Neue 2022er-Studie des Bundesinstituts für Raumforschung BBSR (gibt es tatsächlich), heute veröffentlicht:
Die meisten Immobilien in Deutschland werden nicht neu gebaut, sondern „im Bestand“ erworben. Das ist eines der Ergebnisse einer Studie zum Wohneigentum hierzulande, die das Bundesinstitut für Raumforschung auf Basis einer regelmäßigen repräsentativen Befragung erstellt hat.
Dabei stellte sich auch heraus, dass zwischen 2018 und 2021 weniger neugebaute Häuser und Wohnungen erworben wurden als in den Vorjahren. Ende der 70er Jahre lag der Neubau-Anteil noch bei über 50 Prozent und ist seitdem stetig gesunken, auf inzwischen nur noch rund 20 Prozent. Als Grund geben die Autorinnen und Autoren unter anderem die hohen Preise im Neubau sowie den Mangel an Bauland an.
Jede 4. Immobilie als Erbe oder Schenkung - Einfamilienhaus dominiert bei Selbstnutzern
Das freistehende Einfamilienhaus dominiert der Umfrage zufolge die Wohneigentumsbildung. 45 Prozent der befragten Haushalte bildeten zuletzt Wohneigentum in diesem Segment – und damit deutlich mehr als Anfang der 1990er (25 Prozent). 19 Prozent verwirklichten nach der aktuellen Befragung ihren Wunsch nach Wohneigentum in einer Doppelhaushälfte, 13 Prozent in einem Reihenhaus und 17 Prozent in einer Eigentumswohnung.
„Der Anteil der Eigentumswohnungen an selbst genutztem Wohneigentum hat in den letzten Jahren abgenommen, obwohl immer mehr solcher Wohnungen fertiggestellt wurden. Das Segment spielt anscheinend eher im Mietwohnungsbau eine Rolle“, erläutert Ammann.
Gekauft wurden Einfamilienhäuser meist von Familien: Etwa 86 % der eigentumsbildenden Familien realisieren ihr Wohneigentum in Häusern, nur knapp 14 % erwerben Eigentumswohnungen (vgl. BBSR 2022: 6) Fast jede vierte Immobilie (23 %) wechselte inzwischen aber auch als Erbe oder als Schenkung seine Besitzerin oder seinen Besitzer.
Eigentümerquote bleibt gering
Die Eigentümerquote in Deutschland bleibt dennoch gering – sie ist seit etwa zehn Jahren nicht mehr gewachsen und liegt nur bei etwa 46 Prozent. Dabei gilt: Je älter die Haushalte, desto eher besitzen sie Wohneigentum. So hatten im Jahr 2018 lediglich rund 5 Prozent der jüngsten Haushalte unter 30 Jahren selbstgenutztes Wohneigentum, bei Haushalten zwischen 45 und 60 Jahren waren es 74 Prozent. Mit Blick auf die Wohnflächeninanspruchnahme bis zum Jahr 2040 sind zudem die Unterschiede zwischen Eigentümer- und Mieterhaushalten klar erkennbar. So fragt in der Hochrechnung ein Einpersonenhaushalt im Alter von über 75 Jahren als Mieterhaushalt durchschnittlich 64,3 m² (2019) nach und als Eigentümerhaushalt rund 98,9 m² (s. Abb. 8). In der Prognose bis 2040 verstärkt sich dieser Trend. Es ist zu erwarten, dass über 75-jährige Mieterinnen und Mieter in Einpersonenhaushalten durchschnittlich 68 m² in Anspruch nehmen, während Eigentümerinnen und Eigentümer gleichen Alters im Mittel 109,6 m² nutzen.
Der Remanenzeffekt führt dazu, dass ältere Haushalte sehr viel mehr Wohnfläche beanspruchen, da sie auch nach dem Auszug der Kinder überwiegend in ihren Wohnungen bzw. Häusern verbleiben und somit ihre Wohnungsgröße nicht reduzieren. Stattdessen sinkt die Haushaltsgröße und die Pro-Kopf-Wohnfläche steigt. Es ist zu beobachten, dass der Großteil der Menschen ihre Wohnsituation und damit ihre Wohnflächennachfrage nach dem 50. Lebensjahr nicht mehr verändern. Diese Beharrungstendenz besteht zumeist solange, bis sich ein Umzug nicht mehr vermeiden lässt (z. B. Pflegebedarf im Alter).
Auch im höheren Alter verbleiben die inzwischen kleinen Haushalte in ihrem angestammten Wohnraum (vgl. Braun/Holler 2016). Dies ist auch auf das geringe Angebot an barrierearmen und damit altersgerechten Wohnungen zurückzuführen. Neben den wenigen Alternativangeboten spielen die Verwurzelung im eigenen Wohnumfeld sowie vor allem die Kosten für die älteren Haushalte eine zentrale Rolle. Meist liegen in den neu zu beziehenden Wohnungen die Wohnkosten trotz der kleineren Wohnflächen auf höherem Niveau als bei der aktuell bewohnten Wohnung. Hinzu kommen die Kosten für den Umzug sowie auch der hohe Aufwand, der im Vorfeld eines Umzugs betrieben werden muss. Daher ist der Nutzwert durch einen Umzug für ältere Haushalte allein monetär wenig nachvollziehbar. Dies betrifft den Miet- sowie den Eigentumsmarkt.
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