Ich bin noch mal der, der die Bildungsblase bestreitet und das Phänomen eher als Bildungsexpansion sieht.
Ich bin mir nicht ganz sicher, weil ich nicht alt genug bin, um zu wissen, wie die Arbeitswelt vor der Einführung des Computers am Arbeitsplatz aussah. Ich vermute aber, dass in den 90ern durch die Einführung von PCs an jedem Arbeitsplatz eine ganze Menge einfacher Bürotätigkeiten weggefallen ist. Daher rühren die höheren Anforderungen wohl nicht nur von einer Inflation der Bildungsabschlüsse her, sondern auch von einer Rationalisierung am Arbeitsplatz. Die Arbeitsplätze, die übrig bleiben, werden immer anspruchsvoller.
Mal ein persönliches Beispiel: Ich habe als Student einen Nebenjob als "Datentypist" gehabt. Gesucht wurde ein Berufs(-wiedereinsteiger) als 400-Euro-Kraft und die Tätigkeit laut Aussage des Ansprechspartners für die Stelle sei total öde. Man wollte es ja nicht beschönigen, sagte man mir im Vorstellungsgespräch. Klingt einfach, oder?
In Wirklichkeit musste ich nicht nur Daten erfassen, sondern auch ein Webportal auf dem neuesten Stand halten, die Projekte der Abteilung mitkoordinieren helfen, Übersetzungen machen und bei ausländischen Handelskammern (z.B. Paris, Singapur) bestimmte Auskünfte einholen.
Ich glaube, der Trend geht einfach dahin, keine extra Stellen mehr für "Geringualifzierte" einzurichten, sondern die einfachen Tätigkeiten nebenher von höher qualifizierten Mitarbeitern erledigen zu lassen. Dank des PCs geht das heute ja auch relativ gut.
Ich meine, eine "nackte" Bürokauffrau bekommt heute locker 2.600 ? im Monat. Sie kann nur ans Telefon gehen, Dokumente ablegen und Rechnungen schreiben. Wenn ich stattdessen einen BWL-Bachelor von der Hochschule nehme, ist der mit 3.200 ? nicht so viel teurer, kann aber wesentlich mehr machen z.B. auch irgendwelche Controlling-Aufgaben erledigen und die Dokumente legt der einfach nebenher ab. So ist ein Hochschüler für Unternehmen einfach unterm Strich günstiger.
antworten