WiWi Gast schrieb am 25.10.2019:
- Mitarbeiter teilt einfach morgens mit, er bleibt heute zu Hause, weil "das Kind krank ist". Ob wichtige Termine anstehen oder Dinge erledigt werden müssen - egal, muss halt verschoben werden oder jemand anderer springt halt ein. Teilweise geht das dann über mehrere Tage (kann man sich nicht wenigstens mit der Frau abwechseln??) Und der Mitarbeiter muss dafür nicht mal Urlaub nehmen oder ein Attest vorlegen, dass das Kind wirklich krank war.
- Mitarbeiter teilt mit, er müsse jetzt übrigens gehen (um 14 Uhr oder gleich direkt nach dem Mittagessen!), weil "die Kinderbetreuung kurzfristig abgesagt hat und ich das Kind abholen muss". Wieder wird selbstverständlich erwartet, dass Termine verschoben werden etc. Dies geschieht mehrfach, auf die Frage ob es nicht mal zu überlegen wäre, eine zuverlässigere Kinderbetreuung zu finden, gibt es nur ungläubige Blicke und die erstaunte Frage "Warum das denn, nur weil sie jetzt einmal abgesagt hat?!" (Hallo?! EINMAL??)
Das ist so eine typisch deutsche Einstellung, welche den Arbeitgeber auf ein annäherndes Gott-Niveau hievt und das eigene Leben kommt dann irgendwann danach, hmm?
Zum Glück geht schon vom deutschen Gesetz her das Wohlergehen der Kinder deutlich (!) über ein paar Stündchen Arbeit. Und vielleicht mit der Ausnahme von Japan ist der Deutsche wohl der einzige Dumme, der so buckelt für den eigenen AG.
Wenn der Mitarbeiter ausfällt, dann fällt eben der Termin aus? So what? Du kannst doch nicht ernsthaft denken, dass irgend ein Geschäftstermin so wichtig wäre, dass er wichtiger als das Wohlergehen eines Kindes ist? Wie kann man nur so Arbeitgeber-hörig sein?
Wir leben heute zum Glück in einer Gesellschaft, wo sich die gut qualifizierten Mitarbeiter die Jobs aussuchen können.
Und der Mitarbeiter kann wegen Kind krank übrigens beliebig lange Zuhause bleiben, denn das geht vom BGB her immer vor. Nur die Lohnfortzahlung der Krankenkasse ist auf 10 Tage gedeckelt. Wenn man sich natürlich gleich mal selbst ansteckt, dann ist man eben selbst auch krank.
Genauso das deutsche Kündigungsrecht. Da dauert es teilweise mehr als drei Monate, bis man aus dem Vertrag raus ist. Damit der AG schön lange eine Übergangszeit hat usw.
Da gibt es so ein kleines, kapitalistisches Land. USA nennt sich das. Da ist die Two Weeks Notice der Normalfall, also Kündigungsfrist zwei Wochen jederzeit. Aber selbst das ist praktisch optional. Wenn der ex-AG Mist war, dann kommt man einfach vom einen auf den anderen Tag nicht. Auch das ist üblich und damit gibt es keine rechtlichen Probleme.
Nur die Deutschen hängen an ihren AGs und vergöttern diese. Ich sag euch mal, wie es normale Menschen handhaben, da kommt die eigene Familie, die eigene Gesundheit und tausend andere Faktoren und irgendwann ganz hinten kommt der AG. Aufgrund der heutigen Arbeitsmarktsituation kann man sich da auch praktisch eine Menge herausnehmen. Und damit meine ich nicht, Kind krank. Das ist rechtlich vorrangig auf beliebig lang Zeit.
Bei uns wollen die meisten Leute zwischen 15h und 16h gehen, obwohl wir häufig Korrespondenz mit den USA haben. Da wollt die Geschäftsführung durchsetzen, dass mindestens bis 15:30 Anwesenheitspflicht ist. Dagegen hat die Belegschaft rebelliert, indem sie es ignoriert hat und schließlich wurde es auch zurückgenommen.
Ebenso die Raucherpausen. Bin übrigens selbst kein Raucher und nutze das auch nicht. Es sollte Rauchen nur in der Mittagspause erlaubt werden. Hat sich nie einer dran gehalten von den Rauchern und seit einigen Monaten sind die Bemühungen der Geschäftsführung im Sande verlaufen.
In beiden Fällen hätte man es ja mit Abmahnungen forcieren können, aber dazu ist jeder einzelne Mitarbeiter zu wichtig. Lieber ein MA welcher dauernd draußen ist und raucht und 15h bereits weg ist, was effektiv eine Stunde zur Live-Korrespondenz mit den US-Mitarbeitern zulässt, als kein Mitarbeiter.
Ich kenne von Freunden da noch wesentlich krassere Sachen, aber Fakt ist, dass sich die Mitarbeiter nicht auf der Nase tanzen lassen sollten. In den Ballungsgebieten ist es kaum möglich, adäquaten Ersatz zu finden. Selbst inkompetente Mitarbeiter werden durchgeschleift, weil es besser als kein Mitarbeiter ist.
Und wegen Kind krank oder Ausfall der Betreuung früher gehen oder gar nicht kommen, das geht sogar gesetzlich vor, und zwar für einen beliebig langen Zeitraum.
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