Aus eigener Erfahrung kann ich ein paar Punkte beisteuern. Ich habe mich zwischen Promotion und MBA letztendlich für den MBA entschieden.
1) Es ist definitiv einfacher eine Promotionsstelle zu bekommen an einer beliebigen deutschen Uni als in ein Top-MBA Programm zu kommen. Die Uni an welcher man promoviert ist dabei ja nicht so entscheidend, sondern letztendlich der Titel. Ganz anders beim MBA. Hier ist die Uni absolut wesentlich, da sie durch ihre Selektion der Bewerber schon wie ein Filter wirkt. Ist man erstmal zugelassen ist der MBA, immer noch viel Arbeit, aber eine sehr sichere Sache und fast niemand fällt durch. Anders bei der Promotion wo die Hauptarbeit natürlich im Schreiben der Arbeit an sich liegt.
2) Aus Personalersicht sendet das Absolvieren eines Top-MBAs ein gutes Signal, dass der Bewerber für eine Managementposition gut gewappnet ist, da er sich durch analytische Brillanz (GMAT Score und Studieninhalt), Persönlichkeit (Empfehlungsschreiben, Teamarbeit, interkulturelle Kompetenzen) und Führungsqualitäten (vorherige Berufserfahrung oft 3-8 Jahre und Karrierefortschritt) aufweist. Der Doktor sendet das Signal, dass man wissenschaftlich fundiert arbeiten kann, was sicherlich ein hohes Gut ist, aber halt in der Praxis nicht für jede Stelle notwendig (wenn man den Doktor nach einigen Berufsjahren macht, kommt dieser Aspekt natürlich dazu).
3) Stellenwert: Aus historischen Gründen hat der Doktor in Deutschland noch den höheren Stellenwert auch rein formal betrachtet und weil er zusätzlich im Titel geführt werden kann. Dies heißt aber nicht automatisch, dass man damit auch die bessere Karriere macht. In den meisten Unternehmen wird befördert wer Leistung bringt und wer gut die Personalleiter spielen kann, heißt bei Vorgesetzten beliebt ist und auf sich positiv aufmerksam macht.
4) In meiner Arbeit (Beratungsbranche) haben mindestens 90% einen MBA oder eine Promotion. In Deutschland noch verbreiteter der Doktor, in den ausländischen Büros der MBA. Qualitativ merkt man da keinen Unterschied, da eine generelle Brisanz schon durch unser Auswahlverfahren gesichert ist. Was jedoch auffällt ist, dass die Doktoren oft wenig in die Breite denken können und sich eher in ihrem Gebiet gut auskennen. Den MBA Absolventen fällt es deutlich leichter Querbeet zu denken und ein gesundes Wissen aus verschiedenen Teilbereichen zu haben (Marketing, Finanzen, Accounting etc.). Da man für die meisten Führungsaufgaben vor allem in der ersten Führunglinie eher breites Wissen braucht, ist das sehr vorteilhaft.
5) Kosten: Der MBA ist sehr teuer und zahlt sich in Deutschland finanziell in nur wenigen Branchen aus. Dazu zählen Beratungen, Banken, Private Equity und ggf. einigen internationalen Großkonzernen. Ein Doktor hingegen ist deutlich effektiver in der normalen Industrie sowie Wirtschaftsprüfung und dem Mittelstand (auch weil die Personalabteilungen sich erst langsam umstellen). In den Pro-MBA Industrien sollte man direkt nach dem MBA auf jeden Fall 100k Gehalt erhalten, was nicht einmal besonders viel ist. Für einen deutschen lohnen deshalb vor allem einjährige Programme, da sie die Opportunitätskosten durch kürzeren Gehaltsausfall senken. Vorteilhaft ist auch, wie in den USA üblich, wenn man finanziellen Support von seinem Unternehmen bekommt und in Deutschland ist der MBA zusätzlich auch voll steuerlich abzugsfähig.
6) Was ist besser: Nutzlose Diskussion, da es wie oben beschrieben davon abhängt, wo man später einmal hin will und es eine individuelle Entscheidung ist. Aus meinem Freudneskreis kann ich aber berichten, dass die MBA-Zeit im Durchschnitt mehr Spaß ist und die Promotion öfter zu emotionalen Höhen- und Tiefflügen verleitet. Fakt ist jedoch, dass sich ein MBA nur an einer Top-Uni lohnt.
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