Das ist Quatsch, der Wert der Restschuld hat mit dem Einkommen per se überhaupt nichts zu tun. Der Wert ergibt sich aus dem Vergleich mit den Preisen von anderen Gütern und Dienstleistungen. Wenn z.B. ein Brot in einer Hyperinflation eine Billion kostet, ist der Wert einer Restschuld von einer Million lächerlich gering.
Stell dir vor, jemand verdient plötzlich doppelt so viel wie zuvor, hat also eine Einkommenssteigerung von 100% bekommen - würdest du dann auch sagen, dass sich seine Restschuld um 100% reduziert hat? Wohl eher nicht.
Die Einkommen steigen jetzt schon nominal auf weiter Front - es passiert eben nur nachgelagert zur Inflation und dauert etwas.
Und nochmal: es geht nicht um eine Kaufkraftsteigerung! Nominale Einkommenssteigerungen sind ausreichend, da der Kreditbetrag fixiert ist. Die Einkommenssteigerungen können hierbei auch deutlich unterhalb der Inflationsrate liegen, solange am Ende vom Monat nominal (nicht real!) nach Abzug aller Kosten mehr übrig bleibt als zuvor.
Beispiel: jemand verdient 3000€ netto und benötigt für seine Lebenshaltung (Lebensmittel, Energie etc.) 800€ und für die Kreditrate 1000€. Es bleiben 1200€ für die potentielle Sondertilgung der Restschuld monatlich übrig.
Jetzt steigen die persönlichen Lebenshaltungskosten um 50% auf 1200€, die Kreditrate bleibt bei 1000€ und es würden (bei konstantem Einkommen) nur 800€ für die potentielle Sondertilgung der Restschuld übrig bleiben. Das Einkommen bleibt bei einer derartigen Inflation aber nicht konstant. Der Immobilienbesitzer muss nur > 400€ netto (Sondertilgung vor Inflation von 1200€ - Sondertilgung nach Inflation von 800€) monatlich mehr verdienen, um mehr als zuvor sondertilgen zu können. Das ist bei einem Einkommen von 3000€ gerade mal eine Netto-Einkommenssteigerung von 13%, also deutlich unterhalb der persönlichen Inflationsrate von 50%.
Ungeachtet dessen macht es natürlich wenig Sinn, bei Niedrigzinsen sonderzutilgen, nur um schuldenfrei zu sein. Lieber wartet man die Geldentwertung über einen längeren Zeitraum ab und zahlt die Restschuld irgendwann auf einen Schlag zurück.
WiWi Gast schrieb am 14.11.2022:
Und noch einmal:
dieser effekt ist höchstindividuell.
Wenn mein Einkommen dieses Jahr um 10% steigt, dann "entwertet" sich meine Baufi auch um diese 10%. Wenn mein Einkommen aber nicht steigt, entwertet sich da individuell garnichts. Der nominale Kreditbetrag bleibt, meine Kaufkraft ist nicht gestiegen.
Der generelle Effekt ist aber Quark und resultiert im Zweifel aus irgendwelchen Youtube-Coach-Immobilieninvestor-Videos.
WiWi Gast schrieb am 13.11.2022:
Das Abtragen eines Immobilienkredits geht bei hohen Inflationsraten bedeutend schneller... Schon die Inflation in diesem Jahr hat die Restschuld real um knapp 10% reduziert.
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