelle erfordert laut Ausschreibung mindestens zwei Jahre relevante Berufserfahrung. Aus meiner Einladung schließe ich, dass sie die Lehrstuhlzeit zumindest anteilig anrechnen. Von einem Kontakt weiß ich außerdem, dass ein AT-Band mit bis zu sechsstelligem Gehalt vorgesehen ist. Das bekommt man aber mit Sicherheit nur, wenn man die Anforderungen zu 100 Prozent erfüllt. Ich setze mich nicht in mein erstes Gespräch und fordere 100k :D

Wenn eine Stellenbeschreibung sagt, dass 5-10 Jahre Berufserfahrung mindestens Voraussetzung sind, dann nehme ich das ernst. Alles unter 3 Jahren BE als Voraussetzung nehme ich gar nicht wahr

bei dax 30 steight man mit 60k ein. mit deiner erfahrung kannse 90k fordern

Auch wenn ich deine Euphorie nicht zu arg bremsen möchte, aber du solltest ein paar Dinge im Hinterkopf behalten:
Noch hast du nicht promoviert, damit ist deine Zeit als Doktorand wenig wert. Ohne Titel weiß man nichtmal, ob du in der Zeit irgendwas sinnvolles gemacht hast.
Du hast auch keine (!) Berufserfahrung. Da lebst du noch in einer Parallelwelt, was auch dein Kommentar zu den maximal 100 in Deutschland können das beweist.
Deswegen solltest du nicht abheben sondern dich über die Einladung zum Gespräch freuen und das Thema Gehalt erstmal hinten anstellen.

Wenn es soweit ist: Nenne keine Zahl sondern eine Spanne und sprich ruhig offen an, dass du dir unsicher bist. Bei meinem ersten Wechsel habe ich offen herausgesagt, dass ich da nicht viel Erfahrung habe und nach dem groben Budget/Rahmenbedingungen gefragt und die auch genannt bekommen.

Was ein angemessene Gehalt ist lässt sich hier nicht sagen. Es wird nach Stelle bezahlt, nicht nach Abschluss (zumindest vorwiegend). Je nach Stelle und Unternehmen können es zwischen 55 und 100 Tausend sein.

Hier noch ein KITler:

Erstmal: du gehst mit dem ziemlich ehrlichen Feedback hier echt gut um. Man versucht hier ja nur dich ein bisschen zu erden;)

Ich kenne übrigens mind. 2 Personnen die gerade im letzten Jahr genau den einstieg gemacht haben wie du. GLeiches Profil (nur 2 Monate Vorpraktikum, vor allem Hiwi und Werkstudent). Und exakt gleicher Jobtitel. Vllt sogar gleicher Jahrgang. Ich gehe jetzt mal davon aus, dass du zum promovieren in Karlsruhe geblieben bist und die auch genausoschnell wie ich auf LinkedIn auffinden kannst. Ich glaube wenn du mit denen mal kurz telefonierst bekommst du die Infos die du braucht. Mehr Infos würde ich hier lieber nicht Posten wegen Anonymität und co.

KITgivesyouWings schrieb4:

Danke für das weitgehend konstruktive Feedback. Weitere
Details gibt es nicht, weil ich mich für hier ggf. mitlesende
Bekannte nicht identifizierbar machen möchte. Schon klar,
dass die Rückmeldungen dann entsprechend vage bleiben müssen.

Ich fand im Studium die Lebenslaufoptimierer immer etwas
dubios und habe es auch nicht eingesehen, mich und meine
Fähigkeiten in einem Praktikum für Peanuts herzugeben. Mit
der Einstellung war ich in meinem Umfeld auch nicht der
Einzige. Das sehe ich jetzt etwas anders, da man durch ein
Praktikum mit gutem Zeugnis eben explizit nachweist, dass man
es in der Praxis kann.

Daher nehme ich mit, dass ich die Praxiserfahrung aus den
Projekten und der anwendungsorientierten Promotion absolut
herausstellen sollte. Würde ich heute nochmal studieren,
würde ich mit Sicherheit ein Praktikum einstreuen, die
Möglichkeiten waren natürlich da. Ich habe mich damals für
kurzfristig mehr Geld und mehr Urlaub entschieden.

Hallo Ex-KITler,

das ist sehr nett, allerdings bin ich nicht am KIT geblieben (sechs Jahre in der Stadt haben mir gereicht :D) und auch der mögliche Arbeitgeber sitzt nicht dort. Ich weiß mittlerweile recht genau, was für die Stelle vorgesehen ist und sogar eine gute Schätzung über die Gehaltsvorstellung eines weiteren Bewerbers, dessen Profil ich im Detail kenne. Netzwerke sind echt durch nichts zu ersetzen...

Das Gespräch ist mittlerweile vorbei und ich habe mich so positiert, dass ich erstmal eine Tarifanstellung in der höchsten Eingruppierung anstrebe. Das ist deutlich unter dem geplanten Budget, allerdings ist mir die tarifliche Zeiterfassung lieber, so lange ich noch promoviere (das habe ich natürlich nicht so gesagt). Nach der Promotion und mit etwas Erfahrung im Unternehmen kann man dann immer nochmal nachregeln, zumal wenn alle anderen auf der Ebene 20-30k mehr verdienen. Nach mangelnder Praxiserfahrung bin ich übrigens nicht gefragt worden...

Die Zahl 100 war natürlich willkürlich gewählt. Gemeint ist, dass es eine Spezialistenstelle innerhalb eines Spezialistenteams ist, die auch in einem Großkonzern nur ein oder zwei mal vorkommt. Und natürlich auch nur innerhalb der Branche. Foglich gibt es auch nur eine sehr begrenzte Zahl möglicher Konkurrenten mit exakt passendem Profil, einige intern, einige extern. Mein Profil passt mMn sehr gut, aber das Fachliche ist bekanntlich nicht alles und von daher heißt es jetzt Abwarten.

Der Hinweis auf Einsteiger mit ähnlichen Vorkenntnissen ist trotzdem ein hilfreicher Hinweis, ich schaue mich mal um!