WiWi Gast schrieb am 01.05.2019:
Eigentlich sollten Mathematik und VWL zusammengehören. Tun sie auch, aber es wird an den Unis nicht so gelehrt. Schau dir mal an wie viel Mathematik die VWLer haben. Angemessen wäre es, wenn VWLer soviel Mathematik wie die Physiker haben, um die Modelle die sie benutzen einigermaßen zu verstehen.
Es fängt ja schon mit Trivialitäten wie dem Lebesgue-Integral an. Ich stelle mal die These auf, dass 90% aller VWLer dieses niemals ordentlich eingeführt haben, im besten Fall wurde erwähnt, dass so etwas existiert. Und das obwohl es notwendig ist um elementare Begriffe wie Erwartungswert und Varianz vernünftig zu definieren. Und solange das so ist, sehe ich nicht, dass das Studium besonders mathematisch oder quantitativ wäre. (Zumindest gemessen an Physik, Mathe, evtl. Informatik)
Kommt drauf an wo du studierst. In den USA ist es ja durchaus üblich, primär Mathemajors mit Econ-minor für PhD zuzulassen. Da gibt es dann keinen wirklichen Unterschied.
In Deutschand gibts auch Unis die aufgepasst haben. Ich hatte da Glück: bei uns im Master waren z.B. Measure Theory (W.Theorie), Analysis (auch in Banach/Frechet spaces) und Dynamical Systems (auf Manifolds) Pflicht. An der Mathefakultät. Soviel ich weiß waren es normale Mathekurse.
Von Lebesque Integral bis Martingales alles mit dabei, alles grunsätzlich mit Beweisen. In W.Theorie nach dem Buch vom guten Achim K - also auch kein Unterschied zu Mathe. War zwei Jahre Krieg, aber hat sich für den PhD gelohnt. Allerdings auch gute Betreuung von der Mathefakultät.
Aber so cool das alles ist, und so cool ihr Mathefritzen auch seid. Und glaub mir, mir hat das sehr, sehr gefallen - es ist und bleibt doch kein Garant für gute Forschung.
Ich kenne so viele Mathematiker die im VWL Bereich forschen und zu Lebzeiten nix von Relevanz zustande bringen. Physiker genauso.
Es drängt sich halt doch der Gedanke auf, dass es vielen Mathematikern dann an guten Ideen fehlt. Gerade wenn das Ego so groß ist, dass man sich stets als großen Fisch sieht, während die VWLler alles nur Guppies sind. Bevor es dann mit den Publikationen doch nicht klappt. Kommt wohl häufiger vor. Nicht zuletzt weil viele Mathematiker in der VWL halt in Mathe gescheitert sind. Die wollen kein VWL machen, die wollen Mathe machen - und denken sich, dass das in der VWL einfacher ist. Deren Paper liest dann niemand.
Ich denke VWL ist angewandte Mathematik. Ich würde, wenn ich es nochmal machen könnte, direkt WiMathe studieren, also Mathe mit "Nebenfach".
Aber eine große Menge von Unis und viele motivierte Studenten haben das auch mitbekommen. Es gibt ja hier im VWL Forum auch gerade jemanden, der sich im Bachelor fragt wieso er so wenig Mathe lernt.
Die Jungs und Mädels an guten US Unis wählen schon die richtigen Kurse. Die Leute aus Bonn haben es auch drauf. Klar, ihr Mathematiker seid die tollsten und die besten in allen Bereichen des Lebens. Aber ich hab schon sehr viele kluge VWLler kennenlernen dürfen, und die hätten auch alles andere studieren können. Einige wollen halt VWL machen, tja.
So. Mathematiker sind die größten. Aber wenn der Erfolg nur darin besteht, das Mathestudium überhaupt abgeschlossen zu haben, würd ich mir überlegen, die Brust allzu weit aufzupusten.
aber nur so nebenbei
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