WiWi Gast schrieb am 11.10.2022:
WiWi Gast schrieb am 11.10.2022:
Moin,
ich bin nicht der auf dessen Beitrag Du Dich beziehst, aber ich lese da keinen Neid, sondern eine grds. zutreffende Einschätzung zum Thema Chancengleichheit.
Deine Gegenargumente halte ich nicht für überzeugend. Dass die Erbmasse bereits versteuert wurde, ändert nichts daran, dass der Erbe leistungslos einen großen Vorteil ggü. Denjenigen hat, die ("unverschuldet") nicht erben. Wenn das politische und gesellschaftliche Ziel aber ist, dass wir zumindest versuchen allen Menschen unabhängig u.a. ihrer familären Herkunft ähnliche Chancen zu bieten, zu verhindern dass die Schere zwischen "Arm" und "reich" noch weiter auseinandergeht und letztlich damit langfristig auch den sozialen Frieden zu wahren - dann kommen wir um das Thema Erbschaftssteuer/Vermögenssteuer einfach nicht herum.
Auch wirtschaftlicher Fortschritt oder zugespitzt "der Kapitalismus" kann aus meiner Sicht langfristig nur dann funktionieren, wenn man wieder mehr das Leistungsversprechen in den Vordergrund stellt. Also arbeite ordentlich, dann kannst Du dir zB ein bescheidenes Eigenheim leisten. Dieses Versprechen funktioniert schon seit Jahren vor allem im Ballungsraum nur noch sehr eingeschränkt, im Grunde nämlich nur noch für Highperformer oder eben Erben, nicht aber für die "normale" Mittelschicht. Das ist aus meiner Sicht aber zu wenig, denn gerade diese Schicht hält letztlich alles am Laufen. Wenn man denen keine Anreize gibt und das ist nunmal klassischerweise die Aussicht auf ein (bescheidenes) Eigenheim, dann fehlt denen die Motivation, der Ehrgeiz, der Anspruch innovativ zu sein und es "zu schaffen". Die wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen dürften langfristig enorm sein und zeigen sich ja jetzt schon vermehrt. Sicher ist das ketzt eine recht globale Sichtweise und natürlich freut sich kein Erbe, wenn die Freibeträge herab und die Prozentsätze heraufgesetzt werden - völlig menschlich - aber 1. erbt man ja in aller Regel immer noch "genug" und 2. sollte man das ganze vielleicht auch mal etwas gesellschaftspolitischer betrachten. Denn die Auswirkungen des eigenen "Egoismus" treffen einen ja vielleicht irgendwann selbst.
Aber das ist nur meine bescheidene Sicht, man kann es sicher auch anders sehen. Vieles hängt eben mit Vielem zusammen.
Viele Grüße
Wenn ich das lese, fällt mir nichts mehr ein. Die Erbschaftssteuer ist eine absolute verfassungswidrige Enteignung. Wenn man deine Meinung teilen würde, dann müsste JEDER bis zu seinem Lebensende sein gesamtes Vermögen verballern.
Aber in guten Familien war und ist es üblich, dass man versucht, seiner Folgegeneration MEHR zu vermachen, als man selber bekommen hat. Und das bedingt auch ein entsprechend sparsamen Lebenstil.
Im Gegensatz zu der landläufigen Meinung, sind große Vermögen nicht überwiegend über Facebookvisionäre von heute auf morgen entstanden, sondern deswegen, weil mein o.g. Grundgedanke über Generationen hinweg gelebt wurde (natürlich gibt es hier auch ausnahmen, keine Frage).
Und du kannst Dir sicher sein, die Vermögenden leisten sozial deutlich mehr Gutes, alleine durch die hohen Abgaben.
Erbschaftsteuer bedeutet einfach nur, dass Du für gutes Wirtschaften auch noch bestraft wirst. Das verstehen leider viele Leute nicht, komischerweise meist diejenigen, die wenig haben, denn Sie sehen nur die Lottomillionäre und (halb)kriminell gewordene Reichen und nehmen die als Referenz.
Bei meinen Schwiegereltern (keine 40 min von Frankfurt entfernt) kosten bezugsfertige Häuser (keine Neubauten) in gutem Zustand 300k bei 170 qm Wohnfläche. Erzählt mir hier doch nichts davon, dass man sich keine Zukunft aufbauen kann, wenn man es wirklich möchte. Man muss es halt WOLLEN und etwas dafür tun. Dafür hat es dann eure Folgegeneration (sollte alles "Normal" weitergehen) leichter und die danach NOCH leichter.
Das nicht jeder ein Gewinner sein kann ist auch klar, aber so ist das Leben nun einmal.
Meiner Meinung sollte bei Bänker, Anwälten, Consultants und Steuerberatern das Gehalt auch bei 40 EUR/Std. gedeckelt sein und Handwerker 100 EUR/Std. verdienen und mit 55 in Rente gehen dürfen. Denn das sind diejenigen, welche Produkte generieren. Die anderen tun sich nur wichtig und schaffen keinerlei Mehrwert. Aber leider funktioniert unsere Gesellschaft nicht so - ich wünschte es wäre anders.
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