Ich kann das echt nicht mehr hören. Es ist vollkommen ok, wenn einem die 20k-Stadt oder das Land gefällt, aber bitte hört doch auf, immer zu behaupten, dass es da "alles gibt was man braucht." Vielleicht brauchst du einfach sehr wenig.... ich habe jetzt zwei kleine Kinder und ja, da ist man natürlich deutlcih seltener unterwegs. Und trotzdem bin ich selbst überrascht, wie ich jede Woche 2x irgendein Stadtangebot annehme. Das ist der wöchentliche Besuch in der Boulderhalle, das ist die Gastronomie und wechselnden neuen und innovativen Läden, das war Montag der Weihnachtsmarkt, zu dem wir mit dem Straßenbahn gefahren sind, was die Kinder lieben, das ist das tolle Stadtschwimmbad und der Besuch eines Eishockeyspiels. Das ist der sonntägliche Spaziergang im Stadtpark - ich liebe auch Wald und Co, aber das Flair im Stadtgrünen mit den Leuten will ich nicht missen. Das sind bald wieder spontane Konzertbesuche in alternativen Läden, das wird, wenn die Kinder größer werden, wieder Kino und Theater sein etc. pp. Und ich kann all die Dinge mit dem Fahrrad machen.
Wir wohnen am Stadtrand direkt am grßen Feld und Wald. Ich muss nicht mitten drin wohnen, aber ich möchte in kurzer Zeit die Angebote der Stadt nutzen können und so doof es klingt: Ich trinke auch gerne mal ein Bier oder einen Wein und liebe es, dass ich das machen kann ohne danach mit eben doch schnell mal 0,5 pro Mille ins Auto zu steigen.
"Ich sitze mit 70k brutto in einer ländlichen 20k-Einwohnerstadt, wo es alles gibt was man braucht in einer 100qm ETW, die in 15 Jahren abbezahlt ist."
WiWi Gast schrieb am 23.11.2021:
WiWi Gast schrieb am 23.11.2021:
Das sind halt Leute, die sich nicht eingestehen wollen, dass sie mit ihren 60-80k brutto Jahresgehalt absolut nichts besonderes sind. Oft in Frankfurt und München zu finden. Ich sitze mit 70k brutto in einer ländlichen 20k-Einwohnerstadt, wo es alles gibt was man braucht in einer 100qm ETW, die in 15 Jahren abbezahlt ist.
Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun? Zum einen ist man für das Finanzamt und für das öffentliche Narrativ bereits mit 80k€ etwas besonderes (die oberen 10% der angestellt Beschäftigten).
Zum anderen will halt nicht jeder in einer 20k Einwohnerstadt leben. Ich habe in einer 500k Stadt studiert und es ging mir dort echt gut. Ich bin nie in Clubs oder auf Parties gegangen aber ich habe gerne mal hier und da Essen probiert (wenn der Geldbeutel es hergab). Ich bin einfach gerne mit der Straßenbahn in andere Stadtteile gefahren und habe mir dort Leute und Gebäude angesehen. Ich bin am Wochenende in Eisstadion gefahren (mit der Straßenbahn, denn ein Auto hatte ich nicht und brauchte ich nicht) oder im Sommer in eines der vielen Freibäder. Ich bin Abends nach der Uni in einen Park gegangen und habe ein Buch gelesen. Oder ich bin einfach nur stundenlang durch den stadtnahen Wald geschlendert. Verwandte und Bekannte besuchen? Kein Problem, ICE Bahnhof mitten in der Stadt. Es war toll.
Und dann bin ich für den Job (und die Frau) auf das Land gezogen. Und seitdem sieht mein Tagesablauf so aus: aufstehen, arbeiten, Fernseher, ins Bett. Zwischendrin Auto fahren (was ich hasse). Ich bereue den Tag zutiefst, an dem ich die Stadt verlassen habe. Heute treffe ich mich einmal im Jahr mit einem Freund in irgendeiner Großstadt (jedesmal eine andere, zuletzt Dresden). Und jedes mal fühle ich, wie toll das Stadtleben ist und wie sehr ich es vermisse.
Städte (und damit meine ich Großstädte ab ca. 300k Einwohnern) haben ihre eigene Energie, und manche Leute benötigen diese Energie um glücklich zu sein. Die gehen auf dem Land ein wie eine Primel. Da ist es vollkommen egal, ob auf dem Land die Häuser billig sind. Was nützt denen ein Haus, wenn sie darin unglücklich sind und sich nur weg, zurück in die Stadt sehnen.
Du sprichst mir aus der Seele Bruder. Ich bin auch für Frau und Kind aufs Land gezogen und verfluche jeden Tag. Haus und Garten können mir gestohlen bleiben wenn das Lebensglück fehlt.
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