Kein Bock mehr auf Arbeit
Bin 36 Jahre alt, habe Diplom in BWL von einer Uni. Ein paar Jahre Big4, jetzt im Controlling im Konzern. Insgesamt 12 Jahre Berufserfahrung, schon so ca. 17 Rentenpunkte. Kein Wehrdienst, war schon damals Drüc... ähm untauglich.
Frau, 2 Kinder, Frau arbeitet schon wieder und verdient ganz gut. Ihr macht der Job halbwegs Spaß, also nicht so ein Desinteresse wie ich an meinem Job habe, zumindest.
Haus mit Wert von ca. 650k im Speckgürtel einer deutschen Großstadt und Restschuld 280k. Langfristig festgeschrieben zu guten Zinsen.
Im ETF-Depot bin ich hoffentlich nächstes Jahr irgendwann wieder sechsstellig. Habe nicht vor, das ETF-Depot zur Sondertilgung zu nutzen, da die Zinsen eben wirklich gut sind und wir diese Quasi-Miete locker aus unserem Einkommen bestreiten können. Haus ist Neubau, paar Jahre alt, und da ist die nächsten 50 Jahre nichts dran zu machen außer 1-2 neue Heizungen im Wert von je 2-4k Euro (inkl. Einbau). Der "Neubau" meiner Eltern wird bald 25 Jahre alt, daher kann ich das schon ganz realistisch einschätzen. Die haben daran bisher noch nichts gemacht, sogar die originale Heizung ist noch drin. Und das sieht auch noch alles top aus.
Wir haben zwei Gebrauchtwagen der Kompaktklasse und Ölwechsel, Reparaturen etc. macht alles jemand aus der Familie ohne, dass es uns etwas kostet. Auch kein Handgeld. Ersatzteile bekommen wir OEM-Ersatzteile zu Händlereinkaufskonditionen. Wir haben auch keine weiten Arbeitswege, so dass die Autos kaum Kosten verursachen. Und Wertverlust ist auch minimal, da wir gebraucht kaufen (Erstwagen 8k, Zweitwagen 5k - jeweils der Einkaufspreis) und trotzdem lange damit fahren.
Urlaub maximal 1x im Jahr 2 Wochen Türkei. Die Kinder sind eh zu jung, damit sie jetzt einen coolen Städtetrip wertschätzen würden. Haben wir aber früher alles gemacht und sind mehr gereist. Heutzutage lässt das aber der Job nicht zu, d.h. wir bekommen aufgrund diverser Einschränkungen kaum koordiniert, dass wir viel gemeinsamen Urlaub haben. Eine Woche spontan geht immer mal, aber beide 2 Wochen am Stück zur gleichen Zeit im Sommer in der Ferienzeit - da sind wir schon echt jedes Jahr froh, wenn es klappt. Also, wir haben ein schulpflichtiges Kind und ein kleineres Kind. Wir wollen ihnen halt bisschen Strandurlaub bieten, das war es.
Wir sind also mehr oder weniger sparsam unterwegs. Das Grundstück haben wir schon vor längerer Zeit gekauft, als es noch günstig war. Und auch der Hausbau liegt schon einige Jahre zurück, da war alles noch preiswerter. Unsere Kosten für Auto und Urlaub sind echt überschaubar. Auch beim Essen hält es sich in Grenzen, da wir nichts beim Lieferdienst bestellen oder Burger holen, sondern meist frisch selbst kochen und wir sind auch nicht so die Fleisch-Fans. Und wenn Fleisch, dann Hähnchenbrust. Macht man ja so als Fitnessstudio-Gänger. Die ganzen "teuren" Fleischsorten haben wir auch schon ausgiebig probiert, schmeckt uns aber nicht. Auch Kleidung ist bei uns nicht so das Thema, wir machen ja beide Sport und da bin ich immer der Meinung, einfach etwas figurbetontes und schlichtes und die Figur wirken lassen. Sowohl für mich als auch für meine Frau. Wir müssen beide auf Arbeit auch keine Anzüge tragen.
Naja und Möbelmäßig sind wir halt auch voll eingerichtet, vieles erst wenige Jahre alt und nicht vor, was zu ändern. Garten ist auch fertig. Da ging wirklich eine gute vierstellige Summe nur für die Pflanzen drauf, aber mittlerweile ist alles angepflanzt und angewachsen. Haben auch so ein automatisches Bewässerungssystem in der Hoffnung, dass nie etwas eingehen wird. Naja. Spielereien halt. Also, klar müssen die Kinderzimmer mal neu eingerichtet werden, aber natürlich kommen da IKEA-Möbel rein. Sowas ist den Kindern nun wirklich egal.
Der Großteil des monatlichen Geldes fließt also wirklich in das ETF-Depot, weil wir keine Konsumwünsche haben, welche wir uns erfüllen wöllten. Wir würden jetzt nie an Unternehmungen mit den Kindern oder mit Familie und Freunden sparen. Wir laden auch gerne mal zu uns ein zum Grillen oder auch drinnen. Wir sind unterwegs, aber eine Radtour kostet eben auch nichts. Oder eine Wanderung. Oder zum Spielplatz.
Der zweite große Posten ist die Kreditrate, welche zu 70% auch Vermögensaufbau ist (Tilgung).
Eigentlich läuft ja alles super. Aber ich finde meinen Job, nach den vielen Jahren, wirklich nur noch mies. Es liegt nicht an der Firma. Es liegt nicht an den Bedingungen. Gutes Gehalt, Gleitzeit, 16h Schluss im Schnitt, kurzer Arbeitsweg.
Inhaltlich habe ich einfach irgenwie kein Bock mehr auf das BWL-Dasein. Ich merke privat, wie mir Geld mittlerweile ziemlich egal ist. Aber beruflich soll ich dort schwachsinnige Optimierungen anstellen. Am Ende sind es immer die gleichen Themen. Wobei bei mir halt irgendwie die Einstellung da ist, wir machen Gewinn, die Leute werden bezahlt, also alles gut. was soll ich da an Optimierungen arbeiten, welche vielleicht minimal den Gewinn steigern, aber 1-2 Leute den Job kosten können? Was soll ich eine Planabweichung von 10.000 EUR erklären, wir sind doch profitabel. Bin ein schlechter Controller, ich weiß.
Die ganze Darstellung oben hatte eigentlich den Zweck gehabt, darzustellen, dass ich auch problemlos bereit wäre, erhebliche Gehaltseinbußen in Kauf zu nehmen. Bedingung an einen neuen Job wäre halt, keine Überstunden und regelmäßige Arbeitszeiten wochentags bis 15/16h. Habt ihr eine Idee, vielleicht auch etwas, was einen erfüllen könnte und eben nicht nur Geld bringt? Aber halt 8to4 und Mo-Fr.
Oder weiter durchziehen bis zur Kotzgrenze? Und Haus noch schnell abbauen, paar 100k im Depot aufbauen und dann davon leben?
antworten