Nobelpreisträger für Wirtschaft 1996
Der Nobelpreis für Wirtschaft ging 1996 an James A. Mirrlees und William Vickrey für ihre Arbeiten zur Theorie der Anreize bei asymmetrischer Verteilung von Informationen.
Auktionen
und Zweitpreisauktion
Auktionen sind ebenfalls durch eine
asymmetrische Verteilung von Informationen gekennzeichnet, da potenzielle
Käufer nur über begrenzte Informationen hinsichtlich des Wertes der zum
Verkauf stehenden Vermögenswerte oder Rechte verfügen. Vickrey analysierte
die Eigenschaften verschiedener Arten von Auktionen in zwei
Arbeitspapieren 1961 und 1962. Er beschäftigte sich vor allem mit der
sogenannten »Zweitpreisauktion«, die inzwischen auch als Vickrey-Auktion
bekannt ist. Bei diesem Typus wird jeweils ein Gebot geheim abgegeben. Das
Höchstgebot erhält den Zuschlag, jedoch zu dem Preis des zweithöchsten
Gebotes. Durch diesen Mechanismus zeigt sich die wahre
Zahlungsbereitschaft eines Individuums.
Da bei einer üblichen
Aktion niemand die Gebote der anderen kennt, besteht stets das Risiko,
deutlich über dem zweithöchsten Gebot zu liegen und so wesentlich mehr zu
bezahlen, als erforderlich ist, um den Zuschlag zu erhalten. Dies führt
dazu, dass die Gebote meist deutlich unter dem Preis liegen, den der
Einzelne zu zahlen bereit wäre und der Anbieter nicht das eigentlich
mögliche Höchstgebot erzielt. Bei einer Vickrey-Auktion dagegen ist das
Verhalten der anderen Bieter für die eigene Entscheidung nicht relevant
und alle Teilnehmer können ohne Risiko soviel bieten, wie sie zu zahlen
bereit sind.
Spätere Forschungen haben analoge Prinzipien
beispielsweise mit Mindestgeboten für die Ausschreibung öffentlicher
Bauprojekte entwickelt. Vickreys Arbeit hat daher nicht nur die
Auktionstheorie entscheidend beeinflusst. In ihr sind fundamentale
Einsichten über Mechanismen der Ressourcenallokation enthalten, die der
Schaffung gesellschaftlich erstrebenswerter Anreize dienen.
Weitere
Beiträge zur Forschung
James Mirrlees und William Vickrey
haben darüber hinaus beachtliche Beitrage in anderen Bereichen der
Wirtschaftswissenschaften geleistet. In Zusammenarbeit mit dem Amerikaner
Peter Diamand hat Mirrlees die Struktur von Verbrauchssteuern in einer
Welt analysiert, in der zunehmende Lohnzusatzkosten zu sozialer
Ineffizienz führen. Das Ergebnis ihrer Forschung zeigt, dass es im
allgemeinen lohnt, eine volle Produktionseffizienz zu wahren. Konkret
heisst das, dass kleine, offene Wirtschaftsräume keine Zölle auf den
Außenhandel erheben sollten und dass die Besteuerung von
Produktionsfaktoren wie Arbeit und Kapital nicht auf der Produktionsseite,
sondern auf der des Verbrauchs erfolgen sollte. Die letztere Erkenntnis
hat sich gravierend auf die Entwicklungshilfe ausgewirkt. In
Zusammenarbeit mit Peter Diamond und dem britischen
Wirtschaftswissenschaftler Ian Little hat Mirrlees Kriterien zur Bewertung
von Entwicklungshilfeprojekten aufgestellt.
In der
wissenschaftlichen Arbeit Vickreys nimmt die effiziente Preisgestaltung im
Bereich des öffentlichen Dienstes eine bedeutende Rolle ein. Im Gegensatz
zu anderen exzellenten Theoretikern hat er sich stets um praktische
Anwendungsmöglichkeiten seiner Erkenntnisse bemüht. Ein Beispiel ist seine
berühmte Studie über das Preissystem der New Yorker U-Bahn. Sein Vorschlag
war ein früher Versuch, Preise im öffentlichen Dienst effizient zu
gestalten. Diese Studie stellte nicht nur einen Fortschritt gegenüber dem
sogennaten »Ramsey-Preissystem« dar, sondern vermochte auch in ihrer
Detailfülle zu faszinieren.
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Nobelpreisträger für Wirtschaft 1996
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Einkommensbesteuerung und Moral Hazard
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Auktionen und Zweitpreisauktion
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Über die Preisträger
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